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     2721  0 Kommentare Deutschland - ein Land wird verrückt

    Vor Beginn der Live-Version des Songs „Roads To Moscow“ macht der Sänger Al Stewart diese Ansage hier: „Halfway through this song strange things will happen, but don´t let them put you up.“

    Daran muss ich heute fast an jedem Tag denken.

     

     

     

    Kurz nachdem bei uns in Deutschland der knallharte Lockdown mit Ausgangssperren beschlossen wurde, diskutiert man jetzt darüber, die Außengastronomie und die Hotels wieder zu öffnen. Und manche Bundesländer beginnen damit bereits. Wahrscheinlich allerdings vorerst nur für Tagsschläfer, weil nachts müssen sie ja wieder zu Hause sein, wenn sie nicht geimpft sind.

     

    Einen richtigen Schreck habe ich allerdings erst bekommen, als in in meiner Zeitung am Morgen diese beiden Überschriften lesen musste: „Der Überbietungswettbewerb der Klimaradikalen“ und „Ein Klima-Lockdown nach dem Corona-Lockdown wäre falsch“.

     

    Als ich vor ein paar Monaten geschrieben hatte, die Corona-Maßnahmen wären nur die Generalprobe für das, was wir später einmal hinsichtlich des Klimas zu erwarten haben, hätte ich gedacht, bis dahin dauert es bestimmt zehn Jahre. Doch die Zeit stürzt ja gerade in sich selbst hinein und wir befinden uns mitten in einem schwarzen Loch.

     

    Ich denke, der dümmste Satz, der in den letzten Jahren gesagt worden ist, lautet: „Listen to the science!“ Denn es gibt ja nicht nur eine Wissenschaft, es gibt Millionen. Und da in jedem Kontext immer nur eine Wissenschaft die Realität adäquat beschrieben kann, müssen die meisten zwangsweise falsch sein.

     

    Bei Corona erleben wir das derzeit gerade sehr deutlich, denn die exponentiellen Steigerungen, die für die Zeit nach Ostern angekündigt waren, hat es nicht gegeben.

     

    Doch einen Deutschen bringt so etwas nicht aus Fassung. Wenn eine für richtig entschiedene Theorie sich nicht bewahrheitet, dann muss also die Realität falsch sein. Daher weiter, ab zum nächsten Thema.

     

    Kurt Tucholsky hat es sehr treffend ausgedrückt, was dahinter steckt: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu übertreiben.“ Der Berliner drückt sich da heute leicht anders aus und sagt: „Unsere Leute sind einfach komplett irre geworden.“

     

    Ich muss allerdings auch immer an meinen Vater denken, der gesagt hat, die Briten hätten aus den Mendelschen Erbgesetzen eine prima Pferdezucht gemacht, wir Deutschen hingegen die Nürnberger Rassengesetze. That´s the difference that makes the difference.


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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