checkAd

    Das große Sterben beginnt  19154  5 Kommentare Blase geplatzt: Tausende bereits gefeuert, 9.000 Geschäfte machen dicht

    In den USA werden 2017 fast 9.000 Einzelhandelsgeschäfte schließen, so die jüngste Prognose von Credit Suisse. Ganz teure Geschäfte werden ebenso schließen, wie die großen Billigmarken. Die Blase im stationären Handel ist geplatzt.

    In der vergangenen Wochen vermehrten sich die schlechten Nachrichten vom Einzelhandel in den USA wie ein Lauffeuer. Die Luxusmarke Ralph Lauren wird ihren Flagshipstore von Polo auf der New Yorker Fifth Avenue noch diesen Monat schließen. Dafür will das Unternehmen in den Onlinehandel weiter investieren, siehe hier.

    Die Discount-Schuhkette Payless ShoeSource hatte letzte Woche Konkurs angemeldet - das Unternehmen wurde 1956 gegründet. Es hatte 2012 insgesamt 4.496 Filialen und kündigte die Schließung von circa 400 Geschäften in den USA und Puerto Rico für 2017 an (“Bloomberg”). Es werden 22 Geschäfte in New York, zehn in Michigan und sieben in New Jersey geschlossen, was jedoch nur der Anfang sein könnte. Jüngst wurde von Moody’s die Bonität des Unternehmens herabgestuft, denn Payless ShoeSource muss in den nächsten fünf Jahren ein 100 Millionen Dollar Darlehen begleichen. 

    Eine Bauchlandung wird auch der Bekleidungshändler Rue21 hinlegen. Das Unternehmen kündigte seine Konkursanmeldung für April 2017 an. Seit 2009 legte der Bekleidungshändler ein rasantes Wachstum hin. Jedes Jahr vergrößerte Rue21 die Verkaufsfläche um 20 Prozent und steht nun vor einem immensen Schuldenberg (“Fortune”). Die Marke betreibt über 1.000 Geschäfte und versucht nun so schnell wie möglich aus den Mietverträgen raus zu kommen.

    Pro Kopf gibt es in den USA sechsmal mehr Verkaufsfläche als in Europa, jedoch liegt die Kaufkraft nicht sechsmal höher. Laut einer aktuellen Studie der Credit Suisse Group AG werden 2017 in den USA circa 8.640 Geschäfte schließen. Damit wird ein neuer Rekord aufgestellt, denn vormals lag dieser bei 6.200 in 2008.

    Quelle: https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-04-07/stores-are-closing-at-a-record-pace-as-amazon-chews-up-retailers.

    Aktuell sieht es so aus, dass in den USA zehn Prozent der Gewerbefläche aufgegeben, verändert oder günstiger vermietet werden müssen - eine Milliarde Quadratmeter. Dazu kommen Massenentlassungen - rund 30.000 Stellen wurden im März gekündigt. Der Stellenabbau betrug im Februar ebenfalls circa 30.000 Positionen und somit waren es die schlimmsten Monate seit 2009.  

    Bereits in den ersten drei Monaten 2017 haben neun große Einzelhandelsunternehmen in den USA Konkurs angemeldet, was die höchste Rate seit 2009 war und ein echtes Krisenanzeichen darstellt (”CNBC”). In der jüngsten Vergangenheit haben Aérostale, American Apparel, PacSun, Wet Seal und The Sports Authority Konkurs angemeldet. Daneben gab Moody’s im März 19 Unternehmen an, die sich in ernsten finanziellen Schwierigkeiten befinden - u.a. Sears, J. Crew und Gymboree. Es werden jedoch nicht nur die Unternehmen Gewerbefläche freigeben die Konkurs angemeldet haben, sondern auch all jene, die sich verkleinern wollen. 

    Wie die “Financial Post” schrieb, befindet sich der stationäre Einzelhandel in den USA in einer Abwärtsspirale und Nordamerika sei “over-stored”. In den 1990er und 2000er Jahren eröffneten wohl so viele neue Geschäfte und Einkaufszentren, dass der Einzelhandel nun übersättigt sei und es nur noch im Online-Bereich Wachstumspotenzial gebe. Daneben breitet sich das Problem aus, dass es Ladenflächen in Gegenden gibt, die absolut unattraktiv seien. Der aktuelle Trend lautet: Zurück in die Innenstädte. Die Menschen möchten in den Städten einkaufen und nicht in irgendwelchen Kleinstadtmalls. Ob sich Einkaufszentren nochmals neu erfinden können, bleibt ungewiss - vielleicht ist die Ära-Einkaufszentrum endgültig abgelaufen. Für die nahe Zukunft wird erwartet, dass sich die Luxusmalls noch halten, während circa 1.200 Einkaufszentren im mittleren und unteren Segment, welche 30 Prozent ausmachen, große Überlebensprobleme haben werden. Daneben sind die meisten Geschäfte in den USA in einem schlechten Zustand, was sich auf die Neuvermietung negativ auswirken wird.

    Neben dem Flächenüberschuss gibt es ein massives Sortimentsproblem. Es verkaufen zu viele Geschäfte die immer gleichen Produkte. Insgesamt hat der Einzelhandel in den USA eine Blase geschaffen die nun platzt, so Richard Hayne von Urban Outfitters. Hayne rechnet damit, dass sich der Trend noch beschleunigen wird und innerhalb kürzester Zeit noch mehr Geschäfte schließen.  

    Die Effekte auf den Immobilienmarkt sind bislang nicht absehbar, denn trotz sinkender Mieten kann es passieren, dass keine Mieter gefunden werden. Sind die Immobilien stark belastet, kann es zu einer neuer Immobilien- und Finanzkrise kommen. Diesmal nicht ausgelöst vom Wohnungsmarkt und dem Verbraucher, sondern vom Gewerbeimmobilienmarkt und den überschuldeten Unternehmen.




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Das große Sterben beginnt Blase geplatzt: Tausende bereits gefeuert, 9.000 Geschäfte machen dicht In den USA werden 2017 fast 9.000 Einzelhandelsgeschäfte schließen, so die jüngste Prognose von Credit Suisse. Ganz teure Geschäfte werden ebenso schließen, wie die großen Billigmarken. Die Blase im stationären Handel ist geplatzt.