Die Geldpolitik schiebt sich wieder in den Vordergrund – Hoffnung auf Konjunkturdaten
Schwankend zum Wochenplus: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen
Handelswoche zugelegt, was allerdings ausschließlich der zweiten Wochenhälfte zu verdanken war. In den ersten Tagen belasteten dagegen Sorgen um die Weltwirtschaft nach teils mit Enttäuschung
aufgenommenen Konjunkturdaten. Auch die Nervosität in Bezug auf eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung hielt an. Zwar hatte es bereits vor dem Pfingstwochenende eine Einigung zur
Aussetzung der Schuldenobergrenze gegeben, diese musste aber noch das Repräsentantenhaus und den Senat passieren. Nach deren Zustimmung hellte sich dann die Stimmung der Anleger deutlich auf,
positiv aufgenommene Wirtschaftsnachrichten taten ein Übriges.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Zugewinne in der zweiten Wochenhälfte
Der Deutsche Aktienindex (Dax) legte im Wochenvergleich um 0,4 Prozent zu auf 16.051,23
Punkte. Der MDax stieg um 1,0 Prozent auf 27.264,89 Zähler. Der TecDax verbesserte sich um 0,3 Prozent auf 3.239,24 Punkte. Der m:access All-Share rückte um 0,1 Prozent auf 1.642,13 Zähler vor.
Die Titel von Infineon zogen im Dax auf Wochensicht um 3,0
Prozent an. Hier hielt der Aufwärtsimpuls nach den Ende der Vorwoche vorgelegten Zahlen des Halbleiterkonzerns Nvidia an. Der US-Konzern selbst wiederum erreichte in der vergangenen Woche an der New Yorker Börse erstmals einen Wert von über einer Billion US-Dollar. Der Kurs
der Deutschen Telekom sackte auf Wochensicht um 7,4 Prozent ab. Ein Bericht,
wonach Amazon in den USA den Aufbau eines Mobilfunkangebots für seine Prime-Kunden prüfe,
verdarb vielen Anlegern die Freude an den Telekom-Papieren.
Legte im Schlepptau der hervorragenden Entwicklung von NVidia ebenfalls deutlich zu: Infineon.
Anleihen legten zu – Anleger suchen Sicherheit
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche deutlich zugelegt. Unterstützung für die Notierungen der Bundespapiere lieferten zum einen Inflationszahlen aus der
Eurozone, die stärker zurückgegangen waren als prognostiziert. Allerdings lag die Teuerung immer noch auf recht hohem Niveau. Zum anderen fielen Stimmungsdaten aus der europäischen Industrie
schwächer aus, was die Anleger ebenfalls zu den als sicher geltenden Bundestiteln greifen ließ. Zu Ende der Handelswoche kamen die Anleihekurse nach den US-Arbeitsmarktdaten allerdings wieder
unter Druck. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe sank im Wochenvergleich von 2,54 auf 2,31 Prozent. Die Umlaufrendite ging von 2,54 auf 2,32 Prozent zurück.
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US-Börsen schließen Woche mit Gewinnen ab
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche trotz anfänglicher Nervosität der Anleger Gewinne verzeichnet. Die endgültige Abwendung der Zahlungsunfähigkeit der Regierung sorgte auch hier
für mehr Zuversicht. Vom US-Arbeitsmarkt kamen unterschiedliche Signale, die einerseits auf eine festere Wirtschaft hindeuteten, andererseits der US-Notenbank Spielraum für weitere Zinsschritte
gaben. Der Dow-Jones-Index gewann im Wochenvergleich 2,0 Prozent auf 33.762,76 Punkte. Der
breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 1,8 Prozent auf 4.282,37 Zähler. Der von
Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index legte um 1,7 Prozent auf 14.546,64 Punkte zu.
Ausblick: Geldpolitik wird wieder bestimmend für die Märkte
Nach dem thematischen Zwischenspiel US-Schuldenstreit dürfte das altbekannte Thema Geldpolitik wieder zum wesentlichen Einflussfaktor für die deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche werden.
Konkretes in dieser Hinsicht kommt dabei zwar lediglich aus Kanada, wo die Notenbank das Ergebnis ihrer Ratssitzung bekannt gibt, in Bezug auf die USA und die Eurozone dürften aber Spekulationen
die Stimmung bestimmen. Hinsichtlich der Europäischen Zentralbank (EZB) besteht weitgehend Einigkeit, dass diese ihren Kurs der Zinsanhebungen fürs Erste fortsetzen wird. Beim Blick auf die
US-Notenbank Fed rechnen dagegen einige Marktteilnehmer mit einer Zinspause im Juni. Allerdings hatte der starke US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag denjenigen neue Argumente geliefert,
die sich für weitere Zinsschritte aussprechen.
Konjunkturdaten könnten für Bewegung sorgen
Für Bewegung an den Aktienmärkten könnten daneben die Konjunkturdaten sorgen, wobei die Agenda hier eher übersichtlich gefüllt ist. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen dürften die
Einkaufsmanagerindizes für die USA und die Eurozone gehören, zudem stehen die Werkaufträge aus den USA und Deutschland und das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen im
Fokus.
Gegen Ende der Handelswoche könnte es ruhiger an den deutschen Börsen werden. Zwar wird am Donnerstag, der in einigen Bundesländern wie Bayern Feiertag ist, gehandelt, erfahrungsgemäß sind
die Umsätze an solchen Tagen aber dünner als üblich.
Montag, 05.06.: Handelsbilanz Deutschlands; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ISM-Index für das
nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA; Werkaufträge in den USA
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