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    SMA Solar Technology  3382  0 Kommentare Schnell mal abkassieren

    Und plötzlich geht alles ganz schnell: Die ursprünglich für Anfang Juli angekündigte Erstnotiz von SMA Solar Technology erfolgt bereits an diesem Freitag. Die Preisspanne liegt bei 40 bis 52 Euro, die Graumarktnotierungen deuten auf einen Ausgabepreis am oberen Ende dieser Bandbreite hin.
    Auch sonst ist alles anders als ursprünglich angekündigt: Statt 11,5 Millionen werden nur zwischen 6,7 und 7,7 Millionen Aktien an der Börse platziert, je nachdem, ob die Mehrzuteilungsoption ausgeübt werden kann oder nicht. Die geringere Anzahl der ausgegebenen Aktien bedeutet jedoch nicht, dass sich an der Bewertung des Unternehmens etwas geändert hätte, im Gegenteil: Weniger Aktien und die dafür teurer, lautet die Devise.

    Das legt den Verdacht nahe, dass die Konsortialbanken, namentlich Citigroup, Deutsche Bank, Commerzbank und Landesbank Baden-Württemberg auf Knappheitspreise bedacht sind. Der Hopplahopp-Börsengang und die kurze Zeichnungsfrist (nur noch bis Donnerstag) für die bislang größte Neuemission des Jahres deuten darauf hin, dass man Privatanleger nach Rücksprache mit institutionellen Investoren gar nicht unbedingt erreichen will, sondern die teuren Aktien lieber an Investmentfonds (möglicherweise noch an die hauseigenen) verteilt.

    Anleger, die nicht zum Zug kommen, müssen nicht Trauer tragen. Eine Zeitlang werden die Emissionsbanken noch Kurspflege betreiben, doch früher oder später wird sich der Kurs den Gesetzen des Marktes beugen müssen. Ein Unternehmenswert von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro ist ein Haufen Holz für eine Firma, die im vergangenen Jahr 327 Millionen Euro Umsatz und dabei einen Gewinn von knapp 37 Millionen Euro erwirtschaftete. Selbst unter Berücksichtigung des rasanten Wachstums – im ersten Quartal 2008 verdreifachte sich der Umsatz auf 115 Millionen Euro, während der Gewinn um 2000 Prozent auf 17 Millionen Euro regelrecht explodierte – erscheint der Preis so hoch, dass die leichteste Enttäuschung dramatische Kursverluste zur Folge haben dürfte.

    Hauptprofiteure des Börsengangs sind drei Vorstandsmitglieder und ein Aufsichtsrat, die jeweils eine Million Aktien abgeben (falls die Mehrzuteilungsoption ausgeübt wird kommt noch einiges hinzu). Nur der Erlös aus der Platzierung von 2,7 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung kommt dem Unternehmen selbst zugute. Auf diesen Umstand angesprochen, erklärte Vorstands-Chef Günther Cramer auf einer Pressekonferenz in Frankfurt, die Altaktionäre würden lediglich Stücke abgeben, um einen ausreichenden Free Float zu gewährleisten. Hätte man Kasse machen wollen, wäre auch ein Verkauf an ein Großunternehmen wie Siemens oder General Electric möglich gewesen, so Cramer weiter, dann hätte man sich die „Pein des Börsengangs“ nicht antun müssen. Angesichts des Schmerzensgeldes für die abgebenden Großaktionäre von mindestens 40 Millionen Euro pro Nase kommen da selbst hart gesottenen Börsenreportern die Tränen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Altaktionäre für ihre verbleibenden Anteile nur eine Sperrfrist von sechs Monaten unterschrieben haben, nach deren Ablauf sie weitere Stücke abverkaufen können, und die Verträge der drei maßgeblichen Vorstände bereits 2009 auslaufen. Trotz aller Beteuerungen, man wolle sich nicht in absehbarer Zeit als Multimillionär in den Vorruhestand verabschieden, sondern stehe zum Unternehmen, wirft das einige Fragen auf.

    Eine davon ist relativ leicht zu beantworten: SMA heißt nicht „schnell mal abkassieren“, sondern steht für System-, Mess- und Anlagetechnik. Das Geschäftsmodell des 1981 gegründeten Unternehmens aus Niestetal bei Kassel ist über jeden Zweifel erhaben: SMA ist eigenen Angaben zufolge der weltweit führende Hersteller von Wechselrichtern. Diese Geräte wandeln den Gleichstrom aus Solarmodulen (und Windkraftanlagen) in Wechselstrom um, der dann ins Netz eingespeist werden kann. Da der Wechselrichter das Herzstück jeder Solaranlage ist, sind weiteres Wachstum und hohe Profitabilität mehr oder weniger programmiert, zumal SMA laut Firmenangaben der einzige Anbieter ist, dessen Produkte mit allen Leistungsklassen und allen Modularten kompatibel sind. Die Geschäfte laufen auf Hochtouren, derzeit verlässt alle 30 Sekunden ein fertiges Produkt das SMA-Werk.

    Fazit: Tolles Unternehmen, falscher Preis. Wie so viele Neuemissionen, ist SMA sehr teuer, was hohes Enttäuschungspotenzial in sich birgt. Nicht zeichnen!
    Quick-Check

    Preisspanne: 40,00 bis 52,00 Euro
    Zeichnungsfrist: bis 26. Juni 2008
    Erster Handelstag: 27. Juni 2008
    Ausgegebene Aktien: maximal 7,7 von 34,7 Millionen
    Erwarteter Umsatz 2008: 495 Millionen Euro
    Erwarteter Gewinn 2008: 71 Millionen Euro
    KGV 2009: 13,3 bis 17,4
    Prospekt: ja (www.ipo.sma.de)
    Segment: Prime Standard
    ISIN: DE 000 A0D J6J 9

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