Long-Term-Perspective schrieb 17.11.24, 14:32
Hey zusammen,
ich habe hier einige Kommentare zur Q3-Mitteilung von Brockhaus Technologies gelesen, und es scheint etwas Verwirrung über das Periodenergebnis zu geben. Also, lassen wir uns das mal kurz aufdröseln:
1. Warum ist das Periodenergebnis negativ?
Das Periodenergebnis für die Anteilseigner von Brockhaus Technologies liegt bei -€ 2,3 Mio. im Vergleich zu einem positiven Ergebnis von € 2,7 Mio. im Vorjahr. Das klingt im ersten Moment schlecht, aber es gibt einen klaren Grund dafür: die Abwertung der Earn-out-Forderung aus dem Verkauf der Palas GmbH. Ursprünglich hatte Brockhaus hier auf zusätzliche Earn-out-Zahlungen von bis zu € 16,7 Mio. spekuliert. Leider fiel die Performance von Palas schwächer aus als erwartet, weshalb die Forderung auf Null abgewertet wurde, was einen einmaligen Aufwand von € 8,2 Mio. im Finanzergebnis verursacht hat.
Kurz gesagt: Es handelt sich hier um einen Buchverlust, der sich nicht auf die Liquidität des Unternehmens auswirkt, aber eben das Periodenergebnis belastet.
2. Die Palas-Transaktion: Ein echter Volltreffer 🎯
Trotz des entgangenen Earn-outs muss man die Palas-Transaktion als Erfolg betrachten. Brockhaus hat die 70%-Beteiligung an Palas 2018 für € 18 Mio. gekauft (davon € 15 Mio. in Cash). Im Jahr 2022 wurde die Beteiligung an Indutrade für einen Unternehmenswert von € 100 Mio. verkauft. Das brachte Brockhaus direkt € 59 Mio. ein – also das 3,3-fache der ursprünglichen Investition in nur vier Jahren! 💵 Das ist der Grund, warum Private-Equity-Investoren auf solche Deals setzen.
Selbst ohne die Earn-out-Komponente bleibt das ein hochprofitabler Exit, und genau solche Transaktionen sind es, die PE-Investoren erwarten.
3. Warum das EBITDA wichtiger ist als das Nettoergebnis
Für diejenigen, die PE-Geschäfte kennen: Das Nettoergebnis ist oft weniger aussagekräftig, da Private-Equity-Unternehmen ihre Akquisitionen in der Regel stark fremdfinanzieren. Die Zinsaufwendungen belasten das Periodenergebnis, aber sie beeinflussen nicht das operative Geschäft, das durch das EBITDA besser abgebildet wird.
Bei Brockhaus liegt das bereinigte EBITDA für 9M 2024 bei € 68 Mio., was einer Marge von 38,8% entspricht – und das ist stark! Die Prognose für das Gesamtjahr liegt bei einem bereinigten EBITDA von € 80-90 Mio.. Das zeigt, dass das operative Geschäft trotz des Buchverlusts bei Palas gut läuft.
4. Bikeleasing und der "Wasserkopf"-Einwand
Ich sehe hier den Punkt, dass Bikeleasing bereits etabliert ist und das Wachstumspotenzial begrenzt sein könnte. Aber lasst uns das mal realistisch betrachten:
Bikeleasing wächst weiterhin solide, mit einem Umsatzplus von 33,5% in 9M 2024. Auch wenn das Wachstum sich verlangsamen könnte, trägt das Segment aktuell stark zum EBITDA bei und hilft, die Finanzierungsaufwendungen zu decken.
Der "Wasserkopf" ist in PE-Strukturen normal, aber entscheidend ist hier, dass die Cashflows und die Profitabilität (EBITDA) weiter steigen. Langfristig zahlt sich das aus, weil die Multiple-Bewertungen steigen – das ist der Hebel für zukünftige Exits oder IPOs.
Wie viel muss Bikeleasing noch wachsen? Um die schwarze Null auf Nettoergebnisbasis zu erreichen, wäre bei konstanten Finanzierungskosten ein weiteres EBITDA-Wachstum von etwa 20-30% nötig, was bei einer Fortsetzung des aktuellen Wachstums in 1-2 Jahren realistisch erscheint. Danach fließen Cashflows in der Regel vermehrt an die Aktionäre.
Zum Thema Boni und Dividenden: Ja, es gibt Bonuszahlungen, das ist in PE-Strukturen üblich und oft performanceabhängig. Das Management ist hier stark incentiviert, das EBITDA und damit die Bewertung nach oben zu treiben. Dividenden könnten in den kommenden Jahren folgen, wenn die Schulden abgebaut und stabile Cashflows gesichert sind.
Fazit: Die Bedenken sind verständlich, aber das EBITDA ist der richtige Fokus. Brockhaus Technologies spielt hier das typische PE-Spiel: Akquisitionen mit Fremdkapital, Wertsteigerung durch EBITDA-Wachstum, und dann Exit oder Dividenden. Das ist nichts für kurzfristige Zocker, sondern für geduldige Investoren, die auf langfristige Wertsteigerung setzen.
Bleibt cool, schaut auf das EBITDA, und lasst euch nicht vom kurzfristigen Periodenergebnis blenden. 😎💸
Cheers und bleibt rational bei euren Investments!
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