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    Mainova AG: Rede aus der Hauptversammlung

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    Mainova AG: Rede aus der Hauptversammlung

    31.05.2017 / 13:02

    Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.

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    Hauptversammlung

    der Mainova Aktiengesellschaft

    am 31. Mai 2017 im

    Palmengarten Frankfurt

    Rede von

    Dr. Constantin H. Alsheimer

    Vorsitzender des Vorstandes

    der Mainova Aktiengesellschaft

    ___________________________________

    Es gilt das gesprochene Wort.

    Begrüßung

    Meine sehr geehrten Damen und Herren,

    auch im Namen meiner Vorstandskollegen

    Norbert Breidenbach und Lothar Herbst

    darf ich Sie herzlich begrüßen zur diesjährigen Hauptversammlung Ihrer

    Mainova Aktiengesellschaft

    im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens.

    Der Palmengarten ist eine altehrwürdige Frankfurter Institution. Er geht

    zurück auf die Initiative Frankfurter Bürger.

    Ursprünglich wurde er als Aktiengesellschaft gegründet.

    1871 wurde der Palmengarten eröffnet.

    Seitdem lockt er jedes Jahr zahlreiche Besucher.

    In den vergangenen Jahren jeweils mehr als eine halbe Million.

    Seit dem vergangenen Winter beheizt Mainova die vielen Häuser des

    Palmengartens mit Fernwärme.

    Möglich wurde dies durch den Zusammenschluss der Frankfurter Kraftwerke, den

    wir in diesem Jahr vollenden werden.

    Durch diesen Verbund können wir unsere Kraftwerke flexibler steuern und

    besser auslasten. Vom Müllheizkraftwerk in der Nordweststadt bis zum Heiz-

    und Kältewerk am Frankfurter Flughafen.

    Unsere Kraftwerke sparen dadurch pro Jahr bis zu 100.000 Tonnen CO2. Das ist

    so viel CO2, wie rund acht Millionen Bäume jährlich absorbieren. Und es ist

    ein ganz erheblicher Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Stadt Frankfurt am

    Main.

    Sie sehen: Mainova-Fernwärme ist gut für den Palmengarten und gut für das

    Klima.

    Einleitung

    Meine sehr geehrten Damen und Herren,

    Mainova bewegt - dieser Leitsatz bildet den Kern unserer Berichterstattung

    über das abgelaufene Geschäftsjahr.

    Und das aus gutem Grund: Mit unserer Energie bewegen wir Menschen und

    Märkte.

    Außerdem leben wir in bewegten Zeiten - wenn Sie an die Energiepolitik

    denken.

    Und - das ist mir wichtig - wir bewegen uns auch intern.

    Das heißt wir verbessern beständig unsere Strukturen und Prozesse.

    Die Früchte dieser Bewegung im Innern unseres Unternehmens lassen sich auch

    in unserer Bilanz ablesen.

    Wir freuen uns deshalb sehr, Ihnen von einem erfolgreichen Geschäftsjahr

    2016 berichten zu können.

    Rückblick auf das Geschäftsjahr 2016

    Im vergangenen Jahr konnten wir ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 159,7

    Millionen Euro erwirtschaften.

    Es ist das höchste Ergebnis, das Mainova je erzielt hat.

    Im Vergleich zum Vorjahr liegt es um 57,1 Millionen Euro höher.

    Wir sind mit diesem historisch hohen Geschäftsergebnis sehr zufrieden.

    Einziger Wermutstropfen:

    Unser bereinigtes Ergebnis ist um 28,6 Millionen Euro auf 100,3 Millionen

    Euro gesunken.

    Die auf den ersten Blick rückläufige Entwicklung lässt jedoch keinen

    Rückschluss auf unsere operative Leistungsfähigkeit zu.

    Fakt ist: Dieses Ergebnis beinhaltet eine Reihe von außergewöhnlich hohen

    Belastungen aus Wertberichtigungen und Risikovorsorge. Im Vergleich zum

    Vorjahr liegen diese um 55 Millionen Euro höher.

    Fakt ist auch: Durch kontinuierliche Effizienzsteigerungen und das hohe

    Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir unsere

    operative Ertragskraft weiter steigern und einen großen Teil dieser

    außergewöhnlichen Belastungen abfedern.

    Und das, meine Damen und Herren, obwohl das Marktumfeld mehr als schwierig

    war und ist.

    Wir verbessern permanent unsere Prozesse und werden dadurch deutlich

    effizienter.

    Deshalb konnten wir unser starkes Ergebnis mit einer angepassten

    Mitarbeiterzahl erreichen.

    Im Vergleich zum Jahr 2011, dem Beginn unseres Effizienzprogrammes EINS, hat

    sich die Anzahl der Mitarbeiter um rund 10 Prozent verringert.

    Lassen Sie mich nun auf die Geschäftsentwicklung unserer einzelnen Segmente

    eingehen:

    In der Erzeugung erhöht der Verfall der Preise an der Strombörse den Druck

    auf die Wirtschaftlichkeit der Anlagen weiter.

    In erster Linie sind hiervon unsere Beteiligungen an den hocheffizienten

    Gaskraftwerken in Irsching und in Bremen betroffen. Wir sehen hier weder

    kurz- noch mittelfristig Anzeichen für eine Erholung. Dies hatte

    Wertberichtigungen und Risikovorsorgen - allein in diesem Segment - von rund

    40 Millionen Euro zur Folge. Das Segmentergebnis hat sich entsprechend auf

    minus 21,6 Millionen Euro verschlechtert.

    In unseren traditionell wichtigen Segmenten Strom- und Gasversorgung konnten

    wir erneut Kunden hinzugewinnen und den Absatz deutlich steigern. Hier sind

    wir mit dem Geschäftsverlauf zufrieden.

    Der Rückgang unseres Stromergebnisses auf 18,9 Millionen Euro lag im Rahmen

    unserer Erwartung.

    Er ist auf Einmaleffekte aus Risikovorsorge und auf höhere Aufwendungen für

    die Strominfrastruktur zurückzuführen.

    Das Gasgeschäft entwickelte sich mit einem Ergebnis von 75,6 Millionen Euro

    weiter positiv. Neben der Witterung zeigen sich hier die Erfolge unserer

    Beschaffungsstrategie.

    Durch sie konnten wir von guten Preisen auf den Energiemärkten profitieren.

    Gut auch für unsere Kunden: Denn dies machte Preissenkungen möglich.

    Das Ergebnis der Wärmeversorgung ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig.

    Dies betrachten wir mit Sorge. Grund hierfür ist das Preissystem, welches

    die aktuellen Marktgegebenheiten und den tatsächlichen Brennstoffeinsatz

    nicht mehr vollständig abdeckt. Hier arbeiten wir mit Hochdruck an einer

    Lösung.

    Das Wassergeschäft hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 1,4 Millionen

    Euro verbessert. Trotz einer Preisanpassung ist die Rendite im

    Standardgeschäft auch im Hinblick auf das gebundene Kapital aber nach wie

    vor zu niedrig.

    Unser bedeutendes Segment Beteiligungen liegt mit einem Ergebnis von 33,8

    Millionen Euro unter dem des Vorjahres. Das beruht vor allem auf einer

    großvolumigen Wertberichtigung in der Sphäre einer Minderheitsbeteiligung.

    Ein Teil dieser Belastung konnte durch höhere Ergebnisbeiträge anderer

    Beteiligungen kompensiert werden. Insbesondere unsere strategisch wertvolle

    Beteiligung an der Thüga bereitete uns in diesem Zusammenhang viel Freude.

    Meine Damen und Herren,

    wer operativ stark ist, der kann auch kräftig in die regionale Infrastruktur

    investieren. Das haben wir im vergangenen Geschäftsjahr getan und zwar auf

    einem historisch hohen Niveau. 2016 haben wir 155 Millionen Euro investiert.

    Nur 2009 und 2012 waren unsere Investitionen insgesamt höher, damals

    aufgrund unserer Beteiligungserwerbe an der Thüga und an Windkraftanlagen.

    Ein Großteil der Investitionen im zurückliegenden Geschäftsjahr, nämlich

    48,7 Millionen Euro, entfiel auf den eingangs erwähnten, strategisch

    wichtigen Fernwärmeausbau. Dieses Projekt wird uns über Jahre hinweg

    deutliche Effizienzvorteile bringen.

    Wichtig ist aber auch, dass wir rund 59 Millionen Euro in den Ausbau und

    Erhalt unserer Verteilnetze für die Strom, Gas, Wärme und Wasser investiert

    haben.

    Damit gewährleisten wir die hohe Versorgungssicherheit in unserer Region

    auch für die Zukunft.

    Dieses hohe Investitionsvolumen konnten wir vollständig - zu 100 Prozent -

    aus dem Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit in Höhe von 229,2

    Millionen Euro abdecken.

    Das - meine Damen und Herren - halte ich für bemerkenswert.

    Darüber hinaus konnten wir unsere Finanzschulden auch im vergangenen Jahr

    deutlich reduzieren. Und zwar um sieben Prozent. Unsere Eigenkapitalquote

    beträgt stabile 37,9 Prozent. Mit mehr als einer Milliarde Euro Eigenkapital

    - seit 10 Jahren haben wir es kontinuierlich gesteigert - verfügt unser

    Unternehmen über eine hervorragende Risikotragfähigkeit.

    Das schafft die Basis für operative Stärke auch in der Zukunft.

    Deshalb gehen wir unter den aktuellen Rahmenbedingungen davon aus, im

    Geschäftsjahr 2017 ein bereinigtes Ergebnis leicht über dem Niveau von 2016

    zu erzielen.

    Nicht zuletzt aufgrund dieser Aussicht - meine sehr geehrten Damen und

    Herren - bleibt Ihre Mainova Aktie ein attraktives Investment mit einer

    guten und verlässlichen Rendite.

    Zum Ende des Jahres 2016 lag der Wert Ihrer Mainova-Aktie bei 355 Euro -

    gestern Abend stand sie um fast 7 % höher, nämlich bei 379 Euro.

    Auch in diesem Jahr werden Sie eine Dividende von 10,84 Euro je Aktie

    erhalten.

    Meine Damen und Herren,

    eine der wichtigen Kennzahlen ist für uns die Entwicklung der Anzahl unserer

    Kunden.

    Im vergangenen Geschäftsjahr konnten wir im Saldo mehr als 5.000 Kunden

    hinzugewinnen.

    Seit 2009 haben wir unter dem Strich insgesamt über 100.000 Kunden gewonnen.

    In dem nachhaltig harten Wettbewerbsumfeld, in dem wir uns befinden, sind

    dies gute Zahlen.

    Ausdrücklich möchte ich hinzufügen: wir werden uns darauf aber nicht

    ausruhen.

    Es ist vor allem das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden, das wir

    permanent verdienen wollen.

    Dafür setzen wir uns ein: Tag für Tag und Nacht für Nacht.

    Auch weiterhin ist es unsere wichtigste unternehmerische Aufgabe, diesem

    Vertrauen durch hervorragende Leistungen und eine zuverlässige und

    glaubwürdige Geschäftspolitik zu entsprechen.

    Glaubwürdigkeit der Politik - Entwertung von Investitionen

    Meine Damen und Herren,

    als Unternehmen gehen wir ständig unternehmerische Risiken ein.

    Wir bei Mainova tun dies stets unter Abwägung unserer eigenen

    Risikotragfähigkeit.

    Und wir tun dies mit dem Ziel, einen klugen Risikomix zu erreichen.

    In den Jahren 2006 und 2011 haben wir Investitionsentscheidungen für eine

    Beteiligung an den hocheffizienten Gaskraftwerken im bayerischen Irsching

    und in Bremen getroffen.

    Die damaligen relevanten politischen Akteure hatten seinerzeit versichert,

    dass der Markt das dominierende Ordnungsprinzip im Energiesektor sein werde.

    Deshalb und weil hochflexible, CO2-arme und grundlastfähige Gaskraftwerke

    die ideale Ergänzung zum Ausbau der erneuerbaren Energien sind, haben wir

    uns an diesen Anlagen beteiligt.

    Wir sind nach wie vor der Überzeugung, und da stehen wir nicht allein:

    hocheffiziente und hochflexible Gaskraftwerke machen Sinn. Gerade auch, um

    die Energiewende erfolgreich und kostengünstig umzusetzen.

    Deswegen glauben wir auch weiterhin an die Zukunft dieser Investitionen.

    Gleichzeitig muss man im Rückblick konstatieren: die damaligen Zusagen waren

    nicht verlässlich.

    Im Energiewirtschaftsgesetz ist der Grundsatz formuliert, dass

    "wettbewerbliche Marktmechanismen" die Grundlage der Stromerzeugung bilden.

    Viele der politischen Weichenstellungen - auch in jüngerer Zeit - sprechen

    leider eine andere Sprache.

    Nicht der Markt wurde zum entscheidenden Ordnungsprinzip für die

    Stromerzeugung, sondern - in großem Stil - Subventionspolitik.

    Die Folge der Subventionen sind niedrige Großhandelspreise für Strom. Das

    macht unseren Anlagen zu schaffen.

    Was aber - meine Damen und Herren - ist für den Klimaschutz gewonnen, wenn

    aufgrund des niedrigen Börsenstrompreises CO2-intensive Braunkohlekraftwerke

    rund um die Uhr laufen?

    Und was hat der Verbraucher davon, wenn er gleichzeitig durch die hohen

    Steuern und Abgaben nichts von dem geringen Börsenstrompreis spürt?

    Neues Oligopol durch ÜNB

    In jüngster Zeit, meine Damen und Herren, gibt es erneut legislative

    Entscheidungen, die das Ordnungsprinzip des Marktes ad absurdum führen.

    So wurde den vier Betreibern der großen Übertragungsnetze das Recht

    eingeräumt, eigene Erzeugungsanlagen zu errichten und - in einem regulierten

    Kontext - zu betreiben.

    Sie sollen damit die Versorgungssicherheit gewährleisten.

    Das Problem dabei ist, dass Netzbetreiber typischerweise gar keine

    Kraftwerke errichten und betreiben.

    Es gibt andere Unternehmen, die mit ihren Kraftwerken am Markt tätig sind.

    Diese Kraftwerksbetreiber gehen jedoch leer aus.

    Stattdessen kommen die vier Übertragungsnetzbetreiber zum Zuge und müssen

    dabei ihre Investitionen noch nicht einmal am Markt ausschreiben.

    Vielmehr bekommen sie - vom Stromkunden bezahlt - eine staatlich garantierte

    Rendite.

    Auf diese Weise wird - quasi nebenbei - auch noch das Ordnungsprinzip des

    Unbundlings - also der Entflechtung der Erzeugung vom Netzbereich -

    konterkariert.

    Kaschiert wird das Ganze mit der Aussage, es handele sich bei den in Frage

    stehenden Anlagen überhaupt nicht um Kraftwerke, sondern um sogenannte

    Netzstabilitätsanlagen.

    Meine Damen und Herren, wir halten das für keine gute Entwicklung.

    Dem Energiesektor hat es gut getan, dass das alte Oligopol im

    Erzeugungssektor aufgebrochen wurde.

    Der Wettbewerb im Vertrieb hat für den Verbraucher zu Wahlfreiheit und

    tendenziell zu niedrigeren Preisen geführt.

    Wir haben uns deshalb immer für marktwirtschaftliche Lösungen ausgesprochen.

    Wenn aber marktwirtschaftliche Prinzipien im Erzeugungsbereich auch

    weiterhin höchstens halbherzig angewendet, ja sogar konterkariert werden,

    hat das negative Konsequenzen.

    Für den Verbraucher und für den Erfolg der Energiewende.

    Meine Damen und Herren,

    Nach wie vor plädieren wir dafür, die Herausforderungen der Energiewende so

    weit wie möglich durch den Markt und im Wettbewerb zu lösen.

    Außerdem - und daraus mache ich ganz bewusst keinen Hehl: für uns als

    Unternehmen bedeutet Markt immer die Möglichkeit, geschäftliche Chancen zu

    entwickeln.

    Dies erfolgreich zu tun ist unser vornehmstes Ziel.

    Doktrin der stromgeführten Energiewende

    Meine Damen und Herren,

    noch ein anderes Thema macht uns Sorgen.

    Wir beobachten, dass das Denken und Handeln der maßgeblichen Akteure im

    Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seit einiger Zeit von der

    Doktrin der stromgeführten Energiewende geleitet wird.

    Die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität wird dabei von

    vorneherein auf einen bestimmten Entwicklungspfad verengt.

    Alles soll über Strom laufen.

    Der Energieträger Gas und die Gasinfrastruktur haben in dieser Vorstellung

    keinen Platz mehr.

    Das, meine Damen und Herren, ist das Gegenteil von Technologieoffenheit.

    Lösungsansätze wie Power-to-Gas werden damit ins Abseits gestellt - also die

    Nutzung von überschüssigem Photovoltaik- und Windstrom zur Erzeugung von

    Wasserstoff und Methan - und bei Bedarf die Umwandlung des gespeicherten

    grünen Gases zurück in Strom.

    Und das, ohne dass eine ähnlich großvolumige Speicherlösung auch nur am

    Horizont in Sicht wäre.

    Meine Damen und Herren,

    aus unserer Sicht ist der Energieträger Gas - ob Erdgas oder erneuerbares

    Gas - ein wichtiger Schlüssel zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele.

    Die Doktrin der stromgeführten Energiewende bedeutet aber nicht nur einen

    Bruch mit dem Prinzip der Technologieoffenheit. Sie impliziert auch eine

    Absage an dezentrale Lösungen zum Beispiel auf Basis hocheffizienter

    Kraftwärmekopplung,

    kurz: KWK.

    Problematisch ist auch, dass mit der Doktrin der stromgeführten Energiewende

    letztlich das Prinzip der Wirtschaftlichkeit verletzt wird.

    Mögliche Alternativen beispielsweise zum alleinigen Ausbau der

    Stromautobahnen werden gar nicht erst erwogen.

    Außerdem wird der ungeheure Ausbaubedarf beim Stromnetz offenbar nicht

    gesehen.

    Dieser würde durch einen ausschließlichen Wechsel von Gas auf Strom im

    Wärmsektor entstehen:

    Allein für das Frankfurter Stromverteilnetz ist - überschlägig - von

    Investitionskosten in Höhe von 3 bis 4 Milliarden Euro auszugehen.

    Wohlgemerkt: alleine für das Frankfurter Stromverteilnetz und zwar

    - zusätzlich zu den erforderlichen Investitionen aufgrund der

    alterungsbedingten Erneuerung der Netze

    - und zusätzlich zu den Kosten für den ebenfalls erforderlichen Ausbau des

    vorgelagerten Übertragungsnetzes

    - und zusätzlich zu dem erforderlichen Ausbau der Strominfrastruktur für die

    Elektromobilität.

    Meine Damen und Herren,

    Ohne Not würden auf diese Weise weitgehend bezahlte Energienetze, nämlich

    die für Gas, entwertet und zugleich der Bedarf für einen sehr teuren

    zusätzlichen Ausbau der Stromnetzinfrastruktur geschaffen.

    Und bezahlen müssten dies alles die Stromkunden.

    Die Doktrin der stromgeführten Energiewende kann nicht die Lösung sein.

    Die Vollelektrifizierung aller Sektoren schon heute zu entscheiden und

    festzulegen erscheint nicht sinnvoll

    - weder volkswirtschaftlich, noch unter dem Aspekt der

    Versorgungssicherheit, noch unter dem Gesichtspunkt der Dekarbonisierung!

    Nachdem längere Zeit keine kritische Debatte zum Thema einer rein

    stromgeführten Energiewende zu vernehmen war, möchte ich Ihnen nicht

    vorenthalten, was vor etwa drei Wochen (am 11. Mai) im Nachrichtendienst

    energate zu lesen war.

    Unter der Überschrift "Elektrifizierung ist für Brüssel nicht der Königsweg"

    wurde von einer Veranstaltung des Forums für Zukunftsenergien in Brüssel

    berichtet.

    Offenbar sind auch die dort zitierten Europa-Abgeordneten skeptisch.

    So heißt es, ich zitiere: "Deutschland ist wieder einmal dabei, einen

    anderen Weg zu gehen. Wir im EU-Parlament sind technologieoffen". Zitat

    Ende.

    Und aus der EU-Kommission war zu vernehmen: wichtig bei der Sektorkopplung

    sei "nur die Flexibilität", nicht aber die Festlegung auf eine einzige

    Technologie.

    Meine Damen und Herren,

    von Anfang an haben wir die Energiewende aktiv unterstützt und mitgestaltet.

    Der Erfolg der Energiewende ist uns als Unternehmen wichtig. Wir denken

    dabei an die kommenden Generationen und sind uns unserer gesellschaftlichen

    Verantwortung bewusst.

    Allerdings ist der Erfolg der Energiewende kein Selbstläufer.

    Die Energiewende wird nur gelingen, wenn sich die am besten dafür geeigneten

    Technologien im Wettbewerb entwickeln müssen.

    Wir setzen uns daher dafür ein, dass dezentrale und wettbewerbliche

    Strukturen gestärkt und nicht neue Oligopole befördert werden.

    Mainova hat die Digitalisierung im Blick

    Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir zum Schluss noch einige Bemerkungen

    zum Thema Digitalisierung.

    Die immer stärkere Vernetzung und Automatisierung im Zuge der

    Digitalisierung wird auch unser Geschäftsmodell erheblich verändern.

    Wir sehen dabei vor allem Chancen und versuchen die richtigen Antworten zu

    finden.

    Wir übersehen dabei nicht die Herausforderungen dieser Aufgabe.

    Knapp 1000 energieanbietende Unternehmen kämpfen in Deutschland um Kunden in

    einem zunehmend digitalisierten Wettbewerbsmarkt.

    Es geht dabei nicht nur um die klassischen Handelsprodukte Strom und Gas.

    Es wird zunehmend darum gehen, umfassende dezentrale energiewirtschaftliche

    Problemlösungen anzubieten.

    Solche Lösungen müssen den Energiebedarf flexibilisieren. Das heißt, es muss

    ermöglicht werden, volatile erneuerbare Energie in den Stunden verstärkt

    einzusetzen, in denen das Angebot an diesen Energien groß ist.

    In den Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint,

    müssen Anreize dazu führen, dass der Energieverbrauch gedrosselt wird, oder

    alternativ andere Energiequellen herangezogen werden.

    Kurzum es geht um den rasch an Bedeutung gewinnenden Markt der

    Energie-Flexibilität.

    Hinzu kommt, dass die Digitalisierung den Trend zur Selbstversorgung

    verstärkt.

    Die Rolle des Energie-Produzenten und des Energie-Konsumenten überschneidet

    sich mehr und mehr.

    Wir haben bereits Produktlinien entwickelt, die diesem Trend entsprechen.

    Namentlich "Mainova daheimSolar",

    das "Mainova Mieterstrommodell"

    und das Pachtmodell "Mainova-Eigenstrom".

    Wir sind mit diesen innovativen Produkten am Markt erfolgreich und werden

    unsere Position weiter ausbauen.

    Sicher ist allerdings auch: die Digitalisierung der Energiebranche steht

    erst am Anfang.

    Sie wird sich in ihrer Wucht noch deutlich verstärken und sie wird den

    Wettbewerbsdruck enorm erhöhen.

    In welchem Ausmaß Digitalisierung im Energiesektor "disruptiv" wirken wird,

    kann gegenwärtig niemand mit Gewissheit beantworten.

    In jedem Fall sicher ist jedoch, dass die Digitalisierung entscheidende,

    neue Anforderungen stellen wird:

    - Anforderungen an die Gestaltung unserer energiewirtschaftlichen

    Kernprozesse,

    - Anforderungen an die Flexibilität und an die Geschwindigkeit, mit der wir

    auf neue Markttrends reagieren müssen und

    - Anforderungen an die Art unserer Zusammenarbeit im Unternehmen und in

    Netzwerken.

    Auch die Kreativität der Produktentwicklung und möglicherweise die

    Verknüpfung der Produkte mit neuen Kundenerlebniswelten werden uns erheblich

    herausfordern.

    Kurzum: jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, das gesamte Unternehmen

    ist mitsamt seiner Kultur gefordert. Alle müssen der Digitalisierung

    Rechnung tragen.

    An dieser Aufgabe haben wir im vergangenen Geschäftsjahr intensiver denn je

    gearbeitet.

    Zugleich sind wir uns bewusst, dass noch ein gutes Stück des Weges vor uns

    liegt.

    Abschluss

    Meine Damen und Herren,

    Ihre Mainova hat ein gutes Geschäftsjahr hinter sich.

    Wir sind ein starkes Unternehmen.

    Wir haben in der Vergangenheit klug in profitable Projekte investiert. Nicht

    nur im letzten Jahr haben wir den Grundsatz der Risikotragfähigkeit beachtet

    und wir haben Risikovorsorge betrieben.

    Und wir haben unsere Verschuldung konsequent reduziert.

    Unzweifelhaft ist: die Welt der Energieversorgung wird sich auch weiterhin

    schnell wandeln.

    Der Druck des Marktes und der Regulierung wird weiter stark zunehmen.

    Vor diesem Hintergrund wird Ihre Mainova unablässig große Kraftanstrengungen

    unternehmen müssen, um diese Zukunft erfolgreich und aktiv zu gestalten -

    und um sich zu behaupten.

    Dazu setzen wir auf die Fähigkeiten und die Tugenden unserer

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bereits in der Vergangenheit haben diese

    nicht gezögert, Unternehmensveränderungen mit großem Erfolg mitzugestalten.

    Meine Damen und Herren,

    neben der Herausforderung durch einen hart umkämpften Energiemarkt wissen

    wir auch um unsere Verantwortung für die energetische Infrastruktur einer

    der prosperierendsten Regionen Europas: Wir sind zuverlässiger Versorger des

    größten deutschen Flughafens, der weltweit bedeutenden Messe Frankfurt,

    vieler Banken und Rechenzentren, sowie des größten Internetknotens der Welt.

    Meine Damen und Herren, für die Mainova AG gibt es viele Herausforderungen,

    aber auch richtig viele Chancen. Wir nehmen sie alle in Angriff.

    Vielen Dank für Ihr Vertrauen.

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    31.05.2017 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,

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    Sprache: Deutsch

    Unternehmen: Mainova AG

    Solmsstraße 38

    60486 Frankfurt am Main

    Deutschland

    Telefon: 069 - 213 - 83021

    Fax: 069 - 213 - 83020

    E-Mail: c.ruebig@mainova.de

    Internet: www.mainova.de

    ISIN: DE0006553464, DE0006553407

    WKN: 655346, 655340

    Börsen: Regulierter Markt in Frankfurt (General Standard);

    Freiverkehr in Berlin, Stuttgart

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