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    Begehrtes Metall  16085  0 Kommentare Kupfer-Superzyklus: Eine Rallye mit Hindernissen

    Das für die Energiewende so wichtige Metall ist derzeit knapp. Eigentlich beste Voraussetzungen für eine Rallye beim Kupferpreis. Warum die Lage doch nicht so einfach ist, erklärt unser Rohstoff-Experte Marcel Torney.

    Für Sie zusammengefasst
    • Kupferpreis steigt durch Angebotsverknappung in China auf über 4 US-Dollar / lb.
    • Chartanalyse zeigt mögliche Rallye, aber fundamentale Lage ist ambivalent.
    • Langfristig positive Perspektiven für Kupfer, aber kurzfristig eher langsame Entwicklung.

    Als kürzlich die Meldung über die Nachrichten-Ticker lief, dass in China einige größere Kupferhütten beschlossen haben, ihre Produktion aufgrund der hohen Kosten in einigen Anlagen drosseln zu wollen, stieg der Kupferpreis deutlich an. Das Zauberwort lautete in diesem Zusammenhang "Angebotsverknappung".

    Die Reaktion des Preises ließ nicht lange auf sich warten. Das Industriemetall nutzte die Gunst der Stunde und stieg auf über 4 US-Dollar / lb. Wie nachhaltig die Wirkung der Nachricht und damit einhergehend der Anstieg über diese psychologisch wichtige Marke sein wird, bleibt noch abzuwarten. Doch es würde eigentlich ins Bild passen, denn in der letzten Zeit mehrten sich die Stimmen derjenigen, die Kupfer vor einem starken Preisanstieg stehen sehen.

    Das Chartbild

    Für nicht wenige Marktakteure ist die Analyse eines Chartbilds der einzig gangbare Weg, um Entscheidungen an der Börse zu treffen. Das Motto: Alle Nachrichten und Erwartungen sind bereits eingepreist. Trends lassen sich analysieren und anhand dessen können Zukunftsszenarien entwickelt werden. Dabei ist der Begriff Chartanalyse durchaus ein wenig irreführend. Es ist vielmehr ein persönlicher Interpretationsansatz des jeweiligen Betrachters des Charts. Und so sieht meine Interpretation aus:



    Im oberen 5-Jahres-Chart von Kupfer (COMEX, in USD je lb) sind sehr schön die Ausläufer der knackigen Korrektur zu erkennen, in deren Würgegriff sich das Industriemetall bis zum Frühjahr 2020 befand. Im März 2020 näherte sich Kupfer gar gefährlich der Marke von 2 US-Dollar.

    Dieser Ausverkauf in Richtung 2 US-Dollar legte wiederum den Grundstein für die folgende Rallye, die mit imposant nur unzureichend beschrieben ist. Sie verdeutlichte zudem, welche Durchschlagskraft der Markt entwickeln kann, welche Aufwärtsbewegungen möglich sind.

    Bis Mai 2021 dauerte schließlich die Preisrallye. Kupfer nahm dabei den Preisbereich von 5 US-Dollar ins Visier, verpasste es aber, sich darüber festzusetzen. Bis zum Frühjahr 2022 versuchte Kupfer wiederum einige Male, die 5 US-Dollar knacken, scheiterte aber letztendlich mit dem Unterfangen. Im Ergebnis bildete sich im Bereich von 4,90 US-Dollar ein markanter Widerstandscluster aus, ehe das Industriemetall in eine weitere Korrekturphase stolperte.

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    Die Preisentwicklung der letzten Monate lässt sich nun wiederum in das Korsett einer großen symmetrischen Dreiecksformation (rot) pressen. Diese Formationen sind ambivalenter Natur. Zunächst kam es zu einem Ausbruch über die untere Begrenzung der Dreiecks, der aber durch einen sofortigen Preisanstieg neutralisiert wurde. Fehlausbrüche sind bei der Auflösung von symmetrischen Dreiecken nicht selten und gehören fast schon zum guten Ton.

    Spätestens mit der Bewegung über die 3,90 US-Dollar erlangte der Vorstoß Relevanz. Mit dem jüngsten Preisanstieg über die 4 US-Dollar öffnete sich nunmehr die Tür in Richtung 4,30 US-Dollar. Etwaige Rücksetzer sollten im besten Fall auf 3,90 US-Dollar begrenzt bleiben. Sollte es für Kupfer hingegen unter die 3,60 US-Dollar gehen, würde eine Neubewertung der charttechnischen Lage notwendig.

    Auf dem Weg zu einer Mega-Rally muss Kupfer aus charttechnischer Sicht noch einige Widerstände aus dem Weg räumen. Neben den 4,3 US-Dollar liegt noch im Bereich von 4,50 US-Dollar / 4,60 US-Dollar ein bedeutender Widerstandsbereich. Und nicht zuletzt müsste mit dem Preisbereich 4,90 US-Dollar / 5 US-Dollar ein ganz dickes Brett durchbohrt werden.

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    Die fundamentale Lage ist ambivalent

    Nachdem man nach der Bewertung der charttechnischen Perspektiven für Kupfer vorsichtig optimistisch sein kann, sollte das fundamentale Umfeld nun dieser Erwartungshaltung idealerweise standhalten. Macht es das? Ein ganz klares JEIN.

    Die Lagerbestände – vor allem an der bedeutenden LME (London Metal Exchange) – stehen bereits seit geraumer Zeit übergeordnet unter Druck. Sinkende Lagerbestände stützen tendenziell den Kupferpreis. Gleiches gilt für Nachrichten, die Probleme auf der Angebotsseite thematisieren – Meldungen über Produktionsstörungen in Minen oder aber Meldungen, wie die eingangs erwähnte. Davon gab es zuletzt einige.

    Demgegenüber stehen aber durchaus auch preisbelastende Faktoren. In Bezug auf die Nachfrage gibt es zahlreiche Fragezeichen; insbesondere in Bezug auf die chinesische. Einen guten Anhaltspunkt zur Bewertung der Nachfrageperspektiven geben die globalen Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe. Zuletzt gab es hier durchaus leichte Hoffnungsschimmer. Mehr aber auch (noch) nicht.

    Der Devisenmarkt spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Kupfer wird maßgeblich in US-Dollar gehandelt. Ein starker US-Dollar ist der Nachfrage daher nicht unbedingt zuträglich. Die Zinssenkungen durch die Fed werden kommen, doch sie verzögern sich. Und ob sie in dem von den Finanzmärkten „gewünschten“ Ausmaß kommen werden, bleibt ebenfalls abzuwarten. Vor diesem Hintergrund sollte man sich bereits den 20. März 2024 vormerken. Die US-Notenbank wird an diesem Tag ihre nächste Leitzinsentscheidung verkünden. Aktuell erfreut sich der Greenback durchaus noch einer robusten Verfassung.

    Zur Bewertung der Angebots-Nachfrage-Situation lohnt auch ein Blick in den aktuellen Ausblick der The International Copper Study Group (ICSG). Obgleich einschränkend erwähnt werden muss, dass dieser aus dem Oktober 2023 datiert. Um es kurz zu machen. Die ICSG erwartet für 2024 einen deutlichen Überschuss in Höhe von 467.000 Tonnen. Das Jahr 2023 wird in dem Bericht mit einem kleinen Defizit in Höhe von -27.000 Tonnen recht ausgeglichen erwartet. Für 2022 wurde in dem Bericht hingegen ein deutliches Defizit in Höhe von -461.000 Tonnen veröffentlicht. Zur Einordnung: Die Prognosen unterliegen „traditionell“ nicht gerade geringen Schwankungen. Insofern sind sie – wie alle Prognosen auch - mit einer gewissen Zurückhaltung zu bewerten. Man sollte diesbezüglich auch die monatlich veröffentlichten Bulletins der ICSG aufmerksam verfolgen.  

    Eine deutlich andere Einschätzung der Lage hatte man im Übrigen zum Jahreswechsel im Hause Goldman Sachs. Für 2024 erwartete die Investmentbank damals ein Defizit in Höhe von bis zu einer halben Millionen Tonnen Kupfer.

    Man darf also gespannt sein, welche Annahme sich im Laufe des Jahres durchsetzen wird.

    Saisonalität

    Nun ist die Saisonalität im Metallbereich nicht ganz so ausgeprägt, wie im Agrarbereich und auch wird sie eher von Nachfrageeffekten bestimmt, als im Agrarbereich von Angebotseffekten, die wiederum aus dem Verlauf der jeweiligen Erntesaison, resultieren. Doch es gibt durchaus saisonale Effekte bei Kupfer. Als alleiniges Bewertungskriterium taugt die Saisonalität natürlich nicht, doch in das große Bild einbezogen lassen sich durchaus interessante Erkenntnisse gewinnen. So weist der Kupferpreis in den ersten Monaten des Jahres eine positive Saisonalität auf. Diese Phase dauert üblicherweise bis in den April / Mai hinein an, danach kühlt sie zunächst ab.

    Kurzum

    Fasst man jetzt die aufgeführten Aspekte zusammen, dann ließe sich folgendes Bild zeichnen: Diejenigen, die stündlich den Start einer Mega-Rallye bei Kupfer erwarten, könnten enttäuscht werden.

    Vielmehr ist eine eher langsamere, aber durchaus positive Entwicklung zu erwarten, die aber immer wieder von Rückschlägen begleitet werden dürfte. Erst ein deutliches Signal, dass die (chinesische) Nachfrage anzieht, könnte einen nachhaltigen Preisanstieg initiieren. Insofern sollte man vielmehr in Etappen denken. Die entsprechenden möglichen Zielmarken wurden benannt.

    Der kurz- bis mittelfristig als leicht positiv zu bewertenden Perspektiven ungeachtet, sieht es langfristig für Kupfer deutlich besser aus. Allein das mögliche Nachfragepotenzial, welches sich unter anderem aus der angestrebten Energiewende abzeichnet, ist beachtlich. Doch bis dahin werden noch einige Jahre ins Land gehen.

    Aussichtsreiche Kupfer-Produzenten

    Die Perspektiven für Kupfer lassen natürlich auch Produzentenaktien aussichtsreich erscheinen. Vor allem diejenigen, die nebenbei noch eine adäquate Menge Gold zu Tage fördern, versprechen derzeit Kurspotenzial. Doch dazu in Kürze an dieser Stelle mehr.

    Autor: Marcel Torney, freier Redakteur, Rohstoffexperte

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