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     2368  0 Kommentare Das Inflationsspiel - Seite 2



    Zunächst also wird an den Märkten das Inflationsthema noch ein wenig weiter gespielt. Oberschiedsrichter Greenspan hat dazu offiziell den Startschuss gegeben. Wunschdenken oder Realität? Ein ordentlicher Schluck aus der Inflationspulle wäre das Beste, was passieren könnte. Das würde den aufgehäuften Schuldenberg real abwerten und wenn die langfristigen Zinsen mit großer Zeitverzögerung hinterherlaufen, ließe sich auch der Negativeffekt, der hiervon zunächst auf den Konsum des hochverschuldeten US-Verbrauchers ausgeht, im Griff behalten.

    Wenn da in diesem ganzen Spiel nicht auch noch der Dollar wäre, den Greenspan nach neuerlichem Bekunden für unprognostizierbar hält. Übersetzt heißt das aus dem Munde des Chefs der mächtigsten Notenbank der Welt doch wohl eher, der Außenwert seiner Währung ist zum Abschuss frei gegeben. In der Tat dürfte ein schwacher Dollar bei der Eindämmung der realen Schuldenflut hilfreich sein, schließlich sind die USA zu einem Großteil in ihrer eigenen Währung verschuldet. Ein schwacher Dollar zwingt die Länder, die in den USA Geschäfte machen wollen, entweder zu permanenten Exportpreisnachlässen oder zu Dollar-Stützungskäufen. Beides fördert nicht gerade eine gesunde Wirtschaftsentwicklung, weder in diesen Ländern, noch weltweit. Da die meisten Rohstoffe in Dollar notieren, treibt eine nachgebende amerikanische Währung die Preise hier weiter und induziert so (willkommene) Preisauftriebstendenzen.

    Inwieweit allerdings steigende Preise in der Herstellungskette von Gütern an die Endverbraucher weitergegeben werden können, hängt von der Marktmacht der Unternehmen ab. Die wiederum steht in Zusammenhang mit der internationalen Wettbewerbssituation und der kaufkräftigen Nachfrage der Konsumenten. Dass es hier angesichts von Massen- und Dauerarbeitslosigkeit nicht zum Besten bestellt ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Greenspan muss froh sein um jedes Zehntel Prozent Preisauftrieb an der Oberfläche, weil hiermit deflationäre Tendenzen zugedeckt werden. Und so ist es wohl eigentlich gar nicht das Inflationsgespenst, das Greenspan fürchtet, sondern das hässliche D-Wort.

    Alle Aspekte zusammengenommen, besteht kein wirklicher Anlass zur Sorge, die Fed könnte zu drastischen Maßnahmen beim Zins greifen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Geldmengeneffekt: Würde die umlaufende Geldmenge stark eingeschränkt (und steigende Leitzinsen wirken tendenziell in diese Richtung), entfällt die gleiche Gütermenge auf eine geringere Geldmenge. Das führte tendenziell zu abnehmendem Preisniveau. Über symbolische Aktionen hinaus dürfte hier ebenfalls nicht viel geschehen.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Das Inflationsspiel - Seite 2 Die Fed hat gesprochen: Wie erwartet wurden die Leitzinsen in den USA um 0,25 auf 2,75 Prozent angehoben und auch die Formulierung von den maßvollen Schritten, mit denen sich die Geldpolitik fortbewegt wurde beibehalten. Aber die Aktien-Börsen …