DPAM-Chef-Anleihenstratege: Die unterstützenden Signale der EZB sind zu schwach
Der Experte bezieht sich auf die jüngsten makroökonomischen Projektionen der EZB bis 2022, die neben einem Basisszenario ein mildes sowie ein schwieriges Szenario berücksichtigen. Der Verlauf innerhalb des Basisszenarios für die Inflation des ‚Harmonisierten Verbraucherpreisindex‘ (HVPI) ergibt einen Inflationsdruck von 0,3% für 2020, 1,00% für 2021 und 1,3% für 2022. Während dieses Projektionszeitraums wird das Inflationsziel von „2% oder knapp darunter“ nicht erreicht. Bereits in einer Präsentation Ende August erklärte Philip Lane, Chefvolkswirt der EZB, dass die COVID-19-Gesundheitskrise deflationär wirke und ein wichtiger geldpolitischer Stimulus erforderlich sei, um den Inflationspfad anzuheben. Eine unzureichende Umsetzung könne den Weg zum offiziellen Inflationsziel um zwei bis drei Jahre verlängern. Natürlich dürfe man sich bei der EZB nicht von negativen Einlagenzinsen in Höhe von 0,5%, 1,3 Billionen Euro an Bankfinanzierungen zu einem Zinssatz von -1,00% und über 1,5 Billionen Euro an Asset-Käufen beeindrucken lassen, die sich bis zum zweiten Quartal 2021 auswirken und bis Ende 2022 reinvestiert werden. Selbst angesichts solcher Anreize kommt die EZB ihrem Auftrag nicht nach.
Der mit 750 Milliarden Euro ausgestattete ‚Europäische Konjunkturfonds der nächsten Generation‘ (Next Generation European Recovery Fund, NGEU) wird den Mitgliedstaaten zusätzliche fiskalische Befugnisse zur Abfederung von Nachfrage-, Investitions- und Angebotsrückgängen geben. Zu befürchten ist aber, dass die Verbraucherpreisinflation unter Berücksichtigung aller oben genannten Anreize nur zwischen 0,7% und 1,3% liegen wird. Wenn die EZB ihre Reputation erhalten will, werden mehr Anreize erforderlich sein.
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Eine wichtige Größe ist in diesem Zusammenhang auch das Währungspaar Euro-Dollar. Die Inflation bleibt in der Eurozone wegen des Rückgangs des Ölpreises in der ersten Hälfte des Jahres 2020, der deutschen Mehrwertsteuersenkung und der Euro-Stärke über das Jahr 2020 niedrig. Der EUR-USD-Kurs wird 1,22 oder 1,25 erreichen müssen, bevor die EZB handeln wird. Der Schaden für die Wirtschaftsakteure, insbesondere für die Exporteure, ist jedoch bereits eingetreten.
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