Neues Rekordtief
Türkische Lira weiter im Abwärtsstrudel – Bosporus-Krise geht weiter
Die Talfahrt der türkischen Währung setzt sich trotz staatlicher Interventionen fort: Im laufenden Jahr hat die Lira zum US-Dollar rund ein Fünftel an Wert verloren. Die Gründe für den Währungsverfall sehen Analysten vor allem in der verfehlten türkischen Wirtschafts- und Geldpolitik.
In der Nacht zum Montag fiel die türkische Lira zum US-Dollar auf ein neues Rekordtief: Für einen US-Dollar gab es zeitweise bis zu 7,40 Lira. Auch zum Euro verlor die türkische Währung weiter: Für einen Euro bekam man zeiweise bis zu 8,72 Lira. Grund für die jüngste Kursschwäche der türkischen Landeswährung seien neue Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland im Streit um Erdgas im östlichen Mittelmeer, berichtet die FAZ . Bereits in der vergangenen Woche hatte die Lira neue Tiefstände erreicht.
Für Janis Hübner, Experte für Emerging Markets der DekaBank, ist der immer wiederkehrende Abwärtsdruck auf die Lira vor allem Resultat einer verfehlten türkischen Wirtschafts- und Geldpolitik und dem daraus resultierenden fehlenden Vertrauen in die Landeswährung der Türkei. Gegenüber wallstreet:online erklärte er: „Die Zinsen wurden zu schnell und zu stark gesenkt. Zudem setzt sich die Regierung zu ambitionierte Wirtschaftswachstumsziele, was immer wieder zu Ungleichgewichten in der Leistungsbilanz führt, selbst wenn das gegenwärtige Defizit stark durch die Corona-Krise getrieben ist.“
Die Türkei kämpft schon länger mit einer hohen Inflationsrate. Da aber eine Leitzinserhöhung – ein klassisches Mittel zur Senkung der Inflationsrate – politisch nicht gewünscht ist, hatte die türkische Zentralbank zuletzt erfolgslos versucht, die Landeswährung durch Interventionen am Devisenmarkt zu stützen, so die dpa.
Emerging-Markets-Experte Hübner kommentierte das Vorgehen der türkischen Notenbank wie folgt: „Der massive Einsatz der Devisenreserven zur Stabilisierung der Lira in den vergangenen Monaten verstärkt den Eindruck, dass die politisch Handelnden von kurzfristigen Zielen getrieben sind und dabei langfristige Stabilitätsziele aus dem Blick verlieren. Aus der Währungskrise von 2018 wurden nicht die richtigen Lehren gezogen.“
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Der Wertverfall der Lira könnte in der Türkei zudem eine Bankenkrise auslösen, berichtet boerse.ARD am Freitag. Viele türkische Geldinstitute hätten Kredite in Fremdwährungen aufgenommen. Durch die Schwäche der Lira verteuere sich deren Rückzahlung, wodurch es wiederum zu Kreditausfällen kommen könnte.
Autor: Ferdinand Hammer