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     503  0 Kommentare Deshalb könnte Gazprom einfach auf Nord Stream 2 verzichten, sollte es aber nicht

    Das Großprojekt Nord Stream 2 hängt in der Schwebe. Nachdem lange und streitlastige Verhandlungen mit der EU weitestgehend geklärt schienen, kam mit den Sanktionen aus Amerika die nächste Breitseite gegen das Infrastrukturprojekt.

    Aktionäre von Gazprom (WKN:903276) können jede noch so kleine Entwicklung von Nord Stream 2 im Aktienkurs des russischen Energieunternehmens nachlesen. Wie schlimm wäre aber ein Ende von Nord Stream 2 wirklich und sollte Gazprom einfach auf das Projekt verzichten?

    Schmerzhaft, aber verkraftbar

    Mit Nord Stream 2 wäre eine weitere Pipeline nach Europa verlegt, die günstig und verlässlich große Mengen Gas nach Europa transportieren kann. Gazprom könnte dadurch jährlich ganze 55 Mrd. Kubikmeter Gas in die Region liefern. Das ist viel, allerdings braucht diese Zahl den richtigen Kontext.

    In Nicht-FSU-Staaten, also Staaten, die nicht der früheren Sowjetunion (Former Soviet Union) zugeordnet werden, hat Gazprom im letzten Jahr 179,3 Mrd. Kubikmeter Gas abgesetzt. In FSU-Staaten ohne Russland wurden weitere 33,2 Mrd. Kubikmeter verkauft. Das heißt, mit Nord Stream 2 würde der Absatz des letzten Jahres im Vergleich zu diesen Zahlen um fast 26 % höher ausfallen.

    Natürlich ist die kalte Heimat auch ein wichtiger Markt für Gazprom. In Russland ist der Absatz in den letzten Jahren zwar moderat gesunken, aber immerhin waren es 2016 noch 214,9 Mrd. Kubikmeter, und damit ähnlich viel wie außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Auf den aufsummierten Absatz würde Nord Stream 2 dann nur noch eine Erhöhung von circa 13 % mit sich bringen. Die wäre wünschenswert, ein Wegfall aber keine Existenzbedrohung für Gazprom.

    Falls in den nächsten Wochen und Monaten zu viele Partner abspringen und das Projekt Nord Stream 2 sprichwörtlich auf Eis gelegt wird, dann würde allerdings nicht nur der Verlust des Umsatzpotentials schmerzen, sondern auch die bereits getätigten Investitionen, die abgeschrieben werden müssen. Der Bau wurde bereits teilweise begonnen und auch erste Rohre sind schon produziert.

    Laut eigenen Aussagen sind im Jahr 2017 111 Mrd. Russische Rubel als Investitionen in Nord Stream 2 veranschlagt. Müsste man diese abschreiben, wäre das ärgerlich, allerdings sicherlich nicht der finanzielle Ruin des Unternehmens. Im letzten Jahr wurde immerhin ein Gewinn in Höhe von 952 Mrd. Russischen Rubel verbucht. Auch der letztjährige, durch Investitionen zurechtgestutzte, Freie Cashflow in Höhe von 202 Mrd. Russischen Rubel könnte einen solchen Verlust abfedern.

    Wieso Gazprom trotzdem nicht auf Nord Stream 2 verzichten sollte

    Die Schlussfolgerung ist also, dass ein Ende von Nord Stream 2 nicht das Ende von Gazprom bedeuten würde. Ohnehin scheint die Aktie schon ein ziemlich pessimistisches Szenario einzupreisen.

    Auf einem ganz anderen Blatt steht jedoch, ob Gazprom die Entwicklungen einfach so hinnehmen sollte. Eigentlich nicht, denn auch wenn viele ein schlechtes Bild von Russland haben, ist Gazprom ein verlässlicher Energielieferant, der Europas großen und wachsenden Hunger nach vergleichsweise umweltfreundlichem Erdgas stillt.

    Da die Lieferkapazitäten schon weitestgehend ausgelastet sind, und Europa sich überlegen muss, wie es an mehr Erdgas kommt, ist Gazprom in einer guten Situation, in der Debatte um Nord Stream 2 auf eine sachliche Diskussion zu pochen und weiterhin an seinen Plänen festzuhalten. Europa braucht Nord Stream 2 wahrscheinlich dringender als Gazprom, und das könnte die Zukunft des Projekts sichern.

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    Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich auf fool.de veröffentlicht.



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    Verfasst von Aktienwelt360
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