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     2112  0 Kommentare Assetmanager feilen an Brexit-Plänen

    Großbritanniens Austritt aus der EU sorgt dafür, dass Anlagegesellschaften sich nach neuen Niederlassungen auf dem Festland umsehen. Von einem harten Brexit mag sich niemand überraschen lassen.

    Großbritanniens Entscheidung, aus der EU auszutreten, bewegt viele große Investmentgesellschaften dazu, ihre Geschäfte zu schützen, noch bevor die formellen Verhandlungen über den Brexit begonnen haben. Jupiter, M&G, Legal & General Investment Management und die Capital Group haben ihre Präsenz auf dem europäischen Festland bereits verstärkt, US-Assetmanager wie Blackstone und Legg Mason verlagern derzeit ihr Geschäft aus dem Königreich.

    In den Notfallplänen der Unternehmen stehen Maßnahmen wie ein Aufstocken der Belegschaft im Europageschäft, das Beantragen von Lizenzen bei den EU-Regulierungsbehörden und das Errichten neuer Niederlassungen auf dem Kontinent. Die Befürchtungen, der Brexit werde die Stellung Großbritanniens als Finanzzentrum Europas beschädigen, breiten sich unterdessen weiter aus, berichtet die Financial Times in einem Artikel vom Wochenende: Unternehmen aus der Bankenbranche, Versicherungen und Vermögensverwalter verlieren ihr Vertrauen in die Londoner City.

    „Die meisten Assetmanager verabschieden gerade Pläne, um vom Brexit betroffene Teile ihres Geschäfts zu schützen“ erklärt Sean Tuffy, Head of Strategy bei der US-Bank Brown Brothers Harriman. Der Tod der Londoner City erfolge in vielen kleinen Schritten, fürchtet der Manager: „Wir werden keine Massenauswanderung erleben, vielmehr werden die Jobs langsam abgebaut und Stellen, die eigentlich in London angesiedelt sein sollten, werden nun woanders geschaffen.”

    Das FTSE-Unternehmen Jupiter Fund Management, das Fonds im Wert von mehr als 40 Milliarden Pfund verwaltet, hat bereits begonnen, eine neue EU-Einheit ins Leben zu rufen, unter der seine Geschäftseinheiten künftig aufgehängt sein sollen. Und die Londoner M&G, mit 165 Milliarden Pfund Assets under Management kein Leichtgewicht, verstärkt ihre Präsenz in Luxemburg, indem Bank-Lizenzen bei der örtlichen Regulierungsbehörde beantragt wurden und vor Ort ein neues Management-Team aufgestellt wird. M&G will gewappnet sein, egal wie die Brexit-Verhandlungen ausgehen, berichtet die FT.

    Auch Legal & General, mit rund 900 Milliarden Pfund die größte Kapitalverwaltungsgesellschaft des Königreichs, hat vorsorglich eine Dependance in Dublin eingerichtet, um auch zukünftig ungehinderten Zugang zum europäischen Markt zu haben, hieß es vergangene Woche in einem Memo an die Belegschaft. Dublin ist auch die neue Heimat für das Europa-Geschäft der schottischen Standard Life und des LGIM-Konkurrenten Aviva.

    Die Branche wird von der Furcht umgetrieben, dass die von britischen Behörden ausgestellten Mifid-Lizenzen erlöschen könnten, wenn das Königreich den EU-Binnenmarkt verlässt. Owen Lysak, Partner bei der Anwaltskanzlei Clifford Chance, erklärt in der Financial Times dazu: „Jetzt, da bis zu einem möglichen harten Brexit nur noch zwei Jahre Zeit bleiben, müssen die Unternehmen sich vorbereiten, und zwar noch bevor ein möglicher Deal ausgehandelt ist.“

    Unter den Firmen, die sich in Luxemburg nach einer neuen Bleibe umsehen, sind auch ICG und Blackstone. Letztere haben ihre lokale Banklizenz erst kürzlich erhalten. Der US-Fondsanbieter Legg Mason wiederum beantragt eine Ucits-Lizenz von den irischen Behörden. Die meisten Assetmanager sind sich darin einig, dass es zu einem harten Brexit kommt, fürchtet Sean Tuffy von Brown Brothers Harriman: „Die Frage ist nur: Wie hart wird es?”

    Zu den wenigen Unternehmen, die der Londoner City die Treue halten, gehören Unigestion, der kanadische Pensionsfonds PSP, und OppenheimerFunds. Das Fondshaus Schroders hingegen will erst einmal schauen, wohin es die Konkurrenz zieht. Schroders-CEO Peter Harrison ist sich jedenfalls noch nicht sicher, ob Luxemburg der richtige Ort für sein Unternehmen ist: „We are following the tea leaves quite closely.“

    In einer wesentlich ungünstigeren Position befindet sich Emerging-Markets-Spezialist Ashmore, denn dort verfügt man über keinerlei Niederlassung auf dem Festland – obwohl rund ein Viertel des verwalteten Kundenvermögens von dort stammt. Ashmore-CFO Tom Shippey weiss bereits, dass er mehr Präsenz in Europa braucht: „Wir haben Pläne, aber noch nicht gehandelt. Bevor nicht mehr Klarheit herrscht, werden wir erstmal nichts unternehmen.“

    Wenn es bis dahin nicht zu spät ist …

    (TG)




    Verfasst von Thomas Gräf
    Assetmanager feilen an Brexit-Plänen Großbritanniens Austritt aus der EU sorgt dafür, dass Anlagegesellschaften sich nach neuen Niederlassungen auf dem Festland umsehen. Von einem harten Brexit mag sich niemand überraschen lassen.

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