Vollgeld, Ursache und Wirkung, Zentralbanken, Teilreservesystem,
Vollgeld-Initiative: Bekommt die Schweiz ein neues Geldsystem? – Teil I - Seite 2
Ein weiteres Schlagwort der Initianten ist es, dass die Nationalbank Schweizer Franken „schuldfrei“ in Umlauf bringt. Die Idee dahinter ist, dass auf einen Stichtag hin alles Buchgeld in Vollgeld umgewandelt wird. Damit würden Verbindlichkeiten der Banken gegenüber der Nationalbank in der gleichen Höhe begründet und diese Schulden müssten in einem bestimmten Zeitraum abgegolten werden. Diese Kredittilgung würde es der Nationalbank erlauben, entsprechend viel neues Geld zukünftig schuldenfrei an Bund, Kantone und Bevölkerung auszuzahlen. So zumindest interpretiere ich die Initianten. Wie auch immer, die Verschuldung der Bürger bliebe erhalten, nur die Eigentümerseite der Schulden würde von der Privatwirtschaft in öffentliche Hände wechseln. Dies wäre logischerweise ein weiterer Schritt in Richtung Verstaatlichung.
Wichtigste Veränderung gegenüber heute im Detail
Der wichtigste Punkt den die Organisatoren des Referendums vorgebracht haben ist, dass ihr Plan das Ende des Teilreserve-Bankings herbeiführen würde. Heute sind die Banken in der Eurozone dazu
verpflichtet, Mindestreserven von nur 1% bei ihrer nationalen Zentralbank zu halten. In der Schweiz liegt der Mindestreservesatz mit 2.5% etwas höher. Die Mindestreserve wirkt sich unmittelbar auf
die Liquiditätslage der Banken aus. Eine Erhöhung der Reservesätze entzieht den Kreditinstituten Liquidität, eine Senkung führt Liquidität hinzu. Es ist ein Fakt, dass die private Buchgeldschöpfung
vonseiten der Banken gleichzeitig die Inflation befeuert. Dies lässt sich anhand eines vereinfachten Beispiels veranschaulichen: Wenn ein Kunde bei seiner Hausbank 1.000 Euro anlegt, kann die
Hausbank zusammen mit anderen Geschäftsbanken, nachdem das Geld bei der Zentralbank als Mindestreserve hinterlegt wurde, nach bestehenden Regelungen zur Mindestreserve in der EU, daraus bis zu
100.000 Euro an neuen Krediten schöpfen und verleihen.
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Wie man sieht, wirkt sich diese Methode der Kreditschöpfung selbstverständlich auf die Geldmenge aus. Eine Absenkung des Mindestreservesatzes, wie er im Jahre 2012 von 2% auf 1% vollzogen wurde, führt damit letzten Endes zu einer Ausweitung der Geldmenge mit dem Resultat einer steigenden Inflation. Wir alle kennen das Spiel „Monopoly“ und wissen auch was passiert, wenn derjenige, der die Bank übernimmt, jedem Teilnehmer anstelle von 100.000 Spielgeldeinheiten einfach 200.000 Einheiten zur Verfügung stellt. Fakt bleibt, dass die Zahl der Grundstücke und Häuser nach wie vor gleich begrenzt ist. Allerdings treiben die Spieler die Preise aufgrund der höheren Geldmenge automatisch in die Höhe. Diese Geldpolitik führt letztlich einzig zur Verwässerung/Abschwächung der Kaufkraft des Geldes und zur künstlichen Aufblähung von Finanz- und Vermögenswerten. Es ist eine versteckte Steuer, worüber sich der Großteil der Bevölkerung jedoch nicht bewusst ist. Dieses Privileg der Banken, ein von den Regierungen abgesegnetes Modell, ist äußerst attraktiv, da es mit der Möglichkeit verbunden ist, Geld quasi aus dem Nichts zu schöpfen und darauf Zinsen zu fordern.