Wird der starke Euro-Anstieg bereits zu einer Belastung? - Seite 2
Durch einen starken Euro werden übrigens durch die günstigeren Einkäufe aus dem Ausland deflationäre Tendenzen importiert. Der jüngste Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone könnte daher bei einem anhaltenden Anstieg des Euro gedämpft werden. Im Juli liegt die jährliche Inflation bei 0,4 %, nach 0,3 % im Juni und 0,1 % im Mai.
Die Kernrate legte sogar von 0,8 % im Juni auf nun 1,2 % zu. Auch damit blieben die Preissteigerungen aber noch weit unter dem Ziel der EZB zurück. Und so kann die Notenbank problemlos noch auf dem Gaspedal bleiben.
Eurozonen-Wirtschaft um 12,1 % eingebrochen
Das erscheint auch nötig. Denn wie zu befürchten war und erwartet wurde, ist die Wirtschaft der Eurozone in der Corona-Krise mächtig unter die Räder gekommen. Das zeigen die BIP-Daten, die gestern neben den Inflationsdaten veröffentlicht wurden. Demnach verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum von April bis Juni gegenüber dem Vorquartal um 12,1 %, wie Eurostat auf Basis einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Dies ist der bei Weitem stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe 1995. Experten hatten aber einen Einbruch in dieser Größenordnung erwartet, nachdem das BIP zu Jahresbeginn bereits um 3,6 % zurückgegangen war.
Da sowohl die Wirtschaft in Deutschland als auch die der Eurozone deutlich stärker eingebrochen sind als die der USA (siehe dazu auch vorgestrige Börse-Intern), wäre dies eigentlich ein Grund für einen schwächeren Euro und eine vermeintliche Begründung für die aktuelle relative Schwäche der heimischen Aktienindizes gegenüber den US-Pendants. Möglicherweise sind die Anleger auch aktuell enttäuscht, dass die BIP-Daten aus Deutschland und der Eurozone nicht besser als erwartet ausgefallen sind, weil sich damit nun abzeichnet, dass die Erholung doch mehr Zeit benötigen dürfte.
Die Chancen für einen bullishen Ausbruch überwiegen derzeit
Doch immerhin scheint es noch so, dass die Eurozone inzwischen besser durch die Coronakrise kommt (Stichwort: Neuinfektionen). Und daher könnte sich die Euro-Stärke noch etwas fortsetzen. Ein bullisher Ausbruch über die rote Abwärtstrendlinie erscheint derzeit wahrscheinlicher als ein bearisher Bruch der Aufwärtstrendlinien (grün im folgenden Chart).
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Sicherlich war es kein verkehrter Rat, Long-Trades auf den EUR/USD ab 1,16 USD zu reduzieren und größere Teilgewinne mitzunehmen. Wer kurzfristig agiert, könnte jetzt weitere Gewinn mitnehmen und einen Rücksetzer bzw. eine Konsolidierung abwarten. Aufstocken könnte man wieder, wenn dem Wechselkurs der klare Ausbruch über die Abwärtstrendlinie und damit eine mögliche Trendwende gelingt. Und wenn der Euro weiter steigt, sollte man auch beobachten, ob diese Entwicklung zu einem zunehmenden Thema an der Börse und einer Belastung für exportorientierte Euro-Aktien wird. Das könnte eine mögliche Herbstkorrektur verstärken.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)
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