checkAd

     3308  0 Kommentare 99 Luftballons

    Na bitte! sagen die Bullen: Das Gespenst der „jobless recovery“ ist erst einmal verscheucht. Im März wurden in den USA 308.000 neue Stellen geschaffen, eine Zahl, die alle Prognosen weit übertroffen hat. Daher sind nun auch positive Multiplikatoreffekte auf die Wirtschaft zu erwarten: mehr Jobs, mehr Einkommen, mehr Ausgaben, höhere Umsätze, höhere Gewinne.

    Bitte nicht! denken hingegen die Bären. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer (ganz besonders, wenn es eine amerikanische ist). Arbeitsmarktzahlen schwanken von Monat zu Monat so stark – und werden überdies so oft revidiert – dass diese schöne März-Zahl nicht unbedingt viel bedeuten muss.

    Wahrscheinlich, so denke ich, haben beide Seiten Recht. Die Wirtschaftswelt hat nicht plötzlich angefangen zu leuchten, doch andererseits scheint sich der Glaube an eine große Krise, an ein nochmaliges Einmünden in den Bear-Market, nicht unbedingt als richtig heraus zu stellen.

    Von 100 verschiedenen Prognosen, die wir Tag für Tag lesen, sind 99 zwangsweise immer falsch. Denn die Wirklichkeit ist immer eindeutig, sie nimmt immer nur einen der 100 verschiedenen Pfade ein, die ihr von den Prognostikern gewiesen werden. Eine Quote – eine Eintrittswahrscheinlichkeit – von 1:100 sollte also stets zurückhaltend machen gegenüber allen Prognosen. Man sollte sie durchaus anhören, aber man sollte sein Geld nicht einseitig darauf setzen. Weder wenn der Himmel auf Erden verkündet wird noch wenn die Fahrt in die Hölle bevorstehen soll.

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    99 Luftballons Na bitte! sagen die Bullen: Das Gespenst der „jobless recovery“ ist erst einmal verscheucht. Im März wurden in den USA 308.000 neue Stellen geschaffen, eine Zahl, die alle Prognosen weit übertroffen hat. Daher sind nun auch positive …