Zinsentwicklung

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    Ist der Peak erreicht oder gibt es einen weiteren Anstieg?

    Die Zinsen kannten zwischen 1991 und Mitte 2021 nur einen Weg: nach unten! In Deutschland beispielsweise fielen sie von 9,5 Prozent bis ins Negative.

    Erst diverse exogene Faktoren schoben diese nicht gewollte Null-Inflation nach oben. Durch Lieferketten-Probleme, verursacht durch teils irrationale politische Entscheidungen auf das Corona-Virus mit geschlossenen Häfen und Flughäfen weltweit, sowie einer Energiepreisexplosion aufgrund des Ukraine-Krieges sowie anderer Faktoren, schossen die Inflationsraten in die Höhe. Die Notenbanken, insbesondere die FED und die EZB ließen die Zinsen in historisch einmaliger Geschwindigkeit nach oben katapultieren, um der ausufernden Inflation Herr zu werden. Nicht nur die kurzfristigen Zinsen schnellten nach oben, auch die langfristigen Zinsen zogen deutlich an.

    Nun stellt sich die Frage, ob es die richtige Zeit ist, um Anleihen zu kaufen und wenn ja, welche die „Richtigen“ sind. Aufgrund der nunmehr wieder stetig sinkenden Inflationsraten und gleichzeitig relativ stabilen Wirtschaftslage in den USA und Europa haben die Notenbanken keinen Handlungsdruck mehr die kurzfristigen Zinsen weiter zu erhöhen. Auf der anderen Seite sind Zinssenkungen vorerst in weiter Ferne, da die stabile Wirtschaftslage keinen Anlass dazu bietet. Deutschland ist dabei mit einer leichten Rezession eine Ausnahme. Teilweise liegt dies am großen Handelspartner China, wo die Wirtschaft weiterhin am Boden liegt und deren Importe deutlich gesunken sind. Auf der anderen Seite schlägt sich die über die Jahre aufgebaute Überregulierung, lange Genehmigungsverfahren und andere hausgemachte Hemmnisse negativ in der Wirtschaftsleistung nieder.

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    Die derzeit inversen Zinsstrukturkurven könnten sich dennoch abflachen. Zum einen nimmt die Verschuldung in den USA eher weiter zu, so dass das Angebot insgesamt ausgeweitet wird. Zum anderen ist seit geraumer Zeit zu erkennen, dass Japan und China als Käufer von US-Staatsanleihen erheblich zurückhaltender als in der Vergangenheit sind. Überdies reduziert die FED weiterhin ihre Bilanz, was dazu führt, dass auslaufende Anleihen derzeit nicht durch neue Käufe ersetzt werden. Diese Faktoren sollten zu einem weiteren Anstieg der langfristigen Zinsen führen.

    Auch die EZB wird die derzeitige Bilanzreduzierung von monatlich 25 Milliarden Euro eher weiter beschleunigen, so dass auch hier ein weiterer Zinsanstieg bei langlaufenden Anleihen zu erwarten ist. Aufgrund des Zinsanstiegs scheint primär die Baubranche in Europa zu leiden. Alle anderen Wirtschaftszweige, sowohl in den USA als auch Europa, scheinen bisher mit dem Zinsanstieg zurecht zu kommen. Die Frage ist allerdings, ob dies so bleibt, zumal irgendwann die höheren Finanzierungskosten auch andere Branchen treffen könnten. Aus dem Grund ist es durchaus wahrscheinlich, dass sich die Zinsdifferenz zwischen bonitätsstarken und schwächeren Emittenten weiter ausweitet.

    Aufgrund der beschriebenen Annahmen ist es ratsam, Anleihen mit kurzen Laufzeiten, sowohl in US-Dollar als auch in Euro in die Portfolien zu bevorzugen. Dabei sollten unter der Annahme einer möglichen Ausweitung der Zins-Spreads bonitätsstarke Emittenten, also primär Staatsanleihen in diesen Währungen ausgewählt werden.

    Anleihen von Emittenten in anderen Währungen können zur Diversifikation eine gute Ergänzung im Depot sein. Interessant sind derzeit beispielsweise norwegische Staatsanleihen aufgrund der aktuellen Währungsschwäche sowie der Annahme, dass die dortigen Zinsen möglicherweise den Höhepunkt erreicht haben. In dem Fall könnten deshalb auch langlaufenden Anleihen in Erwägung gezogen werden. Ähnliches gilt für Anleihen in polnischen Zloty. Nach den Wahlen wird sich die neu zu bildende Regierung europafreundlicher erweisen als die bisherige nationalistische Führungsriege.

    Eine weitere Möglichkeit der Diversifikation besteht in der Beimischung von Währungen wirtschaftlich stabiler aufstrebender Länder, wie beispielsweise der indischen Rupie, der indonesischen Rupiah oder dem mexikanischen Peso. Hier ist es allerdings aus Sicherheitsgründen ratsam, supranationale Emittenten, wie beispielsweise Asiatische Entwicklungsbank, KfW, Weltbank, etc., auszuwählen. In dem Fall muss man keine Ausfälle des Emittenten oder etwaige Devisenbeschränkungen befürchten. Ein Beispiel für solch einen Ausfall sind Anleihen in russischen Rubel: diejenigen, die russische Staatsanleihen besitzen, wissen nicht, ob und wann sie ihr Geld wiedersehen werden. Dagegen zahlen Supranationale Emittenten im Regelfall sowohl die Zinsen als auch die Rückzahlung in US-Dollar.

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    Uwe Eilers
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    Uwe Eilers ist Vorstand und Mitgründer der FV Frankfurter Vermögen AG in Königstein im Taunus. Davor war er 10 Jahre lang als Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG tätig. Der gelernte Bankkaufmann und DVFA/CEFA Investmentanalyst kann auf mehr als 25 Jahre Börsenerfahrung in weltweit gehandelten Aktien und Anleihen sowie deren Derivate zurückgreifen. Er war unter anderem bei Lehman Brothers im Eigenhandel tätig und Sales-Trader für institutionelle Kunden, unter anderem bei Cantor Fitzgerald in Frankfurt und London. Weitere Informationen unter www.frankfurter-vermoegen.com.
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    Verfasst von Uwe Eilers
    Zinsentwicklung Ist der Peak erreicht oder gibt es einen weiteren Anstieg? Die Zinsen kannten zwischen 1991 und Mitte 2021 nur einen Weg: nach unten! In Deutschland beispielsweise fielen sie von 9,5 Prozent bis ins Negative. Dabei befanden sich die Inflationsraten ab 2020 nur noch um die Null-Linie. Die Notenbanken versuchten durch Öffnung der Geldschleusen und Anleiheaufkäufe die Inflationsraten wieder nach oben in Richtung einer als ideal gesehenen Rate von zwei Prozent zu bringen. Die Wirkung der Geldschwemme blieb wider Erwarten aus und es schien sogar komplett zu verpuffen, ähnlich wie bereits seit vielen Jahren in Japan.