Als Blinder unter Sehenden – ein Motivationsbuch
Saliya Kahawatte: Mein Blind Date mit dem Leben. Als Blinder unter Sehenden. Eine wahre Geschichte, Bastei Lübbe.
Dieses Buch ist eines der besten Motivationsbücher, das ich je gelesen habe. Saliya Kahawatte merkte mit 15 Jahren, dass er ein ernstes Augenproblem hatte. Akute Netzhautablösung. Innerhalb kurzer Zeit verlor er 80 Prozent seines Sehvermögens. Wörter in den Schulbüchern konnte er oft nur mit der Lupe entziffern und seine Mitschüler flüsterten ihm zu, was an der Tafel stand.
Aber trotz der Behinderung hatte er sich vorgenommen, das Abitur zu machen, so wie alle anderen. Auf einem normalen Gymnasium, nicht an einer Spezialschule für sehbehinderte Jugendliche. In der Behörde erklärte man ihm, dies sei unmöglich. Damals, so sagt er heute, „wurde der Grundstein gelegt für mein bis heute anhaltendes Misstrauen gegenüber Behinderternberatern und –pädagogen sowie Therapeuten im Allgemeinen“ (S. 43). Er war überzeugt, dass er es schaffen könnte, entgegen allen Prophezeiungen. Seine Strategie: „Punkt eins: Autosuggestion. Überleg dir, was du wirklich willst, und sag dir dann: Ich will, ich kann, ich werde! Das ist das Allerwichtigste. Punkt zwei: Wenn du etwas beim besten Willen nicht kannst – oder gar nicht können willst -, dann such dir Leute, die dir helfen.“ (S.45) Dieser Strategie folgte er sein Leben lang.
Er verschwieg seine Behinderung
Natürlich war es nicht einfach. „Das Entziffern der einzelnen Buchstaben und das blinde Schreiben zehrten an meinen Nerven.“ (S.50). Aber er schaffte es und setzte sich danach das nächste Ziel: Sein Traum war, in einem Hotel zu arbeiten. Er schrieb Bewerbungen, verschwieg jedoch seine Behinderung und bekam schließlich eine Ausbildungsstelle. Seine erstaunliche Entscheidung war, auch hier seine massive Sehbehinderung zu verschweigen.
Alles, was für andere leicht war, war für ihn mit einem enormen Zeit- und Willensaufwand verbunden. Beispiel: Zu jedem bestellten Getränk im Restaurant musste man eine Artikelnummer in die Kasse eintippen. Die Zahlen auf den Tasten der Kasse konnte er noch vage erkennen, aber das Kassendisplay war schon zu klein – genauso die Nummernlisten. Einen Kollegen weihte er ein, der die Artikelnummern aufschrieb. „Abends arbeitete ich zu Hause alles mit einer großen Lupe durch, schrieb jeden Artikelnamen in riesigen, windschiefen Buchstaben auf Zettel und malte die jeweilige Artikelnummer daneben. So konnte ich während meiner Bahnfahrten zu und von der Arbeit die Nummern auswendig lernen.“ (S.62 f.). Bald schon tippte er die Zahlen blind in die Kasse. Aber es gab immer neue Probleme: Im Rahmen seiner Ausbildung musste er die Zimmerspiegel blank putzen, aber er sah nicht, ob noch Streifen auf dem Spiegel waren. So entwickelte er eine Strategie, Hunderte Handtücher zu verbrauchen, um die Spiegel wirklich streifenfrei zu bekommen.
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors
ANZEIGE
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
Lesen Sie das Buch von Rainer Zitelmann*:
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.
ANZEIGE