Steuer auf Pflanzenschutzmittel
kostet viel - nutzt wenig / Agrarökonom Mußhoff deckt Mängel in Studie des UFZ Leipzig auf / Folgenabschätzung unzulänglich - Seite 2
Wetter oder Schädlingsvorkommen abhängt, können Trends nur aus dem
Vergleich von langfristigen Mittelwerten abgelesen werden. "Außerdem
zeigt sich, dass die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten auch
hinsichtlich des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes immer produktiver
geworden ist. Bezogen auf die Erntemenge wurden nämlich immer weniger
Pflanzenschutzmittel eingesetzt", rechnet Mußhoff vor und stellt
damit die Ausgangsannahme der UFZ-Studie in Frage.
Für irreführend hält der Agrarökonom auch die Ertragsvergleiche,
mit denen in dem Gutachten argumentiert wurde. So behaupten die
Leipziger Forscher, dass dänische Landwirte mit weniger
Pflanzenschutzmitteln ähnlich hohe Weizenerträge erzielen wie
deutsche Landwirte. Dieser Vergleich, so Mußhoff, leitet fehlt, da
sich die Standortbedingungen (Böden, Klima, Niederschläge) in vielen
deutschen Regionen stark von denen in Dänemark unterscheiden.
Angebracht wäre seiner Auffassung nach ein Vergleich zwischen
Dänemark und dem benachbarten Schleswig-Holstein, zumal die dortige
Landesregierung Auftraggeber der UFZ-Studie war. Dabei hätte sich
dann nicht nur gezeigt, dass der Weizenertrag in Dänemark zuletzt
rund 20 Prozent geringer ausfiel als in Schleswig-Holstein, es hätte
auch darauf hingewiesen werden müssen, dass als Folge der dänischen
Agrarwende Weizen dort heute kaum noch Backqualität aufweist und fast
ausschließlich in der Tierhaltung verfüttert wird.
Auch die ökonomische Grundannahme, mit denen für eine
Pflanzenschutzmittelsteuer argumentiert wird, stellte Mußhoff in
Frage: "Die UFZ-Autoren unterstellen zunächst, dass Landwirte
unmotiviert rund zehn Prozent Pflanzenschutzmittel zu viel
ausbringen, also verschwenderisch mit ihnen umgehen. Allerdings sind
Pflanzenschutzmittel auch ohne Sondersteuer schon teure
Betriebsmittel. Wenn die Landwirte wirklich die dummen Bauern wären,
für die die UFZ-Autoren sie offenbar halten, bleibt unklar, warum sie
bei Einführung der Pflanzenschutzmittelsteuer über Nacht zu rational
handelnden Agrarmanagern werden sollen."
Der Agrarökonom sieht dahinter ein grundsätzliches Missverständnis
der UFZ-Gutachter zum Pflanzenschutzmittel-Einsatz in der
Landwirtschaft. Die Autoren hatten für den
Pflanzenschutzmittel-Einsatz eine Produktionsfunktion zu Grunde
gelegt, die sie zur Beschreibung des Zusammenhangs zwischen Ertrag
und Düngemittel-Einsatz angenommen hatten.
Mußhoff widersprach: "Diese Produktionsfunktion lässt sich nicht
ohne Weiteres auf Pflanzenschutzmittel übertragen, vor allem nicht,
wenn wir von Insektiziden oder Herbiziden sprechen. Wird etwa die
erforderliche Aufwandmenge zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz
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