ANALYSE
RBC verliert nach Gewinnwarnung die Begeisterung für Deutsche Post
NEW YORK (dpa-AFX) - Das Gewinnwarnung der Deutschen Post sorgt bei immer mehr Analysten für Ernüchterung. Das Analysehaus RBC sieht in den Papieren des Dax-Konzerns zunächst keine attraktive Anlage mehr. Das mittelfristige Gewinnziel für die kriselnde Brief- und Paketsparte PeP hält Analyst Damian Brewer für anspruchsvoll. Er rechnet jetzt damit, dass der Vorstand auch das konzernweite Ziel eines operativen Gewinns von über 5 Milliarden Euro bis 2020 verfehlt.
Die Aktie des Konzerns stufte Brewer daher am Dienstag von "Outperform" auf "Sector Perform" herab. Das Kursziel senkte der Experte in seiner Studie von 40 auf 33 Euro. Nachdem sich die Aktie zum Xetra-Schluss am Montag nur knapp über der Marke von 30 Euro gehalten hatte, geht er damit immerhin noch von einer leichten Erholung aus.
Allerdings sieht Brewer keinen Grund, weshalb es der Post anders gehen sollte als ihren Konkurrenten, die kämpfen müssen, um ihre operativen Gewinne zumindest stabil zu halten. Er strich deshalb auch seine Schätzungen für 2018 und 2019 zusammen.
Für 2020 geht der Experte im PeP-Bereich nun nur noch von einem operativen Gewinn (Ebit) von 1,14 Milliarden Euro aus - während Post-Chef Appel 1,7 Milliarden anpeilt. Konzernweit erwartet RBC zum Ende des Jahrzehnts jetzt nur noch ein Ebit von 4,7 Milliarden Euro. Das Versprechen Appels, dann die Marke von 5 Milliarden Euro zu überschreiten, hält Brewer damit wie auch andere Analysten für unrealistisch. So sei es fraglich, ob die DHL-Bereiche Fracht und Lieferkettenlogistik ihre Ziele erreichten.
Die Unsicherheit dürfte nach Einschätzung von RBC auch den Aktienkurs belasten - zumindest bis die Post ihr mittelfristige Ebit-Ziel für die PeP-Sparte anpasse. Sobald dies geschieht, will Brewer seine Einschätzung "Sector Perform" für die Aktie überdenken.
Weil die Kosten im Brief- und Paketgeschäft aus dem Ruder laufen, hatte die Post am Freitag ihr Gewinnziel für 2018 kassiert. Statt 4,15 Milliarden Euro soll der operative Gewinn nur noch 3,2 Milliarden Euro erreichen. Die PeP-Sparte soll dazu statt der zuvor geplanten 1,5 Milliarden nur rund 600 Millionen Euro beitragen.
Grund des Rückgangs sind neben zu hoher Betriebskosten Sonderbelastungen von rund 500 Millionen Euro, die vor allem durch die Frühpensionierung verbeamteter Mitarbeiter anfallen sollen. Außerdem will die Post nun jedes Jahr 100 bis 150 Millionen Euro etwa in die Digitalisierung, eine verbesserte Routenplanung und gebündelte Zustellung von Briefen und Paketen stecken, um die Betriebskosten schrittweise zu senken.
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Analysierendes Institut RBC Capital.