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     352  0 Kommentare Effiziente Märkte: Es ist an der Zeit umzudenken - Seite 2

    Klingt erstmal intuitiv und logisch. Schließlich vermag man ja zu denken, dass viele informierte Investoren im Mittel schon ungefähr das Richtige wissen. Wenn einige Anleger für einen bestimmten Preis verkaufen wollen, andere aber für einen geringeren Preis kaufen wollen – z.B., weil sie einen besonderen Artikel gelesen haben, den die anderen nicht gelesen haben – dann trifft man sich in der Mitte. So zumindest grob die Theorie von Eugene Fama (den wir stellvertretend für das ganze Wissensgebiet nennen), der maßgeblich für die Entwicklung dieses Konstrukt verantwortlich war und dazu beitrug, dass viele Teilnehmer den Markt als ein rationales, stabiles und effizientes System betrachten.

    Natürlich wird es im Laufe der Preisbildung zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Marktteilnehmern kommen. Manchmal überwiegen vielleicht jene Anleger, die etwas mehr für eine Aktie zahlen wollen. Manchmal dominieren die Pessimisten. Aber da laut Fama, jeder Anleger zu den gleichen Informationen Zugang hat und immer rational agiert, wird dieser Zustand nicht von Extremen (z.B. Krisen) geprägt sein.

    Das heißt, der Kurs pendelt immer um seinen effizienten Preis und wird demnach schon richtig sein. Das heißt aber auch, dass Techniken, wie z.B. die Chartanalyse (Suche nach Mustern im Kursverlauf) oder die Fundamentalanalyse (Suche nach unterbewerteten Aktien) langfristig niemals funktionieren sollten. Schließlich sind laut Fama Märkte nicht prognostizierbar – man kann sie also nicht schlagen und davon überproportional profitieren. Ob eine Fusion von zwei bestimmten Unternehmen oder ein verfehltes Umsatzziel, alle Informationen, die für einen Investor vorteilhaft wären, sind demnach schon im aktuellen Preis enthalten.

    In einer radikalen Form führt diese Aussage also zu der Überflüssigkeit von Investmentmanagern, da jeder Anleger dazu geraten wäre, eine einfache „Buy-and-Hold“ Strategie mit einem Marktportfolio (z.B. den MSCI World ETF) zu verfolgen. Langfristige überproportionale Gewinne wären damit nicht möglich.

    Die Praxis spricht nicht für effiziente Märkte

    Nun, so einfach ist es in der Realität leider nicht. Die Modelle – wenn auch mathematisch ästhetisch – sind in der Praxis kaum zu gebrauchen, was auch der Grund ist, warum sie von Quants (und eigentlich jedem anspruchsvollen Anleger) nicht verwendet werden.

    Natürlich denkt niemand, auch nicht die Dozenten und Entwickler dieser Theorien, dass Menschen vollkommen rational sind oder, dass Krisen niemals auftreten. Schließlich wurde bis dato viel Input geliefert, um diese Modelle zu widerlegen. Shiller, Thaler und Kahneman haben z.B. bedeutsame Arbeit in der Verhaltensökonomik geleistet und argumentieren, dass es naiv sei, die Ökonomie wie eine physikalische Wissenschaft zu behandeln. Gerade der globale Finanzmarkt ähnelt von seinem Charakter eher einer Human- oder Sozialwissenschaft, da hier Millionen von Individuen zusammenkommen, interagieren und sich durch ihre Handlungen gegenseitig beeinflussen. Ein weit verbreitetes Phänomen auf den Märkten ist z.B. das sogenannte Herdenverhalten, bei dem viele Investoren sich gemeinsam auf eine bestimmte Handlung stürzen und somit das Risiko deutlich erhöhen. Der BitCoin-Boom ist/war ein exzellentes Beispiel für so eine Handlung.


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    Arthur Vott
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    Arthur ist bei Fundamental zuständig für das Wachstum der Firma. Er schafft die Brücke zwischen der Unternehmensentwicklung und der quantitativen Forschung. Schon früh faszinierten ihn daten-getriebene Hedge-Fonds aus den USA und er machte sich zur Aufgabe ihren Erfolg auf den Grund zu gehen. In seinem Studium beschäftigte er sich vor allem mit der Kombinatorik von Value- und Momentum Strategien und deren Alpha-Potential. Nach diversen Stationen im Business Development in der Bau- und Finanzindustrie gründete er Fundamental mit der Vision, erfolgreiche und hochtechnologische Anlagelösungen zu entwicklen.
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    Verfasst von Arthur Vott
    Effiziente Märkte: Es ist an der Zeit umzudenken - Seite 2

    Auf den Punkt gebracht: Viele Anbieter haben im Zuge des Aufstiegs des passiven Investieren auf die Existenz von effizienten Märkten verwiesen. Keinem Anleger sei es daher möglich, langfristig mehr Rendite, als der Makrt zu generieren. Während effiziente Märkte in der Theorie ein schönes Konstrukt sind, haben sie mit der Praxis nur wenig zu tun. Ihre […]

    Der Beitrag Effiziente Märkte: Es ist an der Zeit umzudenken erschien zuerst auf Fundamental Capital.



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