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    Börsen-Zeitung  440  0 Kommentare Die Taube auf dem Dach, Kommentar zu Linde von Joachim Herr

    Frankfurt (ots) - Besonders kreativ sind Aktienrückkäufe nicht.
    Sie schaffen per se keinen zusätzlichen wirtschaftlichen Wert.
    Managern, die sich dafür entscheiden, fehlen offensichtlich Ideen, um
    mit Übernahmen oder Fusionen ihr Unternehmen voranzubringen.

    Im Fall der Linde plc ist dies freilich anders. Es handelt sich
    sogar um das Gegenteil: Die Fusion der Industriegasekonzerne Linde AG
    und Praxair genehmigten mehrere Wettbewerbsbehörden rund um den
    Globus nur mit Auflagen. Der erzwungene Verkauf von Konzernteilen in
    Europa, Amerika und Asien bringt dem neuen größten
    Industriegasekonzern der Welt weit mehr als 8 Mrd. Euro ein.

    Wohin mit dem Geld? Auf dem M&A-Markt muss Linde auf lange Sicht
    größere Ambitionen zügeln. Die Branche beherrscht ein Oligopol mit
    jetzt nur noch drei Anbietern von globaler Bedeutung: Neben Linde
    sind es Air Liquide und Air Products.

    Abgesehen von dieser speziellen Ausgangslage ist eine Übernahme
    oder Fusion immer mit dem Risiko des Scheiterns verbunden. Mit einem
    Aktienrückkauf werden zumindest nicht Werte vernichtet. Die Risiken,
    die ein Zusammenschluss mit sich bringt, muss auch Linde in den Griff
    bekommen. Dazu zählen die Unterschiede zwischen Deutschland und den
    USA in der Führung eines Unternehmens. Die zwei
    Aktienrückkaufprogramme im Volumen von insgesamt 7 Mrd. Dollar
    lassen sich als klarer Hinweis interpretieren: Linde wird schon bald
    amerikanisch geprägt sein.

    Gewiss, auch deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren
    für Milliarden eigene Anteile erworben oder sind noch dabei, etwa
    Siemens, Allianz, Munich Re, Covestro und Adidas. In den USA wird
    dieses Instrument aber in sehr viel größerem Stil genutzt: Im Jahr
    2018 haben Unternehmen geschätzt 1 Bill. Dollar dafür ausgegeben -
    mehr als jemals zuvor. Die Steuerreform gab den Rückkäufen
    zusätzlichen Auftrieb.

    Welche Alternative hätte Linde? Eine Sonderdividende aus den
    Verkäufen der Konzernteile käme bei den Aktionären bestimmt gut an
    und gäbe dem Börsenkurs vielleicht mehr Schwung. Die Reaktion auf den
    Rückkauf fällt recht reserviert aus. Klar, wenn die erworbenen
    eigenen Anteile eingezogen werden, steigt rein rechnerisch der Gewinn
    je Aktie. Das verbessert die Chancen für eine höhere Dividende. Doch
    dabei geht es um eine Wette auf die Zukunft. Eine Sonderdividende in
    bar gibt es gleich. Der Spatz in der Hand ist oft besser als die
    Taube auf dem Dach. Und so klein wäre dieser Spatz gar nicht.

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