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    Marktkommentar  690  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (Bantleon): Erwartungen an US-Steuerreform zurückschrauben

    Dr. Andreas Busch untersucht die Entwicklungen in den Bemühungen um eine US-Steuerreform. Die Fortschritte sind positiv zu bewerten.

    Hoffnungen auf einen großen Wurf bei der US-Steuerreform sorgten in den vergangenen Wochen für gute Stimmung. Die unterschiedlichen Auffassungen im Senat und im Repräsentantenhaus dürften eine schnelle Einigung verhindern.

    Weltweit legten die Aktienkurse in den vergangenen Wochen kräftig zu. Unter anderem, weil die Hoffnung auf einen großen Wurf bei der US-Steuerreform für gute Stimmung sorgte. Die hier erzielten Fortschritte sind zweifellos positiv zu werten. Bis die Reform definitiv verabschiedet werden kann, ist aber noch viel zu tun. Die unterschiedlichen Auffassungen im Senat und im Repräsentantenhaus sind nicht zu unterschätzen und dürften eine schnelle Einigung verhindern. Wir halten daher eine Verabschiedung noch in diesem Jahr für unwahrscheinlich und rechnen mit einer geringeren Entlastung als derzeit veranschlagt – den Aktienmärkten droht mithin Ernüchterung.

    Sieht man vom jüngsten Rücksetzer ab, kannten die weltweiten Aktienmärkte in den vergangenen Wochen eigentlich nur eine Richtung – nach oben. Das führte dazu, dass die seit Jahresbeginn aufgelaufenen Kursgewinne vielerorts in den zweistelligen %-Bereich vorstiessen (z.T. bis zu 20%). Rückenwind ging gleich von mehreren Seiten aus. Neben der anhaltenden Liquiditätsschwemme durch die Notenbanken trugen die reihenweise auf langjährige Höchststände kletternden Konjunkturindikatoren zum konstruktiven Umfeld bei.

    Für Optimismus sorgte darüber hinaus die US-Politik, die beim Thema Steuerreform endlich Fortschritte machte. Die bislang nur vage formulierten Absichten wurden konkretisiert und der parlamentarische Gesetzgebungsprozess in Gang gesetzt. Geht es nach dem Willen führender Republikaner, wird die Reform schon Ende dieses Jahres verabschiedet. Die Ersparnisse, die Unternehmen und Haushalten in Aussicht gestellt werden, würden sich auf beeindruckende 1.500 Mrd. USD belaufen und sollten so der US-Wirtschaft einen namhaften Impuls bescheren, wovon letztlich die ganze Welt profitieren würde.

    Zweifellos ist es positiv zu werten, dass sich die US-Parlamentarier zusammengerauft und an die Arbeit gemacht haben, um eines der wichtigsten Wahlversprechen vom vergangenen Jahr umzusetzen. Hoffnung macht auch, dass der straffe Zeitplan für die Beratungen in den Ausschüssen beider Kammern des US-Kongress bislang eingehalten werden konnte. Dennoch – bis das Gesetz schliesslich dem Präsident zur Unterschrift vorgelegt werden kann, sind noch einige Hürden zu nehmen.

    Problematisch ist vor allem, dass die getrennt entwickelten Pläne im Senat und Repräsentantenhaus immer noch grosse Unterschiede aufweisen, die nicht so einfach zu bereinigen sein dürften. So planen die Senatoren z.B., den Unternehmenssteuersatz nicht schon 2018, sondern erst 2019 zu senken, um die Einnahmeausfälle zu reduzieren. Ebenso wollen sie den bislang auf Bundesebene möglichen Abzug von Steuern, die auf lokaler Ebene gezahlt wurden, komplett streichen. Dagegen laufen aber schon jetzt im Repräsentantenhaus republikanische Abgeordnete Sturm, die Staaten mit einer hohen Steuerbelastung vertreten (u.a. New York und New Jersey). Weitere Differenzen gibt es bei der Absetzbarkeit von Gesundheitsausgaben und der Neugliederung der verschiedenen Einkommenssteuerklassen. Der Vorschlag des Repräsentantenhauses sieht eine Reduktion der bisher sieben Klassen auf vier vor – der Senat will die sieben Klassen indes beibehalten und darüber hinaus den Spitzensteuersatz senken.

    Unbestritten ist der Druck auf die US-Republikaner gross, nach dem Debakel der gescheiterten Abschaffung von »Obamacare« endlich Erfolge vorzuweisen. Gleichzeitig blickt aber eine Reihe von ihnen sorgenvoll auf die in einem Jahr anstehenden Parlamentswahlen, weshalb sie sich bei wichtigen Positionen – die für ihre eigene Wiederwahl entscheidend sind – nicht so schnell kompromissbereit zeigen dürften.

    Wir bleiben daher skeptisch und halten eine Verabschiedung der neuen Steuergesetzte noch Ende dieses Jahres für unwahrscheinlich. Anfang 2018 könnte es schliesslich zu einer Einigung kommen – der Preis dafür dürfte indes in einem Zurückschrauben der ambitionierten Pläne liegen. Der Impuls, der auf die US-Wirtschaft ausgeht, sollte entsprechend kleiner ausfallen als derzeit von vielen erhofft. Den euphorischen Aktienmärkten droht mithin von dieser Seite Ernüchterung.

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