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     3329  0 Kommentare Aktien-Absturz – warum? - Seite 2

    Die Gewinnentwicklung im S&P 500 wird nicht unwesentlich vom Energiesektor beeinflusst. Das erste Quartal 2015 zeigte zum ersten Mal seit 2008, dass die berichteten Quartalsgewinne ohne Energiewerte höher liegen als mit diesen zusammen (Chartquelle, Chart reicht bis zum Q2/2016).

    Im Energiesektor sind die Gewinne stark von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Der Preis für Oil Brent hat sich seit Jahresbeginn von knapp 30 Dollar auf in der Spitze 53 Dollar aufgeschwungen. Er konsolidiert gegenwärtig und stellt damit indirekt die Nachhaltigkeit des Endes der Gewinnrezession infrage. Dies dürfte den Verkaufsdruck zuletzt verstärkt haben.

    Die Profitmargen sinken seit dem zweiten Quartal 2015. Im vierten Quartal 2015 erreichte der Sinkflug im Jahresvergleich eine Abnahme der Margen um 20%. Dieser Pegel wurde auch vor früheren Rezessionen erreicht, bei den drei jüngsten dauerte es von diesem Punkt aus jeweils sechs bis neun Monate bis zum Start (Chartquelle, h/t Colin Twiggs).

    Überhaupt ist schwer vorstellbar, wie sich das KGV bei sinkenden Margen auf dem erreichten Niveau halten kann. Die folgende Gegenüberstellung zeigt, dass in den zurückliegenden 30 Jahren jedesmal dann im Kontext einer Rezession ein starker Kurseinbruch drohte, wenn die Profitmarge (nach vorstehendem Chart) und der Gewinn je Aktie (Earnings per Share nach Shiller – CAPE) zu lange und zu weit auseinanderdrifteten. Besonders ausgeprägt war das zwischen Ende 1996 und 2000 der Fall, aber auch ab Mitte 2006 ging die Schere ziemlich plötzlich auf. In der Rezession von 1990 blieb der Spread hingegen relativ gering, die Kursreaktion war ebenfalls verhalten. Seit 2015 divergieren beide Zeitreihen erneut, ihr Abstand ist jetzt etwa so groß wie Ende 2007.

    Dies mag ein weiterer Baustein in der Erkenntnis sein, dass der Bull-Run in die Jahre kommt und die wirtschaftliche Entwicklung weder die Masse, noch die Marge an Profiten abwirft, die nötig wären, um das erreichte Kursniveau bei Aktien auf Dauer zu rechtfertigen.

    Der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht unterstreicht, dass die Schaffung neuer Jobs erlahmt. Zwar gab es für die Vormonate noch eine markante Aufwärtsrevision, aber die Zahl der neuen Arbeitsplätze im non-farm-Bereich kam für Oktober unter den Erwartungen herein. Im Jahresvergleich betrug der Zuwachs 1,7%, was hinsichtlich des längerfristigen Trends neutral ist, aber auch noch einen deutlichen Sicherheitsabstand gegenüber der Marke von 1% ausweist, bei der die jüngsten drei Rezessionen jeweils begannen.

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    Klaus Singer
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