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     1462  0 Kommentare Inflation, wo bist Du? - Seite 2



    Damit zeigt der USFIG zwar Preissteigerung an, aber bisher keine Beschleunigung. Dies stützt ist in Zusammenhang mit den gravierenden Steigerungen der Energiekosten der vergangenen Monate eher die Beobachter, die die Wahrscheinlichkeit einer kräftig anziehenden Inflation herunterspielen. Sie argumentieren (zu recht), dass die Preissteigerungen erheblich größer ausfallen müssten, wenn die Unternehmen ausreichende Marktmacht hätten. Möglich, dass die Bond-Halter die Sache ähnlich sehen und der Inflation nur begrenzten Spielraum zumessen.

    Die Fed hat die japanischen Verhältnisse der vergangenen 15 Jahre sorgfältig studiert. In Teilen ist die aktuelle Situation in den USA vergleichbar. In beiden Fällen spielt die extreme Verschuldung der privaten Haushalte über Immobilienkredite eine wichtige Rolle. Der Alptraum wäre, dass die Häuserpreise einknicken, während gleichzeitig die Inflation durchstartet. In einem solchen Fall müsste die Fed die kurzfristigen Zinsen kräftig senken. Also ist es nur folgerichtig, nach der Zinssenkungsorgie der vergangenen Jahre jetzt möglichst schnell Boden unter die Füße zu bekommen.

    Gleichzeitig muss die Fed aber verhindern, dass die Renditen am langen Ende kräftig steigen. Die Bond-Halter sollen –wenn überhaupt- nur deutlich nachlaufend auf den Auftrieb bei den kurzfristigen Zinsen reagieren. Das ist bisher bewundernswert gut gelungen: Seit Ende Juni haben sich die Leitzinsen von eins auf zwei Prozent verdoppelt, während die Rendite der zehnjährigen TBonds sogar sank.

    Viel wichtiger ist aber, was die Amerikaner wirklich aus der japanischen Lektion gelernt haben. Und zwar nicht im geldpolitischen Sinne. Sie haben sich vor allem in ihrer eigenen Währung verschuldet und die Schulden denen aufgedrückt, die mit ihnen Handel treiben wollen (oder müssen). Asiatische Notenbanken, insbesondere diejenigen in China und Japan, haben kaum eine andere Wahl, als den Fall des Dollar durch Kauf von TBonds zu bremsen, um ihre Exportwirtschaft zu stützen. Genau deswegen ist die Fed so erfolgreich in ihrer Zinspolitik.

    So sind im Ergebnis die TBond-Kurse künstlich hoch gehalten. Für ein solch exorbitant (konsumorientiert) verschuldetes Land wie die USA (und die meisten anderen Industrieländer) gibt es nur die Wahl, zu inflationieren oder pleite zu gehen. Inflation ist der leichtere Weg, also tut man alles, um den Inflationsmotor in Gang zu bringen. Der stottert gegenwärtig auch schon ganz ordentlich, aber rund läuft er nicht. Wird er wahrscheinlich auch nicht, weil die Chance auf eine erneute Rezession im kommenden Jahr bei mittlerweile über 40 Prozent liegt – Tendenz steigend.
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    Klaus Singer
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