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    Greenspan (2)  3982  0 Kommentare Blase, welche Blase?

    Im ihrem Buch „Das Greenspan Dossier“ behaupten Roland Leuschel und Claus Vogt auch noch heute die Existenz einer großen Spekulationsblase. Im weitesten Sinne machen sie hierfür zwei Gründe verantwortlich: Als notwendige Bedingung die Schaffung von enormer Liquidität durch die US-amerikanische Notenbank – und gleichsam als hinreichendes Pendant eine spezielle psychologische Geisteshaltung auf Seiten der Banken, der Medien und der Anleger.

    Zitat: „Damit fällt die Notenbank die zentrale Rolle im Entstehungsprozess von Spekulationsblasen zu. Sie ist es, die die Geld- und Kreditausweitung steuert. Sie trägt also die Verantwortung.“ (Seite 113).

    Doch wie soll das nun genau laufen?

    Der Hintergrund für eine derartige Weltsicht ist eine naturalistische Weltanschauung à la Adam Smith. Bei Smith hat Gott die Welt so eingerichtet, dass ein freies Spiel der Kräfte stets eine vollkommene Harmonie herbeiführt. Das ist eine von den Theoretikern des freien Marktes übrigens bisher kaum rezipierte Tatsache, dass Smiths System ein deistisches System ist, dass Smiths freies Spiel der Kräfte nur dadurch funktioniert, dass ein denkender und lenkender Gott die Welt so eingerichtet hat (prästabilierte Harmonie).

    Nun schreiben Leuschel und Vogt natürlich nicht über Gott, sondern das Folgende: „Die zentrale Rolle für die gesamtwirtschaftliche Koodination ... spielt der Zinssatz. Nur ein durch den freien Markt bestimmter Zinssatz, so so genannte natürlich Zinssatz (!!! Ausrufezeichen von mir!) sorgt für eine effiziente Abstimmung zukünftiger Konsumwünsche und der zu ihrer Erfüllung notwendigen Investitionen.“

    Leuschel und Vogt sprechen nicht von Gott, doch sie meinen Gott. Denn sie glauben an die Existenz eines natürlichen Zinssatzes, bei dem alles gut wird. Und kommt nun die Notenbank und verändert diesen natürlichen Zinssatz – dann wird sie folglich zur Ursache von Verzerrungen im Wirtschaftsleben.

    Für mich stellt sich vor jeder weiteren Auseinandersetzung mit dieser These die folgende Frage: Da wir heutzutage sowieso in einer Geldwirtschaft leben, in der eine staatlich Notenbank das Geldmonopol hat – soll diese es denn überhaupt schaffen, den natürlichen Zinssatz (einer Realtauschwirtschaft ohne Geld) nicht zu verzerren? Geht das überhaupt?

    Zwischenergebnis bis hierher also: Ich würde zunächst sehr vorsichtig sein, ob ich mit Leuschel und Vogt jetzt auf Baisse spekulieren würde ...

    Mehr über die gigantische Spekublase und ihr angekündigten Platzen dann am kommenden Montag

    email>berndniquet@t-online.de



    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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