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    Zum Handeln gezwungen  16241  2 Kommentare 75 Basispunkte: EZB holt den Zinshammer raus – "Inflation deutlich zu hoch"

    Wie erwartet macht die EZB beim Leitzins Ernst: Die Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte soll die Inflation weiter in Schach halten. Aber auch für die kommenden Jahre rechnen die Notenbanker mit deutlich steigenden Preisen.

    75 Basispunkte - die höchste Zinserhöhung der EZB-Geschichte ist beschlossene Sache. Mit ihrer historischen Entscheidung stemmt sich die Zentralbank gegen die Rekordinflation im Euroraum. Damit steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 1,25 Prozent. Die EZB stellte zugleich weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten in Aussicht.

    Der deutsche Leitindex DAX drehte am Donnerstagnachmittag mehr als ein Prozent ins Minus und stand gegen 16 Uhr bei rund 12.770 Punkten.

    "Natürlich sind noch nicht alle Zentralbanken in der Phase des "dovish pivot", und die EZB hat gerade erst begonnen", schreibt Marktanalyst Craig Erlam vom Finanzdienstleister Oanda. "Die heutige Zinserhöhung ist erst die zweite in diesem Zyklus und wird den Einlagensatz zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt über Null bringen. Es ist noch ein weiter Weg, um die Inflation in den Griff zu bekommen, was eine Anhebung um 75 Basispunkte umso vernünftiger macht."

    Allerdings habe die EZB erst sehr spät die Zügel angezogen und das Problem damit so verschlimmert. "Die EZB ist gezwungen, schnell aufzuholen, und die Wirtschaft könnte unter den Folgen leiden. Dem Euroraum droht eine Rezession, und die Zentralbank wird diesen Prozess nicht erleichtern", meint Craig Erlam.

    "Nicht einmal mehr die EZB selbst erwartet auf mittlere Sicht das Erreichen ihres Inflationsziels von zwei Prozent. Die außergewöhnlich hohe Leitzinsanhebung begrüßen wir. Sie kommt aber zu spät, denn die Wirtschaft des Euroraums befindet sich bereits auf dem Weg in die Rezession", schreibt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ BANK, in einer Reaktion auf die Entscheidung. "Nun müssen die Notenbanker eine mögliche Verschärfung des konjunkturellen Abschwungs riskieren, um den Inflationsauftrieb abzubremsen. Für die Notenbank ist das ein Dilemma – doch ein längeres Warten wäre noch teurer als ein beherztes Gegensteuern in wirtschaftlich unsicheren Zeiten."

    Lange Zeit hatten die Währungshüter eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte angekündigt. Doch nachdem die Inflation im August auf 9,1 Prozent geklettert war, sah man sich offenbar zu einem noch drastischeren Schritt gezwungen. 

    Im Juli hatte das Gremium um EZB-Präsidentin Christine Lagarde erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Die US-amerikanische Notenbank Fed hatte angesichts der Inflationskrise schon beherzter zugepackt und bereits zwei Zinsschritte um 0,75 Prozentpunkte beschlossen.

    Steigende Energie- und Lebensmittelpreise befeuern die Inflation seit Monaten, Russlands Krieg gegen die Ukraine heizte die Teuerung zusätzlich an. Die Inflation sei "nach wie vor deutlich zu hoch" und werde "voraussichtlich für längere Zeit über dem Zielwert bleiben", teilte die EZB mit.

    Für das kommende Jahr rechnet die Notenbank im Jahresschnitt nun mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von 5,5 Prozent (Juni-Prognose: 3,5 Prozent). Für 2024 sagt die EZB eine Inflationsrate von 2,3 (2,1) Prozent voraus.

    Die Währung EUR/USD wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -0,66 % und einem Kurs von 0,994USD auf Forex (08. September 2022, 15:17 Uhr) gehandelt.

    Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion/ mit dpa-AfX

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    Verfasst vonJulian Schick
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