Breitbandkabel - Bewegung hinter den Kulissen
Neuigkeiten aus dem Breitband-Kabelmarkt (CATV): Der niederländisch-amerikanische Kabelnetzbetreiber UPC verhandelt mit der Deutschen Bank über die Übernahme von Telecolumbus. Mit dem Ausstieg der Bank aus dem Fernsehkabel-Geschäft wird seit längerem gerechnet. Die Kabel-Aktivitäten passen nicht länger ins Bild der Konzentration auf ihr Kerngeschäft. Bis zum Jahresende soll eine Entscheidung fallen, die auch die Tochter Smatcom AG einschließt. Es werden Kaufpreise von 3,4 Mrd. DM genannt; die Bank könnte einen Milliardengewinn realisieren.
Die Deutsche Telekom ist im Rahmen der Deregulierung genötigt, ihre Monopolstellung bei den Breitbandnetzen aufzugeben. Den Teilausstieg aus den in den letzten 15 Jahren ohne Gewinn
operierenden Investitionen will sie sich vergolden lassen. Bis Ende des Jahres könnten durch Verkauf der Mehrheiten in sieben Regionen etwa 30 Mrd. DM erlöst werden. Gegenwärtig verhandelt UPC mit
dem ehemaligen Monopolunternehmen auch über eine Beteiligung am CATV-Netz im Südwesten der Republik.
Internationale Investoren sind seit einiger Zeit an der Übernahme einzelner Teile des deutschen Breitbandnetzes so interessiert, dass sie ein Vielfaches des aktuellen Wertes zu zahlen bereit sind.
UPC ist schon länger an PrimaCom beteiligt, die regionale Netze im Mainzer und Leipziger Ballungsraum betreibt. Callahan Ass. Internat'l besitzt mehr als 50 Prozent des
nordrhein-westfälischen Kabelnetzes, die Mehrheit der hessischen Breitbandkabel-Infrastruktur liegt bei der amerikanischen Klesch & Co..
Forrester Research rechnet zum Ende diesen Jahres mit 14 Millionen Kunden digitaler Fernsehprogramme in Europa. 2005 werden 80 Millionen erwartet. Die etwa 200 Millionen TV-Geräte in Europa
zeichnen das Potential vor. Das interaktive Fernsehen könnte das Internet als eCommerce-Plattform sogar mittelfristig auf Rang zwei verweisen, glaubt das Institut.
Der Ausbau des deutschen Breitbandkabelnetzes erfordert bis zum Jahre 2003 Investionen von etwa 15 Mrd. DM. Momentan wird jeder Kunde noch mit etwa 1.600 DM bewertet. Nach vollzogener Aufrüstung
veranschlagt man zwischen 5.000 und 6.000 DM für jeden der dann erreichbaren 18 Millionen Haushalte. Im Jahre 2003 könnten schon etwa 13 Mrd. DM aus interaktiven Breitbanddiensten (einschliesslich
eCommerce) erlöst werden.
Die Investitionen in die deutsche UMTS-Infrastruktur werden etwa viermal so hoch ausfallen. Der Ausbau der letzten Meile zur DSL-Fähigkeit wird zwar deutlich billiger als die zuvor genannten
Alternativen. Das Breitbandkabel bietet beim Internet-Zugang allerdings ein Vielfaches an Übertragungsgeschwindigkeit. Wenn am Ende zu wenig Alleinstellungsmerkmale übrig bleiben, könnte DSL
zwischen UMTS und CATV zerrieben werden.
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Wo liegt der größere Verbrauchernutzen? Ist es der schnelle Internet-Zugang oder die effiziente, einheitliche Versorgung mit allen Elementen der weltweiten Kommunikation (Video/TV, Audio, Daten und
Telephonie)?
Die moderne Konvergenzfrage lautet: Transportiert das Internet das Fernsehen oder kommt es umgekehrt? Die Antwort hat sehr weitreichende Konsequenzen - über die Kabelnetze hinaus.
Am Neuen Markt werden die Anleger wohl demnächst Unternehmen wie QSC Communications und die am Allzeit-Tief dahin vegetierende Primacom wieder stärker beachten.