Der Markt hört auf die Fed. Aber hört er auch richtig hin? - Seite 2
Kein Grund zum Feiern
Das haben die Anleger letztlich auch erkannt. So stiegen nach der Veröffentlichung des Fed-Protokolls die Zinserwartungen der Anleger wieder, die sich aus den Fed Fund Futures ergeben. Einen solchen Anstieg gab es bereits unmittelbar nach dem November-Meeting, während die US-Inflationsdaten für einen Rückgang und eine Erleichterungsrally gesorgt haben (siehe Börse-Intern vom 10.11.2022)
Quelle: eigene Darstellung nach Daten von CME Fed Watch Tool
Doch diese Änderungen sind marginal. Die maximalen Leitzinserwartungen der Anleger scheinen sich auf ein Niveau um 5 % für 2023 einzupendeln. Das Leitzinshoch wird weiterhin für Mai oder Juni 2023 erwartet.
Doch aus meiner Sicht droht den Märkten bei derartigen Annahmen eine Enttäuschung, die nochmals für fallende Kurse sorgen könnte. Schließlich betont die Fed nicht nur immer wieder, dass sie den Leitzins für längere Zeit erhöhen (wenn auch in kleineren Schritten) bzw. hoch halten will („higher for longer“), sondern sie verweist immer wieder darauf, dass der Arbeitsmarkt der Schlüssel für ihre Geldpolitik ist.
Was die Fed beeinflussen kann und was nicht
Und auch, wenn die Märkte jede Äußerung der Fed auf die Goldwaage legen, wie die genannten Beispiele zeigen – beim Thema „Arbeitsmarkt“ scheinen sie taub zu sein. Sonst müssten entweder die Zinserwartungen deutlich höher oder das Ende der Zinserhöhungen in weiterer Ferne liegen.
Zum Verständnis eine kurze Zusammenfassung der Motive für das Handeln der Fed: Die Inflation hat zwei Ursachen – erstens die Konjunkturprogramme während der Corona-Pandemie, durch welche die US-Bevölkerung direkte Zahlungen der Regierung erhalten hat, wodurch wiederum die Nachfrage kräftig erhöht wurde, und zweitens die Lieferengpässe, welche das Angebot einbrechen ließen. Steigende Nachfrage bei sinkendem Angebot führt nach dem Grundgesetzt der Ökonomie zu steigenden Preisen.
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Das Angebot kann die Fed nicht beeinflussen, weil viele Waren importiert werden. Auch die Rohstoffpreise, welche letztlich die Verbraucherpreise bestimmen, kann die Fed nicht ändern. Sie kann aber die Nachfrage steuern – doch auch das nur relativ grob.
Darum ist der Arbeitsmarkt der Schlüssel für die Fed
Mit höheren Zinsen übt sie z.B. Druck auf die Kosten der Unternehmen aus. Diese müssten daraufhin die Preise erhöhen. Doch angesichts der ohnehin schon hohen Inflation ist das nur bedingt möglich, solange die Löhne nicht ähnlich stark steigen. Steigende Löhne erhöhen aber die Kosten für die Unternehmen weiter.
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