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     1064  0 Kommentare „Aktien sind wichtiger denn je“ - Seite 2



    FR: Können Sie diese Aktienrisiken genauer beschreiben?

    Zeinitzer: Die Portfoliotheorie identifiziert zwei Hauptrisiken bei der Aktienanlage: Das systemische Risiko, das ist marktspezifisch und wird vor allem vom Business Cycle und der Stimmung an den Finanzmärkten geprägt. Nach unseren Beobachtungen realisieren sich Marktrisiken jedoch in den letzten Jahren immer häufiger und nehmen dabei immer stärkere Ausprägungen an. 
    Das idiosynkratische Risiko hingegen ist unternehmensspezifisch: Es hängt davon ab, ob in einer Branche mit einem Geschäftsmodell ordentliche Erträge erzielt werden können bzw. ob ein Unternehmen seine Kreditgeber und andere Finanzverpflichtungen bedienen kann. Das lässt sich zwar durch Diversifikation im Portfolio besser in den Griff kriegen, aber auch unternehmensspezifische Risiken sorgen immer wieder für heftige Kursstürze.

    FR: Wie wollen Sie Ihre Anleger denn vor solchen Kursrückgängen schützen?

    Zeinitzer: Wir setzen bei der Einzeltitelauswahl auf ein dreistufiges Modell. Zuerst eliminieren wir aus der Benchmark die Titel mit der höchsten Verschuldung; aus diesem auf ca. 100 Werte reduzierten Universum selektieren wir 50 Werte für das Portfolio. Dabei werden zuerst die ertragreichsten Aktien mittels Dividendenrendite und Kurs-Buchwert-Verhältnis identifiziert. Anschließend justieren wir das Portfolio mithilfe unseres Sentiment-Index. 



    FR: Was genau wird mit dem Sentiment-Index gemessen?

    Zeinitzer: Der Spängler IQAM Sentiment Index kondensiert für uns die Marktstimmung und wird von fünf Faktoren definiert: Der impliziten Marktvolatilität, dem Handelsvolumen, dem Volatility-Premium, der Zuversicht der Marktteilnehmer sowie dem Markt-Momentum.    Ein Indexwert zwischen -1 und +1 ist neutral; Werte unter -1 veranlassen uns, kleinere Aktienwerte bei der Auswahl zu bevorzugen. Umgekehrt führt ein Wert über +1 zur Auswahl größerer Titel und zur Reduktion der Value-Titel im Portfolio, denn unserer Erfahrung nach performen diese bei Rückschlägen schlechter.       Die Kunst liegt in der Kalibrierung: Korreliert der Index tatsächlich mit den Marktgeschehnissen und an welchen Punkten werden Regeln abgeleitet? Im vergangenen Jahr hat das tatsächlich gut funktioniert und die Tests zeigen, dass wir sehr robust sind. 

    FR: Ist eine solche regelbasierte Auswahl bereits ein erster Schritt zum unfehlbaren Algorithmus?

    Zeinitzer: (lacht) Nein. Am Ende des Tages müssen quantitative Ergebnisse immer noch durch erfahrene Portfoliomanager plausibilisiert werden. Das ist das, was unsere Kunden erwarten. Von einer Künstlichen Intelligenz, die sich durch “machine learning” selbst optimiert, sind wir noch weit entfernt. Je mehr Faktoren in einer immer höheren Frequenz in eine Berechnungen einfließen, desto schwieriger die ex-post Evaluierung und das Finden einer ökonomischen Interpretation. Insofern sind aus unserer Sicht die Entwicklungen im FinTech-AI Bereich noch nicht bedrohlich.

    (TG)

     

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    Dominik Weiss
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    Dominik Weiss hat an den Universitäten Bielefeld und Salzburg Medien- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Er ist zuständiger Redakteur für Wirtschaftsnachrichten bei der Euro Advisor Services GmbH (www.fundresearch.de).
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    Verfasst von Dominik Weiss
    „Aktien sind wichtiger denn je“ - Seite 2 Eine Auswahl hochrangiger Experten aus Wirtschaft und Fondsbranche kam Ende März in Hamburg zur FondsConsult Investment-Konferenz zusammen, um die wirtschaftliche Entwicklung seit dem Brexit und den Wahlen in den USA zu erörtern. FundResearch sprach mit Matthias Zeinitzer, Asset-Manager bei Spängler IQAM Invest.