FED Zinserhöhung um 0,75% steht nicht zur Diskussion - Seite 2
Aber auch die Kommunikation der Notenbank hat einen starken Einfluss auf den Marktzins. Die Notenbank redet seit Monaten davon, den Leitzins anzuheben. Daher ist das keine Überraschung mehr. Der Marktzins ist bereits in vorauseilendem Gehorsam kräftig nach oben geklettert.
Abbildung 1: Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe
Wir erleben auch hier eine Zeitenwende: In den vergangenen 35 Jahren sind die Zinsen IMMER gefallen. Diese Zeit ist nun vorbei, Anleger dürfen sich auf viele Jahre mit steigenden Zinsen einstellen. Daher werden nicht nur die “zu hoch” bewerteten Aktien verkauft, sondern einfach alle, die hoch bewertet sind – selbst wenn die hohe Bewertung durch hohes Wachstum gerechtfertigt ist.
“Multipel Kompression” nennt man das: Wir haben vor einem Jahr Wachstumsaktien noch auf Basis ihres Kurs/Umsatz-Verhältnisses (KUV) bewertet. Kurs/Gewinn-Verhältnisse (KGVs) von 30, 50, 100 oder
mehr waren keine Seltenheit. Im Umfeld steigender Zinsen sind hohe KUVs ein Todesurteil. Und KGVs über 20 gelten als hoch, egal wie das Wachstum aussieht.
Seit Jahresbeginn sind die Dividenden der Aktien im S&P 500 um 1% gestiegen, das Gewinnwachstum liegt bei durchschnittlich 2% doch das durchschnittliche Bewertungsmultipel KGV ist um 16%
kleiner geworden. 1+2-16= -13% --> Der S&P 500 hat seit Jahresbeginn 13% abgegeben.
In Deutschland sieht es ziemlich ähnlich aus: Die Umlaufrendite ist von -0,83% im Coronacrash auf inzwischen +0,94% angesprungen, der Großteil des Sprungs erfolgt seit Jahresende.
Auch ohne Leitzinsanhebungen hat sich der Marktzins bereits deutlich nach oben bewegt. Der Bund Future, also der Kurs der Papiere, aus denen die Umlaufrendite ermittelt wird, ist im Umkehrschluss entsprechend eingebrochen. Von 175 EUR im Dezember auf inzwischen nur noch 151 EUR. Ein dramatischer Ausverkauf, der als Chart wie die horizontal gespiegelt Umlaufrendite verläuft.
Die Stimmung am Anleihemarkt ist auf einem Tiefpunkt. Der 5-Wochendurchschnitt, der stets ein ziemlich verlässlicher Signalgeber für einen Boden ist, notiert bei -56%. Das ist der niedrigste Stand
seit der Eurokrise im Jahr 2011: Damals drohte der Euro auseinander zu brechen. Und davor gab es einen so niedrigen Wert nur noch 2007 im Rahmen der Finanzkrise.
Reicht das, um die in Panik geratenen Anleger zu beruhigen? Ich gehe im PLUS Kapitel 04 näher darauf ein.
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Im Montags-Video gebe ich einen ausführlicheren Überblick zum Aktienmarkt.