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    Interview  13654
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    Enapter: „Wir läuten das Wasserstoffzeitalter ein“

    10.000 Elektrolyseure pro Monat zur Gewinnung von grünem Wasserstoff will Enapter bald produzieren. Wie das den Energiemarkt revolutioniert, erläutert CEO Schmidt im Interview.

    Wasserstoff wird von vielen Experten als der Energieträger der Zukunft gesehen. In dieser Branche ist auch die Enapter AG tätig. Was machen Sie da genau?

    Schmidt: Enapter produziert sogenannte AEM-Elektrolyseure mit deren Hilfe aus Solar- und Windenergie grüner Wasserstoff hergestellt werden kann. Dieser Wasserstoff kann dann fossile Energieträger, wie Öl und Gas, klimaneutral ersetzen. Wenn Wasserstoff in Energie gewandelt wird, werden keinerlei umwelt- und klimaschädliche Gase freigesetzt. Zusammen mit den genannten regenerativen Energiequellen haben wir dann eine emissionsfreie Energiegewinnung.

    In welchen Bereichen kann Wasserstoff zum Einsatz kommen?

    Wasserstoff kann überall dort Anwendung finden, wo heute noch fossile Energieträger genutzt werden. Er ist im Prinzip universell einsetzbar. Noch immer werden heute nur rund 20 Prozent der verbrauchten Energie in Form von Strom genutzt, die verbleibenden 80 Prozent werden in molekularer Form durch das Verbrennen von Öl und Gas, verbraucht.

    Auch wenn der Anteil der Elektrifizierung steigen wird brauchen wir einen Brennstoff und da ist grüner Wasserstoff einzigartig, da keinerlei Treibhausgase erzeugt werden. Im Rahmen der notwendigen Dekarbonisierung der Energiewirtschaft zur Eindämmung des Klimawandels bekommt der Wasserstoff eine ganz besondere Rolle. Wasserstoff findet, umweltschädlich aus Gas oder Kohle hergestellt, bereits in vielen industriellen Prozessen Anwendung. Auch diese bereits bestehenden Anwendungen müssen klimaneutral ersetzt werden.

    Schauen wir doch zuerst mal Richtung Markt und Ihre Aktie: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in Wasserstoff zu investieren?

    Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist aus unserer Sicht und der vieler Investoren und Unternehmen keine Modeerscheinung. Aktuell wird massiv in den Ausbau von Kapazitäten, neuen Anwendungsfeldern und innovativen Technologien investiert. Im Oktober haben wir durch eine Kapitalerhöhung 30 Millionen Euro frisches Kapital von institutionellen Anlegern erhalten.

    Diese neuen Aktien wurden bei deutschen und internationalen institutionellen Anlegern, einschließlich "long-only"-ESG-Investoren aus Norwegen, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA, platziert. Jetzt räumen wir unseren bisherigen Aktionären bis zum 21. Dezember die Möglichkeit ein, im Rahmen des Bezugsrechts Aktien zu identischen Konditionen zu zeichnen.

    Zu welchem Preis kommen denn diese neuen Aktien an den Markt?

    Hier wird es keinen Unterscheid zu den Bedingungen der Vorabplatzierung geben. Den Bestandsaktionären wird ein Bezugsrecht im Verhältnis 17 zu 1 eingeräumt. Das heißt, für 17 Aktien, die Anleger am Abend des 6. Dezember 2021 im Bestand hielten, erhalten sie ein Bezugsrecht für eine Neue Aktie. Das entspricht dann einem Preis je Neue Aktie von 23 Euro. Die entsprechenden Dokumente zu der Transaktion finden interessierte Anleger auf unserer Website unter www.enapterag.de/investor-relations/prospekt/ .

    Sind Sie mit diesem aktuellen Kursniveau zufrieden? Wo sehen Sie Ihre Aktie fair bewertet?

    Für uns steht das Tagesgeschäft, unser Produkt und die strategische Positionierung von Enapter im Zukunftsmarkt Wasserstoff im Fokus. Wir sind dabei, Wasserstoff günstig und einfach zu machen – das sind Voraussetzungen für den Massenmarkt. Wir glauben, auch zusammen mit unseren aktiven und stark wachsenden Partnern weltweit, an die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft und wollen einen maßgeblichen Einfluss auf die Eindämmung der Klimaerwärmung haben.

    Dafür arbeiten wir und setzen uns langfristig ein. Das sollte der Aktienkurs auch widerspiegeln. Die Analysten von First Berlin sehen Enapter aktuell bei 46 Euro fair bewertet: https://enapterag.de/wp-content/uploads/2021/11/H2O_GR-2021-11-11_DE-2 ...

    Elektrolyseure gibt es ja nun schon lange. Das ist keine neue Technik. Was unterscheidet Sie von den anderen großen Herstellern?

    Das ist richtig. Das Prinzip der Wasserstoffherstellung ist seit mehr als 200 Jahren bekannt. Seit den 1960ern werden Elektrolyseure als Großanlagen eingesetzt. Im industriellen Maßstab wird Wasserstoff als Grundstoff in unterschiedlichen Industrieanwendungen genutzt. Unsere AEM-Elektrolyseure sind hingegen kompakte Geräte, die faktisch an jedem Ort der Welt einfach und schnell installiert werden können. Ihr modularer Aufbau erlaubt es, mehrere Geräte miteinander zu koppeln, wenn mehr Wasserstoff benötigt wird.

    Mit einem Gerät können Sie bereits einen Haushalt versorgen und energieautark werden. Mit einem Dutzend beispielsweise die Gabelstapler bei einem Logistiker betanken oder mit noch ein paar mehr ein Blockkraftwerk für einen Wohnkomplex betreiben. Das sind ein paar Anwendungen, bei denen unsere Technologie schon zum Einsatz kommt. Unsere Prämisse ist, so Wasserstoff für jedermann zugänglich zu machen.

    Klein und kompakt klingt gut. Aber die Industrie braucht viel Wasserstoff. Welchen Beitrag können Sie da leisten?

    Das Beispiel, das wir gerne nutzen, ist das eines Rechenzentrums. Heutzutage werden in Rechenzentren mittels tausenden gekoppelten Kleinrechnern die nötigen Rechenkapazitäten zur Verfügung gestellt, die Google und Co. für das Web und Cloudspeicher benötigen. Großrechner gibt es faktisch nicht mehr. Denselben Weg gehen wir in Sachen Wasserstoffproduktion.

    So wie diese Computer in Regalen in Reihe geschaltet werden, können unsere AEM-Elektrolyseure in kompakten, speziellen Einschubsystemen gebündelt werden. Damit ist die Leistung frei skalierbar. Viele kompakte Geräte schaffen im „Schwarm“ einfach, günstig und effizient die entsprechende Leistung.

    Bis zu welcher Leistungsgröße ist diese Kopplung möglich?

    Unser AEM-Multicore verbindet beispielsweise 420 unserer AEM-Elektrolyseure zu einem Gesamtsystem mit einem Megawatt Leistung. Es ist auch möglich, mehrere AEM-Multicores zusammenzuschalten. Unser System ist grundsätzlich modular aufgebaut, voll skalierbar und kann so unabhängig vom Energie-Input und dem Wasserstoff-Output exakt auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Auch wenn eine Anlage bereits in Betrieb ist, lässt sich diese ohne Weiteres anpassen.

    Alleine 420 Elektrolyseure für einen Multicore ist eine ganze Menge. Dafür braucht es eine Massenfertigung. Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

    Tatsächlich ist diese Massenfertigung genau unser Ansatz. Derzeit werden unsere Geräte noch in unserer Serienfertigungsanlage in Pisa gefertigt. Aktuell errichten wir ein Werk in NRW, in der Energiegemeinde Saerbeck. Unser Enapter-Campus wird dort die Massenproduktion möglich machen. Ab Ende 2022 werden wir nach einer Anlaufphase mehr als 10.000 Elektrolyseure pro Monat produzieren.

    Gibt es überhaupt einen Markt für so viele Geräte? Sie sind ja nicht der einzige Hersteller?

    Diese Massenfertigung im großen industriellen Standard ist unser Alleinstellungsmerkmal. Tatsächlich ist heute schon absehbar, dass die Nachfrage nach Elektrolyseuren durch das bestehende Angebot nicht gedeckt werden kann. Die internationale Energieagentur erwartet bis 2030 eine Kapazitätsnachfrage von 180 Gigawatt.

    Für ein Null-Emissions-Ziel bis 2050 werden 850 Gigawatt an Produktionskapazitäten erwartet. Das sind gigantische Mengen. Die Nachfrage scheint auf Basis dieser Daten weniger eine Herausforderung zu sein. Ganz im Gegenteil. Wir müssen alles dafür tun, um die Produktion schnellstmöglich hochzufahren.

    Was kann Enapter denn tun, um diese Lücke zu füllen?

    Mit unserem Ansatz der Massenproduktion sind wir auf dem richtigen Weg, denn so werden Kosten gesenkt und die Integration vereinfacht. Massenproduktion heißt aber, nicht nur viele Geräte herzustellen, sondern auch die Fertigung zu skalieren. Das Werk in Saerbeck wird dafür die Blaupause sein, die wir dann an anderen Stellen nutzen können, um weitere Enapter-Produktionsstandorte zu etablieren. So wie es heute in der Computerbranche vielerorts „Intel inside“ heißt, wird es hoffentlich bald „AEM inside“ in der Wasserstoffindustrie heißen.

    Haben Sie keine Bedenken, dass andere Hersteller auch diesen Weg der Massenfertigung von modularen Geräten gehen wollen und Sie überholen?

    Wie sind recht weit und haben uns auf einigen wichtigen Gebieten einen deutlichen Vorsprung erarbeitet. Wir tun viel, um diesen zu halten. Wir haben eine eigene Forschung & Entwicklung in Pisa, die Grundlagenforschung betreibt, und deren Ergebnisse umgehend in die Weiterentwicklung integriert. Unsere Geräte werden so von einer Generation zur nächsten kompakter, leistungsfähiger und günstiger.

    Günstig können wir auch deshalb sein, weil wir dank unserer patentgeschützten AEM-Technologie auf teure Komponenten verzichten können. So kommt u. a. in unseren Geräten statt teurem Titan lediglich Stahl zum Einsatz. Unsere Technologie erlaubt es auch, weniger stark gereinigtes Wasser zu nutzen. Das reduziert die Kosten der Wasseraufbereitung und erweitert die Anwendungsgebiete in Gegenden, in denen unsere niedrigeren Anwendungsstandards von Vorteil sind.

    Unser Werk in Saerbeck liegt im Zeitplan, sodass wir mit der Massenfertigung der nächsten Gerätegeneration bald dort starten können. Gleichzeitig haben wir eine sehr schlanke Unternehmensstruktur, die es uns erlaubt, weiterhin schnell zu sein.

    Wasserstoff gilt weiterhin als zu teuer, um eine Alternative zu fossilen Brennstoffen zu sein.

    Regenerative Energiequellen sind schon heute die günstigste Art, Energie zu erzeugen. Die Entwicklung bei Wasserstoff steht noch am Anfang. Solarpanel waren auch noch vor zehn Jahren extrem teuer, genauso wie Windkraftanlagen. Jetzt nicht mehr. Die Skalierung und Massenproduktion, gepaart mit technologischem Fortschritt, wird auch hier sehr schnell weiter voranschreiten.

    Gleichzeitig wird die CO2-Emission weiter verstärkt sanktioniert werden. Der weltweite politische Wille zur Dekarbonisierung der Energieerzeugung ist da. Aber den größten Effekt sehen wir, wenn wir in zwei bis drei Jahren dicht zu der Preisparität zu Öl und Gas kommen. Denn am Ende wird sich doch meistens für die günstigste Lösung entschieden, das ist nun mal so. Unsere Kunden sehen das auch so und sammeln heute schon Erfahrungen mit unseren Systemen – weltweit.

    Von Kritikern wird immer wieder die schlechte Energieeffizienz ins Feld geführt, dass bei der Umwandlung 40 Prozent der Energie verpuffen. Was entgegnen Sie diesen?

    Energieverlust gibt es überall. Wenn Sie Kohle verstromen, gibt es nicht nur einen erheblichen Energieverlust, sondern auch klimaschädliche Emissionen. Bei einem Verbrenner-PKW ist der Energieverlust irgendwo zwischen 70 und 80 Prozent. Das ist eine rollende Heizung. Und bei diesen beiden Beispielen ist die technologische Weiterentwicklung eher begrenzt und Effizienzsprünge nicht mehr zu erwarten. Auf der Seite der regenerativen Energiequellen und alternativen Speichermedien, wie Batterie und Wasserstoff, stehen wir noch immer am Anfang einer Entwicklung.

    Sie sprachen das gerade schon an, es ist eine relativ neue Technologie. Gibt es eigentlich genug Fachkräfte, um die neuen Anlagen bei Kunden zu installieren, die bald bei Ihnen aus der Massenproduktion kommen?

    Es gibt von Herrn Daimler ein Zitat aus den 20er Jahren, das im Wortlaut besagt, dass der Markt für Automobile schon deshalb auf maximal eine Million begrenzt ist, weil es schlicht und ergreifend nicht genug Chauffeure gibt. Derselbe Denkfehler passiert heute, wenn man über Wasserstofffabriken spricht. Es gäbe nicht genug Leitungskapazitäten, um den Wasserstoff zu transportieren. Das ist aber irrelevant, wenn der Wasserstoff in kleinen Einheiten dezentral produziert wird.

    Es gibt nicht genug Ingenieure, die die Großanlagen für Wasserstoff bauen und betreiben können. Die brauchen Sie auch nicht, wenn ein AEM-Elektrolyseur installiert werden kann, wie heute ein neuer Wasserkessel bei einer Heizungsanlage. Modular und massetauglich heißt eben, dass kein Experte nötig ist, um eine Anwendung zu bedienen. Das ist der Unterschied, den unsere AEM-Elektrolyseure machen: Einfache, bedienerfreundliche und robuste Technik für jede Energieanwendung. Egal, ob ein Flugzeug betankt werden soll, ein Haus geheizt, eine Polarstation mit Strom und Wärme versorgt werden soll oder Funkmasten in entlegenen Regionen ohne Anschluss an ein Energienetz betrieben werden – übrigens alles Beispiele von bestehenden Enapter-Kunden.

    Jetzt spielen Sie im Konzert der großen Namen der Wasserstoff-Industrie mit. Werden Sie da überhaupt wahrgenommen?

    Vor kurzem wurde von Prince William und der Royal-Foundation der Earthshot-Preis vergeben. Damit wurden insgesamt fünf Umwelt-Initiativen ausgezeichnet und mit jeweils einer Million Pfund prämiert. Wir waren einer der Gewinner und haben in der Kategorie “Fix the Climate” gewonnen.


    Quelle: Earthshot-Foundation; BU: Ein Bild vom Weltklimagipfel COP26 mit Bill Gates, der sich den AEM-Elektrolyseur erklären lässt.

    Das gab uns einen unglaublichen Schub: Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow erwähnte uns Boris Johnson in seiner Pressekonferenz und zeigte den AEM-Elektrolyseur, Bill Gates kam zu unserem Stand und ließ sich das Konzept erklären, Michael Bloomberg und seine Foundation nahmen sich viel Zeit, mit uns und den anderen Gewinnern zu reden. Unsere Wahrnehmung ist sehr hoch, auch auf Seiten der Investoren.

    Wenn Sie jetzt mal fünf oder zehn Jahre in die Zukunft schauen, wie sieht dann die Welt für Enapter aus?

    Wir läuten jetzt das Wasserstoffzeitalter ein. Nun haben wir die Notwendigkeit, das zerstörerische und verschmutzende Kohlenstoffzeitalter zu beenden. In zehn Jahren werden wir ein ganzes Stück weiter sein. Wasserstoffbasierte- und batterielelektrische Anwendungen werden Hand in Hand verschmutzende Verbrennertechnologien abgelöst haben.

    Sonne- und Windenergie zusammen mit anderen nachhaltigen Energiequellen werden Öl und Gas flächendeckend bereits ersetzt haben. Die Menschen werden keinen Vorteil mehr davon haben, fossile Ressourcen einfach zu verbrennen. Unsere Technologie wird ganz selbstverständlich in vielen Bereichen integriert und der Treibstoff für die fortschreitende Energiewende sein.

     


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    Verfasst von IR-News
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