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     1755  4 Kommentare Endlich haben sie ihn!

    Wäre es nicht schön, wenn wir einen Schuldigen dafür finden könnten, dass unser Wirtschafts- und Finanzsystem heutzutage ziemlich aus der Verankerung geraten ist und die Reichen immer reicher und die Armen ärmer werden?

     

    Es gibt zwar so viele Jobs wie nie zuvor, aber davon leben können viele nicht mehr. Doch ist das nicht irgendwie ein Naturgesetz? Und hat das nicht schon Karl Marx gesagt, dass bei völlig freien Märkten die Löhne auf das Existenzminimus fallen und bei den Unternehmen Monopole entstehen?

     

    Doch wer kümmert sich denn eigentlich wirklich darum, dass wir es überall nur noch mit Riesenunternehmen zu tun haben, in der Lebensmittelbranche genauso wie im Versandhandel, im Internet, bei den Handys, der Pharma und sonst auch?

     

    Wäre es daher nicht schön, wenn wir einen Schuldigen dafür finden könnten?

     

    Denn dass Starbucks, Google, Amazon und viele andere hierzulande nie richtige Steuern gezahlt haben, das weiß ja jeder. Und dass dabei sogar der Präsident der Europäischen Kommission mitgeholfen hat, ebenfalls. Doch würde deshalb jemand etwas unternehmen? Dort nicht mehr kaufen? Nein, natürlich nicht. Warum auch?

     

    Trotzdem wäre es schön, einen Schuldigen zu finden.

     

    Und ich glaube, man hat jetzt tatsächlich einen gefunden. Es ist der Fußballspieler Cristiano Ronaldo, der seine Steuerlast ganz ähnlich verschoben hat wie die großen Unternehmen.

     

    Das ist natürlich trefflich: Denn Einzelpersonen kann man viel besser an die Wand stellen als ganze Firmen. Und Ronaldo mögen sowieso alle nicht. Umso besser.

     

    Wie wunderbar jetzt diese Ablenkung ist, die von den wahren und großen Schuldigen erfolgreich wegführt. Volltreffer!

     

    Schlecht ist nur, die die Champions League ab 2018 für den Normalbürger nicht mehr zu empfangen ist. Aber der hat ja noch die Presse. So rechnet sich das letztlich für alle.

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Endlich haben sie ihn! Schön, wenn man einen Schuldigen hat