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    ROUNDUP  298  0 Kommentare Wirtschaft zunehmend besorgt wegen Handelskonflikten

    BERLIN/PARIS (dpa-AFX) - Nach neun Jahren wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland mehren sich angesichts globaler Unsicherheiten wie Handelskonflikten die Zeichen für eine mögliche Trendwende. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag senkte seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr überraschend deutlich. Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) fürchtet bei einer Zunahme von Handelskonflikten negative Folgen für die Welt-Konjunktur.

    Eine weitere Eskalation von Handelsspannungen könne das Wirtschaftswachstum deutlich bremsen, schreibt der kommissarische Chefvolkswirt Alvaro Santos Pereira im halbjährlichen Wirtschaftsausblick der OECD, der am Mittwoch in Paris vorgestellt wurde. Seit dem Beginn der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2007 seien in den G20-Ländern bereits über 1200 neue Handelsbeschränkungen eingeführt worden. Auch die OECD senkte ihre Prognose für Deutschland. Sie rechnet nun damit, dass die deutsche Wirtschaft in diesem und dem kommenden Jahr um jeweils 2,1 Prozent zulegt. Im März hatten die Experten für dieses Jahr noch ein Plus von 2,4 Prozent erwartet, für 2019 war sie damals von 2,2 Prozent ausgegangen.

    Der DIHK erwartet für 2018 nun noch ein Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr von 2,2 Prozent, nach zuvor 2,7 Prozent. "Aus dem Ausland kommen zunehmend Misstöne, die Unsicherheit wächst", sagte Wansleben. Der internationale Handel schleppe sich dahin. Dazu kämen handelspolitische Konflikte wie der den zwischen den USA und der EU. Die Exporterwartungen der Unternehmen trübten sich ein.

    Allerdings war der DIHK mit der Prognose von zuvor 2,7 Prozent im Vergleich optimistischer als etwa die Bundesregierung oder Forschungsinstitute. Grund für das niedrigere Wachstum sei auch das schwächer als erwartet ausgefallene Wachstum der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal.

    Nach neun Jahren Aufschwung könne es eine Wende in der Entwicklung geben, sagte Wansleben. "Wir befürchten das ein bisschen." Auch die führenden Forschungsinstitute hatten zuletzt erklärt, die Risiken für die deutsche Wirtschaft nähmen zu.

    Sorgen bereitet den Firmen nach einer DIHK-Umfrage unter rund 24 000 Unternehmen vor allem handelspolitische Streitigkeiten. Die Exporterwartungen der Unternehmen erfahren einen spürbaren Dämpfer, wie es hieß. Weniger Firmen rechneten damit, weitere Zuwächse in ihren Geschäften realisieren zu können. Handelshemmnisse nähmen seit geraumer Zeit zu, wie es hieß. Der Vormarsch des Protektionismus habe mit der Einführung höherer Zölle durch die USA eine neue Dimension erreicht.

    Im Zollstreit zwischen den USA und der EU gibt es kurz vor dem Auslaufen einer wichtigen Frist weiterhin keine Einigung. Am Freitag endet die Ausnahme Europas von Sonderzöllen der Vereinigten Staaten auf Stahl und Aluminium. Bei einer Eskalation drohen höhere Zölle der EU auf Autos, das könnte vor allem die deutsche Autoindustrie massiv treffen.

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    Große Sorgen bereitet dem DIHK auch die Krise in Italien. "Hier steht viel auf dem Spiel", sagte Martin Wansleben. Angesichts der Größe der italienischen Volkswirtschaft wäre eine Staatskrise wie in Griechenland für die Eurozone finanziell nicht zu stemmen. Er erwarte aber, dass Italien seine Hausaufgaben mache und im Euro bleiben wolle, sagte Wansleben. In Italien steht inmitten der Turbulenzen an den Finanzmärkten nun auch die Bildung einer Übergangsregierung wieder in Frage.

    Auch das Aufkündigen des Atom-Abkommens mit dem Iran und neue US-Sanktionen gegen das Land haben massive negative Folgen für die deutsche Wirtschaft. Unternehmen würden Investitionen nun wieder zurückfahren, sagte Wansleben. "Das wirft uns erheblich zurück."

    Zwar bleibe die deutsche Wirtschaft dank einer weiter robusten Binnenkonjunktur insgesamt in einer guten Verfassung, hieß es beim DIHK. Die Unternehmen blickten aber etwas weniger optimistisch als zuletzt auf ihre künftigen Geschäftschancen. Die größte Sorge sei der Fachkräftemangel, gefolgt von Arbeitskosten und einer hohen Bürokratielast. Wansleben forderte die große Koalition zu einem "Aufbruch" auf mit mehr Investitionen und steuerlichen Entlastungen für die Unternehmen./hoe/DP/jha




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