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Munich Re-Gewinnwarnung löst keinen Sturm an der Börse aus
MÜNCHEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Gewinnwarnung des weltweit größten Rückversicherers Munich Re , wegen der Folgen der Hurrikans "Harvey" und "Irma", blieb der befürchtete Sturm auf der Kurstafel aus. Der Grund: Viele Analysten sind zwar von den Munich-Re-Aussagen am späten Mittwochabend nicht begeistert - sehen jedoch keine Gefahr für die Dividendenzahlung. Zudem könnte es am Markt für Rückversicherungen wieder zu höheren Preisen kommen.
So haben die Sorgen um die Gewinnziele des laufenden Jahres die Aktien der Munich Re am Donnerstag nicht lange belastet. Nach einem Rutsch um bis zu drei Prozent im vorbörslichen Handel und einer schwachen Eröffnung drehten die Papiere des Rückversicherers auf Xetra nach einer halben Stunde leicht ins Plus. Zuletzt notierte der Titel praktisch kaum verändert bei 176 Euro und war damit in der Dax-Spitze.
Die Konkurrenten Hannover Rück und Swiss Re zeigten sich ebenso wenig beeindruckt. Beide Aktien lagen moderat im Minus in einem schwachen Umfeld. Branchenweit lag der Stoxx 600 Insurance knapp ein halbes Prozent marktkonform im Minus.
BÖRSIANER BLEIBEN GELASSEN - KURSSCHWÄCHE NUTZEN
Viele Börsianer hatten sich angesichts der wohl ungefährdeten Ausschüttung auf Käufe bei Kursschwäche eingestellt. Der Ausblick auf das laufende Jahr habe immer unter der Prämisse einer "normalen" Hurrikan-Saison gestanden, hieß es. Insofern sei die Ankündigung nicht überraschend. Ohnehin sei die Dividende für 2017 nicht gefährdet, betonte ein Börsenhändler und empfahl, die Munich-Re-Papiere bei einer etwaigen Kursschwäche als "Schnäppchen" zu kaufen.
Die französische Großbank Societe Generale stufte die Titel der Münchener nach der Warnung zwar von "Buy" auf "Hold" ab und senkte das Kursziel von 205 auf 180 Euro. Allerdings hob Analyst Vikram Gandhi hervor, dass er die Kapitaldecke des weltgrößten Rückversicherers aber weiterhin für stark halte und er sehe kaum Risiken für eine Dividendenkürzung.
Die Experten der Commerzbank und von Baader sehen nun Chancen für höhere Preise im Rückversicherergeschäft und damit eine Ende des zuletzt harten Preiskampfs. Diese Hoffnung hatten die Munich Re, Hannover Rück und Swiss Re am Sonntag und Montag bereits bei einem Branchentreffen in Monte Carlo genährt. So gehen alle drei davon aus, dass sich die Preise zumindest stabilisieren. Die Hannover Rück hatte zudem mitgeteilt, dass ihr Gewinnziel nicht in Gefahr ist.
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GEWINNZIEL WACKELT
Anders sieht es bei der Munich Re aus. Diese kündigte am Mittwochabend an, dass wegen der erheblichen Schäden durch die Wirbelstürme "Harvey" und "Irma" vor allem in den USA hohe versicherte Schäden zu erwarten seien und daher das Gewinnziel für das laufende Jahr gefährdet sei. Trotz der ansonsten guten Geschäftsentwicklung könnte das bislang angepeilte Ziel eines Jahresgewinns von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro verfehlt werden. Im laufenden dritten Quartal jedenfalls rechnet der Konzern mit einem Verlust.
Die tatsächliche Entwicklung im Gesamtjahr sei abhängig vom weiteren Geschäftsverlauf bis zum Jahresende. Die Schäden aus den jüngsten Stürmen ließen sich für den Markt und Rückversicherer noch nicht beziffern. Die Munich Re habe aber selbst nach so schweren Naturkatastrophen eine ausreichend solide Kapitalbasis und könne weiterhin die volle Rückversicherungskapazität bieten, hieß es weiter.
Rückversicherer übernehmen Risiken von Erstversicherern wie der Allianz , Axa und Generali , die damit einen Teil ihrer Geschäfte absichern. Munich Re ist in der Branche der Rückversicherer der Weltmarktführer.
PREISKAMPF
Noch Anfang der Woche hatten sich eine Reihe von Branchenvertretern in Monte Carlo zu den Auswirkungen der Stürme geäußert. Munich Re sah sich da noch im von den Verwüstungen betroffenen US-Bundesstaat Florida nicht mehr stark vertreten. Der Preiskampf der vergangenen Jahre hatte das Geschäft für viele unattraktiv gemacht.
Jedoch hatte der Munich-Re-Vorstand Torsten Jeworrek am Sonntag gewarnt, dass "Harvey" und "Irma" "erhebliche Ereignisse für den Versicherungsmarkt" werden. Die versicherten Schäden durch Hurrikan "Harvey" schätzt Jeworrek auf insgesamt 20 bis 30 Milliarden US-Dollar - etwa so viel wie bei Wirbelsturm "Sandy" im Jahr 2012. Versicherer und Rückversicherer müssen bei "Harvey" vor allem für Wind- und Sturmschäden geradestehen.
"Irma" ist der schwerste jemals in der Region registrierte Tropensturm und kam auf Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde. Von "Harvey" und "Irma" besonders betroffen waren die Bundesstaaten Florida und Texas./stk/stb/la/zb/oca