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     1105  1 Kommentar Voll der Wind in den Segeln

    Gut, okay, die Börse hat ein paar Prozent verloren. Dennoch wundert es mich sehr, wie vergleichsweise stark sich die Börse im Moment zeigt. Da gibt es wohl keinen Chart-Techniker auf der Welt, der dem Markt keine weitere Abwärtsbewegung prognostiziert hat, doch das passiert nicht Gravierendes.

     

    Und dann kommt auch noch die größte Krise der letzten Zeit in unserer Schlüsselindustrie, der Automobilbranche, doch was passiert? Ein paar Prozentchen müssen die Autoaktien abgeben, mehr nicht. Ein größerer Einbruch bleibt jedoch aus.

     

    Es gibt allerdings auch die neue Prognose des IWF, die der Weltwirtschaft in diesem und dem nächsten Jahr den größten Aufschwung des Jahrzehnts vorhersagt. Demnach stünden wir vor einem breiten synchronen Wachstumsprozess, bei dem Europa der Motor ist.

     

    Wie passt das nun alles zusammen?

     

    Gerade habe ich eine wundervolle Metapher dafür gefunden. Sie wissen ja, dass ich Metaphern mehr liebe als Charts und sonstige mechanistische Erklärungsweisen.

     

    Wenn man segelt, wann segelt man dann am schnellsten? Ich hätte gedacht, wenn der Wind von hinten kommt. Doch das stimmt nicht. Wenn der Wind genau von hinten kommt, kann man zwar so schnell segeln wie der Wind, doch mehr ist nicht drin.

     

    Kommt der Wind hingegen von der Seite, kann ein guter Segler es schaffen, schneller als der Wind zu sein, weil er dann nämlich auch noch den Fahrtwind nutzen kann.

     

    Auf den Dax bezogen heißt das: Dass der Wind jetzt nicht mehr unbedingt von hinten, sondern teilweise von der Seite oder von vorn kommt, muss kein Nachteil sein.

     

    Denn der Markt ist gut unterwegs und kann von der eigenen Geschwindigkeit profitieren. Natürlich kann das Schiff auch irgendwann einmal kentern, doch diese Gefahr besteht immer, und die gibt es sogar in der Flaute.

     

    Nämlich dann, wenn alle fetten Säcke sich zeitgleich auf eine Seite begeben. Und dann wird es richtig unangenehm.


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Voll der Wind in den Segeln Seitenwind kann besser sein als Rückenwind