Alibaba und Tencent – China im “big picture” - Seite 2
CHINAS POLITISCHE HALTUNG HILFT
In der zweiten Hälfte 2017 und der ersten Hälfte 2018 war die chinesische Politik auf Straffung aus. So war zumindest ein Teil der chinesischen Wirtschaftsabschwächung konstruiert und wurde infolge aufkommender Handelsspannungen mit den USA verschärft. Die aktuelle Aufstellung der Währungspolitik unterscheidet sich vom Vorjahr: Die Politiker befinden sich seit der zweiten Hälfte 2018 im „Easing-Modus“. Dennoch fürchten Anleger, dass die Chinesen die Stimulierung reduzieren, sobald es handfeste Zeichen eines steigenden Wachstums gibt. Obwohl es vernünftig wäre, die Stimulierung im Zaum zu halten, werden die chinesischen Politiker vor den Feierlichkeiten zum siebzigsten Jahrestag der Gründung der Volksrepublik im Oktober jeden „Double Dip“ des Wachstums vermeiden wollen. Zudem wirkt sich Politik in der Regel verzögert auf das Wachstum aus. Es kann daher dauern, bis sich die Straffung in den Daten bemerkbar macht.
WORIN SICH 2018 UND 2019 GLEICHEN
Wie im Vorjahr kämpfen Argentinien und die Türkei weiterhin um ihre politische Glaubwürdigkeit. Es gibt jedoch entscheidende Unterschiede: Die Währungsbewertungen sind positiver, die Zinsen viel höher, und die Leistungsbilanzdefizite sind im Zuge der scharfen, anhaltenden Rezession in beiden Volkswirtschaften verschwunden. Ein wichtiges Merkmal, das sich jedoch nicht wesentlich verändert hat, ist der Grad, in dem die Inflationserwartungen nicht verankert sind. Im Falle Argentiniens ist dies die Folge der tatsächlichen Inflationszahlen, die sich mit den im Herbst bevorstehenden Wahlen weiter nach oben bewegen. Im Falle der Türkei nahm das Vertrauen weiter ab, da die Zentralbank die Tür zu niedrigeren Zinsen öffnete, indem sie ihre Tendenz zur Straffung aufgab. Daraus könnte folgen, dass in beiden Ländern die Verbreitung des Dollars weiter zunimmt. Bis das Vertrauen im Inland wiederhergestellt ist und sich die „Dollarisierung“ stabilisiert, dürften stabile Marktergebnisse in beiden Fällen schwer vorstellbar sein.
ATTRAKTIVITÄT LÄSST NACH
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Die Rally bei Schwellenlandkrediten, lokalen Zinsen und Aktien seit Ende vergangenen Jahres führt dazu, dass die Kombination aus Bewertung und Anlegerpositionierung weniger attraktiv ist. So gesehen ähnelt die Situation dem Frühjahr 2018. Bei den meisten Positionierungskennzahlen – wie dem ausländischem Eigentum an lokalen Anleihen oder dem Kapitalstrom – ist das Anlegerengagement gegenüber den Schwellenländern moderat gestiegen. Es sieht jedoch weniger extrem aus als Anfang 2018. Ähnliches gilt für die Anlagenbewertung: in EM-Hartwährung, Lokalwährung und Aktien hat sich die Bewertungsunterstützung weitgehend verringert. Die Ausnahme bilden EM-Devisen gegen US-Dollar, die die Performance anderer EM-Vermögenswerte hinter sich gelassen haben, wobei die Bewertungen nicht besonders angespannt zu sein scheinen.