Der Kursrutsch, der Hintergrund, und wie es nun weiter geht - Seite 2
Die steigenden Stundenlöhne sind also nichts Neues. Es ist vollkommen normal, dass eine erhöhte Auslastung am Arbeitsmarkt mit einer gewissen Zeitverzögerung für einen anziehenden Lohndruck sorgt. Deshalb ist es sehr fragwürdig, dass der US-Arbeitsmarktbericht für Überraschungen oder gar eine panikartige Flucht aus dem Aktienmarkt verantwortlich sein soll.
Wirft man zudem einen genauen Blick auf den Kursverlauf des Dow Jones (siehe folgender Chart), sieht man schnell, dass die Abwärtstendenz bereits mit Beginn des 29. Januars ihren Anfang nahm. Die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts (roter Pfeil) goss lediglich noch etwas Öl ins Feuer. Aber erst nachmittags ab 16:45 Uhr am folgenden Montag bildete sich ein echter Verkaufsdruck, der ab 20 Uhr zu panikartigen Verkäufen überging.
So brachte der Zinsanstieg die Wende an den Aktienmärkten ins Rollen
Aber nicht nur die steigenden Löhne, sondern auch der Anstieg der Zinsen sind nichts Neues. Schon Anfang Juli 2016 sahen wir das Zinstief bei den 10-jährigen Staatsanleihen und schon seit September klettern die Renditen nach zwischenzeitlicher Konsolidierung wieder nach oben. Seit Anfang Januar 2018 tun sie dies sogar mit deutlich stärker Zugkraft.
Eine Besonderheit ist hier aber zu erwähnen. Denn am 29. Januar wurde das Zinsniveau von Dezember 2016 bzw. März 2017 nachhaltig überwunden (siehe folgender Chart). Damit setzte sich der Zinsanstieg fort und nahm weiter Fahrt auf.
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Zum selben Zeitpunkt, an dem die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen auf ein neues Zwischenhoch ausgebrochen waren, erreichte auch der Dow Jones am 29. Januar sein Hoch (siehe Chart oben). Daraufhin erhöhten sich die Zinsen weiter, während die Aktienkurse mit zunehmender Dynamik abrutschten. Entsprechend liegt der Zusammenhang auf der Hand, dass steigende Zinsen zu einer Belastung für den Aktienmarkt wurden.
Der berühmte letzte Tropfen
Auf diese Gefahr wies ich bereits im vergangenen Jahr hin. Seitdem veränderte sich an der fundamentalen Entwicklung eigentlich nichts. Man kann also in diesem Fall womöglich vom berühmten letzten Tropfen sprechen, der das Fass zum Überlaufen und so schlagartig den Börsianern eine neue Sichtweise brachte.
Diese hatte eine ganz simple und logische Entwicklung ausgelöst: Nach den steilen Kursanstiegen in den Tagen und Wochen zuvor gab es nun Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten, die wiederum immer mehr Verkäufer auf den Plan riefen. Zum Schluss verselbständigte sich die Abwärtsbewegung durch Stopps und Computerprogramme
Aktienmärkte bleiben auf lange Sicht belastet
Und so könnte es sein, dass die nun etablierten markanten Hochs das vorläufige Ende der Aufwärtstrends an den (US-)Aktienmärkten bilden. Es bleibt zwar dabei, dass die konjunkturellen Aussichten zumindest für die kommenden drei bis sechs Monate nach wie vor sehr gut sind. Jedoch wird der anhaltende Konjunkturaufschwung auch die Löhne- und Zinsen weiter steigen lassen und so die Aktienmärkte weiterhin belasten.
Eine große Seitwärtsbewegung könnte auf uns zukommen
Ich rechne daher mit einer großen Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau bei DAX, Dow Jones & Co. für die kommenden Wochen und Monate. Schließlich sorgen steigende Unternehmensgewinne für die anhaltende Attraktivität von Aktien. Jedoch wird auch die Anziehungskraft der Anleihemärkte durch die weiter steigenden Zinsniveaus zunehmend Investoren anlocken. Diese werden dann ihre relativ spekulativen Positionen am Aktienmarkt zumindest teilweise abstoßen, um das freiwerdende Kapital in die sichereren Anleihenmärkte fließen zu lassen.
In welcher Handelsspanne die erwartete Seitwärtsbewegung verlaufen wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Doch die aktuellen Tiefs könnten bereits das untere Ende vorgeben. Es ist aber damit zu rechnen, dass die Bären nach einer (aktuell bereits laufenden) Kursberuhigung zu einem zweiten Schlag ansetzen werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)