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    Trump-Geldpolitik  7344  0 Kommentare Trump will radikale Reflationierung - Mit Helikoptergeld in Richtung Vollgeldsystem? - Seite 2

    Trump hat damit als erster potentieller Regierungschef eines der G20 Ländern offiziell den Einsatz der geldpolitischen Helikopter unterstützt. Durch die direkte Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenbank und perspektivisch eine Annullierung der aufgekauften Staatsschulden erhoffen sich Politiker und Volkswirte eine Überwindung der Eiszeit. Japan ist bereits sehr weit in diese Richtung unterwegs, in Europa beginnt die Diskussion.

    Historisch ist das übrigens keine Premiere. Zur Finanzierung des Bürgerkrieges haben die Nordstaaten unter Präsident Lincoln zinslose Treasury Notes ausgegeben, um Staatsausgaben zu finanzieren. In der Spitze betrug das Volumen der als „Greenbacks“ bezeichneten zinslosen und nicht zu tilgenden Notes immerhin 450 Millionen Dollar, was heute rund 5000 Milliarden entspricht. Der Vorteil, damals wie heute, ist neben der zinsfreien dauerhaften Finanzierung des Staates, dass die Geldmenge gesteigert wird, ohne auf das Bankensystem angewiesen zu sein. Damit würden die USA wieder mehr Kontrolle über die Geldschöpfung erlangen, ein Thema, welches in Europa zur Zeit überhaupt nur in der Schweiz und in Island diskutiert wird, wo es Überlegungen gibt, auf ein Vollgeldsystem umzusteigen. In einem solchen Geldsystem wird das Geld nicht mehr von den Geschäftsbanken geschaffen, sondern nur noch von der Zentralbank. Unabhängig wie man grundsätzlich dazu steht, dürfte es unmittelbar stimulierend wirken.

    Wer es zuerst tut, gewinnt

    Ein weiterer Blick in die Geschichte – und zwar sowohl in die Zeit der großen Depression wie auch in die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts – zeigt, dass es jenen Ländern wirtschaftlich am besten erging, die am erfolgreichsten eine Reflationierung erwirken. Also einen deutlichen Anstieg des Preisniveaus, der dazu beiträgt, die Schuldenlast real zu entwerten. Je protektionistischer ein Land war und je schneller es schaffte, die eigene Währung zu entwerten, desto größer war der Erfolg. Ein Präsident Trump würde vermutlich genau diesen Weg beschreiten. Eine Begrenzung der Zuwanderung dürfte zu steigenden Löhnen führen. Protektionistische Eingriffe – wie auch immer begründet – zur Verlagerung von Produktion in die USA und tendenziell steigenden Preisen. Helikopter-finanzierte Konjunkturprogramme zu höherem Wachstum und – vermutlich – zu einer deutlichen Schwächung des US-Dollars, was wiederum Exporte fördert und Importe beschränkt. Macht Trump seine Drohung wahr, von den Verbündeten mehr militärische Eigenleistung zu fordern und die militärischen Aktivitäten im Ausland zurückzuführen, so hat auch dies eine belebende Wirkung für die USA.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Trump-Geldpolitik Trump will radikale Reflationierung - Mit Helikoptergeld in Richtung Vollgeldsystem? - Seite 2 Obwohl in den jüngsten Umfragen der Vorsprung Hillary Clintons vor Donald Trump zusammenschrumpfte, stehen die Wetten bei den professionellen Buchmachern immer noch klar für eine US-Präsidentin Hillary Clinton. Trotz der letzten Korrekturen gilt das auch für die Märkte.

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