checkAd

    Marktkommentar  122  0 Kommentare Felix Herrmann (ARAMEA): Der "Zentralbank-Put" - nie wirklich weg

    Warum es so schnell keine Welt ohne „Zentralbank-Puts“ mehr geben wird.

    02.12.2021 - Die Volatilität an den Finanzmärkten ist zurück. Sorgen vor negativen wirtschaftlichen Folgen durch die Omikron-Mutante sowie eine straffere Geldpolitik in den USA haben die Märkte in den letzten Tagen auf eine durchaus beachtliche Achterbahnfahrt geschickt. Ende? - Vorerst nicht absehbar!

    In den USA und Europa stiegen die Volatilitätsindizes für die Aktienmärkte auf die höchsten Stände seit mehreren Monaten. Der VIX – also jener Index, der die implizite Volatilität des S&P 500 misst – sprang am Tag der Omikron-Entdeckung um satte 10 Punkte nach oben. An den Rentenmärkten ging es ebenfalls nervös zu. Hier kletterten die Volatilitätsindizes sogar auf Niveaus, die zuletzt im Frühjahr 2020 zu beobachten waren – also zu der Zeit, als sich das Coronavirus anschickte, seine Reise um die Welt zu beginnen. Zu erkennen etwa am MOVE-Index, der die implizite Volatilität von Optionen auf US-Staatsanleihen abbildet.

    Wie ist diese Entwicklung einzuordnen?

    Seit Ende der Finanzkrise haben sich die Finanzmärkte stark weiterentwickelt. Hochfrequenzhandel und Algorhythmen – oder kurz Algos – beeinflussen heute das Geschehen auf vielen Märkten ganz erheblich. Unter anderem mit der Folge, dass die Märkte heute deutlich schneller auf Stimmungswechsel reagieren. Gleichzeitig ist der Kursverlauf heutzutage in „normalen“ Zeiten – gerade dank der Zentralbanken und deren Liquiditätsspritzen – messbar ruhiger geworden. Diese ruhigen Marktphasen sind heute zudem auch noch merklich länger als früher.

    Wenn es als allerdings doch einmal unruhig wurde, hat diese neue Marktstruktur dafür gesorgt, dass wir in den letzten Jahren höhere Hochs und tiefere Tiefs im Kursverlauf erlebt haben. Zu erkennen ist dies etwa auch an dem VVIX, also dem Volatilitätsindex des VIX. Dieser misst, wie man vermuten darf, die Schwankungsintensität der Schwankungsintensität des S&P 500. Diese ist seit Jahren im Steigen begriffen und hat sich jüngst in weitere Höhen aufgeschwungen.

    Bemerkenswert seit der Finanzkrise sind zudem aber auch die ausgesprochen schnellen Erholungen der Kurse – vor allem der Aktienkurse – nach schmerzhaften Korrekturen. Auch hier richtet sich der Dank vieler Anleger selbstredend wieder an die Zentralbanken, die mit ihrem „Zentralbank-Put“ nicht nur für Stabilität, sondern auch stets schnell für Zuversicht gesorgt haben, dass es mit den Kursen von Risikoaktiva zeitnah wieder aufwärtsgehen wird. Was dann ja auch stets der Fall war – gerade nach dem „Corona-Ausverkauf“ im vergangenen Jahr.

    Was aber passiert nun, wenn die Märkte in Zukunft womöglich nicht mehr auf die Zentralbanken zählen können? Man könnte meinen, dies sei keine irrelevante Frage, schließlich klang Fed-Chef Powell vor kurzem trotz Omikron-Mutante sehr bestrebt, die Geldpolitik in den USA schneller zu normalisieren als noch vor kurzem von vielen Anlegern erwartet. Die Vermutung vieler Investoren: Der Übergang in eine hypothetische Welt ohne „Zentralbank-Puts“ wird ungemütlich und womöglich durch ein ganz neues Volatilitätsregime gekennzeichnet.

    Höchstwahrscheinlich müssen wir uns vor diesem Regime aber nicht sorgen. Weshalb? Weil es so schnell keine Welt ohne „Zentralbank-Puts“ mehr geben wird. Sollten wir nämlich zeitnah tatsächlich eine Normalisierung der Geldpolitik erleben, bedeutet dies schlichtweg, dass die Zentralbanken der Ansicht sind, die Wirtschaft kommt zunehmend auch ohne die Unterstützung der Geldpolitik zurecht. Aus Anlegersicht alles andere als ein schlechtes Marktumfeld. Eine Normalisierung der Geldpolitik bedeutet gleichzeitig keinesfalls, dass die Zentralbanken, wenn es wieder einmal „knallt“, nicht doch wieder Gewehr bei Fuß stehen. Ganz im Gegenteil.

    Um es mit den Worten eines Optionshändlers zu formulieren: Der „Zentralbankput“ wäre in Zeiten einer „normaleren“ Gelpolitik lediglich etwas weiter „aus dem Geld“ – verschwunden ist er nicht.




    Lesen Sie hier weitere Informationen zu ARAMEA.





    Asset Standard
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    AssetStandard ist das führende Portal für Vermögensverwaltende Produkte in Deutschland. Auf www.assetstandard.com werden alle Daten, Dokumente und Informationen zu diesem wachsenden Marktsegment gebündelt. Einheitliche Standards ermöglichen einzigartige Vergleiche zu den Anlageprodukten. Das Portal beinhaltet umfassende Recherche-, Analyse- und Informationsmöglichkeiten bis hin zum Asset Manager eines einzelnen Produkts.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von Asset Standard
    Marktkommentar Felix Herrmann (ARAMEA): Der "Zentralbank-Put" - nie wirklich weg Warum es so schnell keine Welt ohne „Zentralbank-Puts“ mehr geben wird.