Saudi Arabien – erst Business, dann Moral - Seite 2
Etwas mehr als ein Jahrzehnt nach 9.11 überrannte der Islamische Staat (IS) Teile des Irak und Syriens und verbreitete Angst und Schrecken und löste eine gigantische Flüchtlingswelle aus. Die Stadt Rakka galt als Zentrale des „Islamischen Staates“. Dort herrschte das knallharte Recht der Scharia. Menschen wurden unter anderem ausgepeitscht, gekreuzigt und enthauptet. Die dortige Religionspolizei agierte streng nach saudischem Vorbild und alle zwölf Scharia-Richter waren anscheinend Saudis. Kamel Daoud schrieb im November 2015 in der New York Times „Daesh (IS) hat eine Mutter: die Invasion des Irak. Aber er hat auch einen Vater: Saudi-Arabien und seinen religiös-industriellen Komplex. Solange man dieses Faktum nicht verstanden hat, mögen Schlachten gewonnen werden, aber der Krieg wird verloren.“[i][ii]
Jemen – sinnloser und absurder Krieg
Ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis, zu dem auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten, Bahrain, Jordanien, Kuwait, Marokko, der Senegal und der Sudan gehören, bekämpfen seit 2015 die vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen. In dem Land herrscht eine humanitäre Katastrophe. Die Vereinten Nationen haben diese sogar als derzeit schlimmste weltweit eingestuft. Drei Viertel der Bevölkerung (22 Millionen Menschen) sind auf fremde Hilfe angewiesen, sieben Millionen Menschen haben nicht einmal genug zu essen. Der UN-Koordinator Jamie McGoldrick sprach bereits im Dezember 2017 von einem sinnlosen und absurden Krieg. Insgesamt sind mehr als 10000 Menschen sind in dem Krieg umgekommen. Rund zwei Millionen wurden vertrieben. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis sich die Menschen auf den Weg nach Europa machen. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar und Bahrain werden ihre muslimischen Brüder und Schwestern aus dem Jemen wohl genauso wenig in großem Stil aufnehmen wie die syrischen Flüchtlinge, denn sie halten sie schlicht und einfach für ein Sicherheitsrisiko.
Wen interessiert‘s?
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Deutschen Unternehmen und vielen Politikern, die bei uns gerne den Moralapostel geben und sich auf christliche oder sozialdemokratische Werte berufen, ist all das offensichtlich vollkommen egal. Erst der Fall des in den USA lebenden Journalisten Jamal Khashoggi lässt die Diskussion nicht mehr unterdrücken. Heute bezweifelt niemand mehr, dass er Opfer eines saudischen Killerkommandos im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul wurde. Bis zu dem jetzigen berechtigten medialen Aufschrei war zahlreichen deutschen Unternehmen und Politikern das Gebaren Saudi Arabiens offensichtlich herzlich egal. Warum?
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