OPEC-Treffen enttäuscht
OPEC könnte letzte Karte ausgespielt haben - doch Ölpreis fällt weiter
Die OPEC+-Länder haben sich zu weiteren Produktionskürzungen durchgerungen, die Talfahrt der Preise wurde dadurch aber nicht gestoppt, im Gegenteil! Die Hintergründe.
- OPEC+-Länder beschließen weitere Produktionskürzungen, Preise sinken weiter.
- Kürzungen fallen geringer aus als erwartet, Details zur Durchsetzung unklar.
- USA erreichen Rekord-Rohölproduktion, OPEC-Aufgabe wird schwieriger.
Das mit Spannung erwartete OPEC+-Treffen ging mit einem enttäuschenden Ergebnis zu Ende. Marktteilnehmer wiesen darauf hin, dass die Kürzungen geringer ausfielen als erwartet und die Details zur Durchsetzung der Quoten unklar blieben.
Das um Russland erweiterte Kartell könnte mit den Kürzungen seine letzte Karte ausgespielt haben, schreibt Reuters-Kolumnist Clyde Russell. Zu groß ist die Uneinigkeit unter den Mitgliedsländern, um sich auf weiter gehende Schritte zu einigen. Zudem zeige die Marktreaktion, dass es ein Mythos sei, von einer weiterhin starken Ölnachfrage auszugehen.
Der Preis für West Texas Intermediate (WTI) sank um 2,4 Prozent auf unter 75,96 US-Dollar pro Barrel nach einer dramatischen Sitzung, die einen Großteil der Gewinne der Woche zunichte machte. Rohöl der europäischen Sorte Brent sackte ebenfalls um 2,4 Prozent auf 80,86 US-Dollar ab. Im Nachmittagshandel am Freitag in London und New York bauten die Preise ihre Talfahrt weiter aus.
Die Allianz kündigte an, dass im Januar zusätzliche Kürzungen der Ölproduktion um rund 900.000 Barrel pro Tag in Kraft treten werden, doch sind die Drosselungen weitgehend freiwillig.
"Was sich der Markt erhofft hatte, war eine einheitliche Stimme für vereinbarte Kürzungen", sagte Stewart Glickman, Analyst bei CFRA Research in New York, gegenüber Bloomberg. "Was wir stattdessen bekommen, ist eine Reihe von einzelnen freiwilligen Kürzungen der Saudis." Sein Kollege Christyan Malek von JPMorgan fügte gegenüber Reuters hinzu: "Die Marktreaktion deutet darauf hin, dass niemand an die Wirksamkeit der Kürzungen in vollem Umfang glaubt".
Angola hat sein neues Ziel bereits abgelehnt und erklärt, es werde weiterhin so viel Öl fördern wie bisher. Es bleibt abzuwarten, ob die anderen OPEC+-Mitglieder ihren Verpflichtungen nachkommen werden.
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Saudi-Arabien, der größte Produzent der Gruppe, verlängerte seine einseitige Kürzung um eine Million Barrel pro Tag bis Ende März. Der Ölpreis holte einen Teil seiner Verluste auf, nachdem bekannt wurde, dass Russland – zumindest offiziell – seine Exportkürzungen auf 500.000 Barrel pro Tag unter dem Mai-Juni-Durchschnitt erhöhen wird.
Ein Szenario, was passieren könnte, sollte der Streit zwischen den OPEC+-Ländern weiter eskalieren, haben die Rohstoff-Experten von BNP Paribas durchgespielt. Die Konsequenz wäre eine deutlicher Einbruch der Preise, wie wir es schon lange nicht mehr gesehen haben.
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Die USA meldeten am Donnerstag, dass die Rohölproduktion des weltgrößten Produzenten im September einen Rekordwert von 13,2 Millionen Barrel pro Tag erreicht hat, was die Schwierigkeit der OPEC-Aufgabe unterstreicht. Die Internationale Energieagentur erklärte Anfang des Monats, sie gehe davon aus, dass der Ölmarkt angesichts des reichlichen Angebots außerhalb der Erzeugergemeinschaft, einschließlich der starken Zufuhr aus den USA, wieder einen Überschuss aufweisen werde.
Die größte Neuigkeit des OPEC+-Treffens war, dass Brasilien der Allianz im nächsten Jahr beitreten wird. Der lateinamerikanische Produzent, der seine Produktion im nächsten Jahr auf 3,8 Millionen Barrel pro Tag steigern will, wird sich jedoch nicht an Produktionskürzungen beteiligen.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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