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    ROUNDUP  366  0 Kommentare Grüne Woche startet mit Debatten zu Tierwohl und Kennzeichnungen

    BERLIN (dpa-AFX) - Mehr Tierschutz im Stall, mehr Klarheit über Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten für eine gesündere Ernährung: Zum Start der Grünen Woche in Berlin werden wachsende Erwartungen an die Lebensmittelhersteller laut. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) rief am Donnerstag zu einem neuen Dialog mit den Verbrauchern auf, der nicht reflexartig von der Landwirtschaft abgewehrt werden soll. Bauern sollten aber auch nicht als "Buhmann der Nation" dargestellt werden. Die Branchenmesse mit 1750 Ausstellern aus 61 Ländern sollte am Abend eröffnet werden - an diesem Freitag öffnet sie für Besucher.

    Beim geplanten staatlichen Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt beharrt Klöckner auf Standards, die höher sind als die gesetzlichen Vorgaben. Eine von mehreren Handelsketten angekündigte Haltungskennzeichnung, gebe in der ersten Stufe nur den Ist-Zustand wieder. "Ich weiß nicht, warum man das belobigen sollte", sagte sie. "Wenn ich an der roten Ampel halte, kriege ich ja auch kein Plakettchen dafür." Zur Ehrlichkeit gehöre, dass bei höheren Kosten für mehr Tierwohl auch die Verbraucher gefordert seien, sagte Klöckner mit Blick auf die Preise.

    Bauernpräsident Joachim Rukwied mahnte, dass mehr Geld bei Bauern ankommen müsse, die in Tierwohl investierten. Die Branche sei zum Mitwirken bereit. Es dürfe aber nicht in die Richtung laufen, dass das Label wegen höherer Einstiegsstandards "in die Nische wandert". Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, mit dem Label würde nur ein Bruchteil der Produkte ausgezeichnet. Der Handel zeige mit seiner Kennzeichnung immerhin auch Produkte aus schlechter Haltung.

    Das staatliche Kennzeichen sieht drei Stufen vor und soll ab 2020 für Schweinefleisch starten. Bauern sollen das Logo freiwillig nutzen können. Kriterien, die dann einzuhalten sind, stehen noch nicht fest. Schon ab 1. April wollen Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe einheitliche Packungsaufdrucke mit der Aufschrift "Haltungsform" für Rinder- und Schweinefleisch sowie Geflügel in die Läden bringen. Das vierstufige System beginnt mit dem gesetzlichen Standard.

    Für den Kampf gegen Übergewicht will die schwarz-rote Koalition bis Jahresmitte Vorschläge für eine klarere Nährwertkennzeichnung bei Fertigprodukten wie Joghurt oder Tiefkühlpizzen vorlegen. "Wir wollen eine einfachere Erkennbarkeit haben", sagte Klöckner. Die lange diskutierte "reine Ampelkennzeichnung" mit rot, gelb und grün für den Gehalt an Zucker, Fett und Salz sei "überwunden". Dabei könnten auf Produkten auch alle drei Farben leuchten. "Dann weiß der Verbraucher gar nicht mehr, wo es hin geht." Das Ministerium lasse derzeit Vor- und Nachteile mehrerer Modelle auch aus anderen Ländern auswerten.

    Der Koalitionspartner SPD machte sich für das in Frankreich schon eingeführte System namens Nutri-Score stark. Es sei höchste Zeit, dies auch in Deutschland auf möglichst breiter Basis einzuführen, sagte die Ernährungspolitikerin Ursula Schulte. Nutri-Score bezieht auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine in eine Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an - auf einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün bis rot. Ex-Agrarministerin Renate Künast (Grüne) forderte verbindliche Ampel-Logos. "Ich meine, die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei", sagte sie im Bundestag.

    Klöckner und Bauernpräsident Rukwied pochten auf einen Ausbau des schnellen Internets bis in die Dörfer. Dies müsse nicht nur in den Haushalten, sondern auch auf Äckern und in Wäldern verfügbar sein, sagte die Ministerin. Die Digitalisierung ist ein großes Thema der Grünen Woche. Bis 27. Januar werden 400 000 Besucher erwartet. Partnerland ist Finnland.

    Die Geschäftseinschätzungen der Landwirte bleiben eher gedämpft, wie der Bauernverband nach einer Befragung von 1600 Betrieben mitteilte. Im Vergleich zum Herbst habe sich die aktuelle Stimmung zwar etwas verbessert, die Erwartungen fallen aber verhaltener aus. Die in den nächsten sechs Monaten geplanten Investitionen ziehen leicht an.

    Im Falle eines chaotischen Brexits können Europas Landwirte mit kurzfristigen Hilfsmaßnahmen rechnen. "Ich erwarte, dass bei einem "No-Deal"-Austritt außergewöhnliche Maßnahmen vorgelegt werden müssen, um unseren Bauern zu helfen", sagte EU-Agrarkommissar Phil Hogan der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel./sam/DP/he





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