Finanzindustrie
Helmut Schleweis könnte die zweitgrößte Bank Deutschlands erschaffen
Noch fehlt Helmut Schleweis die Namensbekanntheit eines Paul Achleitner oder Christian Sewing, aber er könnte sich am Ende noch stärker profilieren als die Führungskräfte der Deutschen Bank AG. Schleweis ist seit dem 1. Januar 2018 Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. In den kommenden vier Jahren könnte der 64-jährige eine Super-Landesbank erschaffen.
Unter Schleweis könnte es zur großen Zusammenführung mehrerer Landesbanken kommen und so, neben DZ Bank und Deutsche Bank, ein neuer Big-Player entstehen. Es wäre der Höhepunkt eines jahrzehntelangen Ringens um die Transformation des Bankensektors in Deutschland.
"Die Ära der traditionellen Landesbanken ist vorbei", sagte Schleweis in einem Interview mit einer Sparkassen-Fachzeitschrift im März - zwei Monate nach seiner Ernennung zum DSGV-Präsidenten. Und weiter: "Jetzt ist die Zeit, in der wir starke Spitzeninstitute brauchen - oder ein starkes Spitzeninstitut".
Schleweis verfügt durchaus über umfangreiche Erfahrungen: Als Leiter der Sparkasse in Heidelberg hatte er eine Fusion zu einem Kreditgeber mit einer Bilanzsumme von rund 7,5 Milliarden Euro durchgeführt und war im Laufe seiner Karriere an drei weiteren Abwicklungen beteiligt. Sein größter Coup war 2011, als er im Auftrag der Sparkassen die Verhandlungen über den Erwerb der vollen Kontrolle über den Vermögensverwalter Deka in einem 2,3 Milliarden Euro Deal mit den Landesbanken vorantrieb.
Er hat "Fusionserfahrung wie kein anderer", sagte Peter Schneider, Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbandes, als Schleweis vor einem Jahr seinen neuen Job antrat. Schleweis Pläne sind inzwischen weitaus umfangreicher geworden. Er fordert die Zusammenführung der Helaba und der NordLB in einem ersten Schritt, um sie dann zu einem späteren Zeitpunkt mit der Deka und anderen Kreditgebern zusammenzuführen. Die betreffenden Banken verfügten zum Ende des vergangenen Jahres über eine Bilanzsumme von rund 682 Milliarden Euro, mehr als die 453 Milliarden Euro der Commerzbank.
Während der Vorschlag auf erhebliche Hürden stößt, bleibt Schleweis hartnäckig. Die aktuellen finanziellen Schwierigkeiten der NordLB könnten Schleweis in die Hände spielen. Jedoch könnte ein solcher Schritt nicht einfach sein, denn die 385 deutschen Sparkassen und ihre angeschlossenen Landesbanken werden von lokalen oder regionalen Regierungen kontrolliert.
"Ich befürchte, dass Fusionsinitiativen im Sparkassensektor auf massiven politischen Widerstand auf allen Ebenen stoßen und nicht umgesetzt werden", sagte Ralf Jasny, Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Frankfurt.
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Die Sparkassen wissen, dass eine Konsolidierung des verknöcherten Sektors ein langer Kampf sein wird. Schleweis hat mindestens bis 2023 Zeit, wenn seine DSGV-Laufzeit endet, um dies zu verwirklichen.
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