Draghi-Nachfolge
Nullzins-Politik: Jens Weidmann wird’s wohl nicht so schnell richten
Die Ökonomen Otmar Issing und Jürgen Stark, beide Ex-Chefvolkswirte und Ex-Mitglieder des EZB-Direktoriums, dämpfen die Hoffnung, dass Jens Weidmann als möglicher neuer EZB-Präsident die Nullzins-Politik des jetzigen EZB-Präsidenten Mario Draghi schnell beenden könnte.
"Nach dem langen Aufschwung ist zu erwarten, dass im Euroraum früher oder später ein Konjunktureinbruch eintritt", sagte Issing laut "Spiegel". Die EZB müsse dann ihre Geldpolitik zügig und hinreichend expansiv ausrichten. Issing wies darauf hin, dass der Draghi-Nachfolger deshalb die notwendige Solidität aussenden müsse. "Es wird dann von der Glaubwürdigkeit des Präsidenten abhängen, inwieweit es gelingt, die Öffentlichkeit und die Finanzmärkte von der nachhaltigen Stabilität des Euro zu überzeugen", so Issing.
"Auch Weidmann könnte nicht über Nacht den Hebel umlegen, dafür sind Regierungen und Kapitalmärkte zu abhängig von der EZB und umgekehrt", sagte der ehemalige Zentralbanker Jürgen Stark. "Aber er wäre der Richtige, um die hoch politisierte EZB wieder zu entpolitisieren", lobte Stark den jetzigen Bundesbank-Präsidenten.
Die Diskussion über die Draghi-Nachfolge wird intensiver, da nach den Europawahlen die Neubesetzungen der Präsidenten-Posten des EU-Rats, der EU-Kommission sowie der Europäischen Zentralbank anstehen. Beobachter gehen davon aus, dass höchstens ein deutscher Bewerber auf einen der drei Posten kommt.
Die CDU fordert Weidmann als EZB-Präsidenten, falls es der konservative Spitzenkandidat, der CSU-Politiker Manfred Weber, nach den Europawahlen nicht auf den Posten des EU-Kommissions-Präsidenten schafft.
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Spiegel