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    Vorstand im Interview  1785
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    mwb fairtrade: "Investoren müssen unbedingt ein fundamentales Auge haben"

    mwb fairtrade und AlsterResearch rücken eng zusammen. Davon sollen Unternehmen, Emittenten und die Aktienkultur profitieren, wie mwb-Vorstand Kai Jordan und Oliver Wojahn von mwb research erläutern.

    mwb fairtrade erhöht die Beteiligung an AlsterResearch, die zur mwb research umfirmiert. Aus der vertieften Zusammenarbeit sollen viele Vorteile für Unternehmen, Emittenten, Anleger und die Aktienkultur in Deutschland entstehen. In einem ausführlichen Interview sprechen mwb-Vorstand Kai Jordan und Oliver Wojahn von mwb research über die Pläne und Potenziale der Zusammenarbeit.

    Die mwb baut ihre Beteiligung an AlsterResearch aus. Wie viele Prozent halten sie künftig?

    Jordan: Die mwb hat offiziell angezeigt, dass sie ihren Aktienanteil an der AlsterResearch auf über 25 Prozent erhöht hat. Gleichzeitig ist damit auch klar, dass die mwb eine Beteiligung unter dem nächsten meldepflichtigen Schwellenwert von 50 Prozent erworben hat.

    Wie sehen die finanziellen Details der Vereinbarung aus?

    Wojahn: Über die genauen finanziellen Details haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Aber die Rahmenbedingungen werden von allen Seiten, die in diesen Aktiendeal involviert waren, als fair angesehen. Berücksichtigt wurden die hervorragenden Wachstumsperspektiven der AlsterResearch wie aber auch die für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit in den letzten Jahren. AlsterResearch, das Unternehmen firmiert jetzt als mwb research, verbleibt unter dem Haftungsdach der mwb und zahlt im Gegenzug einen marktüblichen Anteil an den Platzierungsprovisionen.

    AlsterResearch und mwb wollen die Zusammenarbeit im Bereich Corporates & Markets intensivieren. Wie sollen diese „maßgeschneiderten Lösungen rund um die Kapitalmarktpräsenz“ genau aussehen?

    Jordan: Wir kombinieren die Leistungen eines der führenden Market Makers mit der reichweitenstärksten Research-Plattform in Deutschland. Davon werden die Emittenten, die wir im Designated Sponsoring und Research begleiten, durch eine noch bessere Sichtbarkeit profitieren. Beide Dienstleistungen werden oft im Paket nachgefragt. Der Designated Sponsor, die mwb, ist direkt im Handel der Aktie aktiv und informiert über das Tagesgeschehen, während der Aktienanalyst von mwb research die fundamentalen Gründe für Kursbewegungen nachvollziehen kann. So erhält der Emittent alle notwendigen Informationen über seine Aktie aus einer Hand und kann seine Kapitalmarktaktivitäten darauf abstimmen. Zusätzlich können Bewertung von Kapitalmarktkandidaten, Strukturierung von Transaktionen, Market-Sounding, Platzierung und Abwicklung von Transaktionen aus einer Hand organisiert werden. Damit werden die Erfolgsaussichten deutlich verbessert. Durch die Verbindung der Mitarbeiter von mwb und mwb research entsteht eine additive Vertriebskraft.

    Wie sehr wird die Partnerschaft die Zahlen für 2024 und 2025 beeinflussen?

    Oliver Wojahn (Foto): Generell erwarten wir uns von der noch intensiveren Zusammenarbeit für beide Seiten einen Wachstumsschub. Auf der einen Seite haben wir die Möglichkeit unser Produktangebot weiter auszubauen und für unsere Kunden zu optimieren, auf der anderen Seite wird mwb research im Markt durch die Partnerschaft mit einer Wertpapierhandelsbank anders wahrgenommen. Diese strategische Partnerschaft ist langfristig angelegt – die Leistungen eines führenden Market Makers werden mit der reichweitenstärksten Research-Plattform in Deutschland kombiniert.

    Was wird sich künftig auf der digitalen Plattform „ResearchHub“ von mwb research ändern?

    Wojahn: Grundsätzlich wird sich nichts ändern: der ResearchHub bleibt eine kostenlose, offene Plattform für professionelles Aktienresearch und Events mit Entscheidungsträgern börsennotierter Unternehmen. Damit halten wir an einem Konzept fest, das vom Markt hervorragend angenommen wird und mittlerweile 30.000 Nutzerinnen und Nutzer hat. Aber natürlich werden wir den ResearchHub funktional weiterentwickeln: So haben wir in diesem Jahr einen geschützten Bereich für Emittenten eingeführt, in dem z.B. Investorenprofile von Veranstaltungsteilnehmern eingesehen werden können. Darüber hinaus bauen wir derzeit die Funktionen für Investoren mit User-Account aus, zum Beispiel können dort Event-Anmeldungen komfortabel verwaltet werden. Damit ist der ResearchHub nicht nur die führende offene Plattform für professionelles Aktienresearch in Deutschland, sondern auch eine leistungsfähige Event-Plattform.

    Durch das Zusammengehen sollen Dienstleistungen rund um Kapitalerhöhungen, IPOs, Umplatzierungen oder Anleiheemissionen aus einer Hand angeboten werden. Wie sehr erleichtert dies das Arbeiten, wie sehr werden die Erfolgsaussichten bei solchen Kapitalmaßnahmen dadurch gesteigert?

    Jordan: Strukturierung, Research-Erstellung, Market-Sounding, Platzierung und technische Abwicklung kommen aus einer Hand. Durch die enge Zusammenarbeit können diese Leistungen besser koordiniert werden, was die Erfolgsaussichten einer Transaktion deutlich verbessert. Schließlich entsteht durch die Verbindung der Sales-Mitarbeiter von mwb und mwb research eine noch tiefere Marktdurchdringung.

    Sie sprechen in ihrer Pressemitteilung auch von Investorenkonferenzen. Wird der bisherige Service von AlsterResearch auf diesem Gebiet erweitert werden?

    Wojahn: AlsterResearch blickt auf einen guten Track-Record zurück: Unser Schwerpunkt wird digital bleiben. Spätestens seit dem Jahr 2020, mit der Einführung der Möglichkeit von nicht physischen Hauptversammlungen, hat sich die Welt verändert. Auch Konferenzen finden vermehrt online statt, was für Unternehmen und Investoren deutlich weniger zeitintensiv ist. Im Jahr 2023 haben wir sechs gut besuchte Themenkonferenzen durchgeführt, in diesem Jahr bereits eine zu Health Care und eine zu Wasserstoff. Die stetig steigenden Teilnehmerzahlen haben uns darin bestärkt, unser Angebot an Investorenkonferenzen weiter auszubauen. Wir führen aber auch ein neues Format ein: die German Small Cap Select. Am 9. April findet die Auftaktveranstaltung mit zehn Unternehmen aus dem SDAX statt. Künftig planen wir drei bis vier solcher Konferenzen im Jahr. Außerdem veranstalten wir auch weiterhin regelmäßig Roundtables und Earnings Calls. Um die am schnellsten wachsende Eventplattform am deutschen Markt weiter auszubauen, werden wir im Jahr zukünftig 100 Events durchführen.

    Wie viele Unternehmen sollen künftig von ihnen gecovert werden?

    Wojahn: Wir hatten vor drei Jahren die Idee, mit dem ResearchHub ein Tool für professionelle Aktien-Investoren mit dem Schwerpunkt DACH-Region zu etablieren. Wir covern heute schon 100 Unternehmen und führen regelmäßige Veranstaltungen durch. Nun verfolgen mwb und mwb research einen gemeinsamen Matchplan, der dazu führen wird, dass wir die Skalierung weiter vorantreiben und die Coverage stetig und signifikant weiter ausbauen.

    Aus AlsterResearch wird mwb research. Der neue Name muss am Markt eingeführt und bekannt gemacht werden. Ein schwieriger Schritt?

    Wojahn: Es ist ein Schritt mit dem sprichwörtlichen lachenden und weinenden Auge. Wir sind uns bewusst, dass AlsterResearch zu einer positiv besetzten Marke in der DACH-Region geworden ist. Dafür hat unser Team in den letzten Jahren hart gearbeitet und es ist schon eine gehörige Portion Wehmut dabei, dies aufzugeben. Andererseits freuen wir uns, dass wir mit der mwb einen starken Partner gewinnen konnten, der uns zudem das Vertrauen schenkt, mit seiner Marke am Markt aufzutreten. Wir haben keinen Zweifel, dass mwb research schnell als der verlässliche Partner wahrgenommen wird, der AlsterResearch war. Schließlich gibt es noch einen wichtigen Faktor, der uns die Umfirmierung erleichtert: Unsere Plattform, der ResearchHub, war schon immer markenneutral gestaltet, so dass hier keine Neueinführung notwendig ist.

    Durch die Kooperation erweitert sich die Produktpalette bei AlsterResearch. Was kommt neu hinzu?

    Wojahn: Ein Beispiel hierfür ist ein Paketangebot aus Designated Sponsoring und Equity Research der mwb und mwb research.

    Jordan: Der Designated Sponsor, die mwb, ist nah am Börsengeschehen und sieht die Bewegungen in der Aktie, während der Aktienanalyst von mwb research die fundamentalen Gründe für Kursbewegungen nachvollziehen kann. Der Emittent und Kunde bekommt alle notwendigen Informationen über seine Aktie aus einer Hand. Damit können seine Kapitalmarktaktivitäten schneller und auf einer breiteren Datenbasis abgestimmt werden.

    Sind die vielen neuen Broker, Neo-Broker und Online-Broker, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, für ihr Geschäft hilfreich?

    Jordan: Indirekt auf jeden Fall. Gerade die Online- und Neo-Broker stehen für eine Digitalisierung und Demokratisierung des Kapitalmarktes, vertreten also die gleichen Werte wie wir und führen zu einem Umdenken, nicht nur im Retailbereich, sondern auch bei den professionellen Marktteilnehmern.

    Welche Zielgruppen sollen künftig von mwb research besonders angesprochen werden?

    Wojahn: Auf der Emittentenseite sind dies nach wie vor Small- und Mid-Caps mit Schwerpunkt in der DACH-Region. Auf der Investorenseite sind durch MiFID II viele kleinere professionelle Adressen wie Boutique-Fonds, unabhängige Vermögensverwalter oder Family Offices vom Banken- und Brokerresearch abgeschnitten. Um diese mit qualitativ hochwertigen Analysen zu versorgen, bleibt nur der Weg über das Sponsored Research, weshalb hier unsere Kernzielgruppe liegt. Diese Erkenntnis setzt sich auch bei einigen größeren Unternehmen durch, weshalb die Akzeptanz von Emittenten-finanziertem Research auch dort wächst. Im Übrigen ist diese Erkenntnis im UK-Markt schon viel früher gereift und mit dem Konzept des Corporate Broker umgesetzt worden.

    Wie sehen sie die aktuelle Konkurrenzsituation am deutschen Markt?

    Wojahn: Im Bereich Sponsored Research würden wir drei Gruppen von Wettbewerbern unterscheiden. Erstens die klassischen Research-Boutiquen, die klein und bankenunabhängig sind. Sie verfügen typischerweise über langjährige Kontakte zu Emittenten und oft auch über erfahrene Analysten, die ihr Handwerk verstehen. Die Herausforderung für diese Unternehmen besteht darin, sich den neuen Anforderungen des Marktes zu stellen und leistungsfähige digitale Plattformen aufzubauen, ohne die eine konkurrenzfähige Reichweite heute nicht erzielbar ist.

    Jordan:  Am anderen Ende des Spektrums stehen die etablierten Banken, die das klassische Brokerage-Modell mit dem Sponsored-Research-Modell kombinieren, das heißt das Research wird teils vom Investor, teils vom Emittenten bezahlt. Diese können aus regulatorischen und organisatorischen Gründen keine offenen digitalen Plattformen für den Vertrieb aufbauen, verfügen aber über große Sales-Abteilungen, die persönliche Kontakte zur Buy-Side pflegen. Allerdings handelt es sich dabei meist um größere Investoren, deren Anlagerichtlinien oder Investmentphilosophie ein Engagement in sehr kleine Unternehmen nicht zulassen.

    Wojahn: mwb research zählt sich zur dritten Gruppe, den digitalen Playern. Durch unser Geschäftsmodell haben wir mehr regulatorische Freiheiten als etablierte Banken und nutzen diese, um offene Research- und Eventplattformen aufzubauen. Diese Plattformen entsprechen in Funktionalität und Design den aktuellen Erwartungen der Investoren. Die dadurch gewonnene Reichweite kommt auch den Emittenten zugute, so dass diese Gruppe deutlich Marktanteile gewinnt.

    Wie ist es möglich, Aktien für die breitere Masse interessant zu machen?

    Jordan: Es ist ein Kulturwandel nötig, der erfahrungsgemäß viel Zeit braucht. Hoffnung machen uns die jungen Berufstätigen, von denen viele während der Corona-Pandemie im Homeoffice in den Aktienmarkt eingestiegen sind. Geholfen haben dabei sicher auch Online- oder Mobile-Broker wie Trade Republic, eToro, Smartbroker oder Scalable, die mit hohen Marketingbudgets, verspielten Apps und Kampfpreisen die Eintrittsschwelle für Neueinsteiger gesenkt haben. Und diese Kohorte neuer Privatanleger scheint uns in ihrer Herangehensweise größtenteils sehr rational zu sein und investiert zum Beispiel über Sparpläne regelmäßig in Aktien-ETFs. Für die Akzeptanz der Aktie wäre sicherlich auch ein nüchterner Ton in der öffentlichen Diskussion hilfreich, bei der Aktienrente war ja auch viel Polemik zu hören. Schlussendlich lebt die Aktienkultur von einem Zugang zu qualitativ hochwertigen Informationen, dazu wollen wir mit dem ResearchHub unseren Beitrag leisten.

    Wie sehen sie die künftige Entwicklung im Bereich Small und Mid Caps?

    Jordan: Seit der zwischenzeitlichen Explosion der Inflationsraten in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sich das Umfeld für Finanzprodukte von Small- und Mid-Cap-Unternehmen insgesamt als recht – wie sagt man heute – herausfordernd dargestellt. Im Bereich der Minibonds kam es zu einigen Ausfällen und durch das zunächst schwierige Umfeld auch für Aktien lag der Schwerpunkt der Investoren im Bereich eher auf den großkapitalisierten Werten mit hoher Liquidität. Das Ganze wurde durch den Boom bei ETF-Investments und die Aufwärtsentwicklung bei den großen Technologiewerten kontinuierlich unterstützt. Das Interesse an bestehenden und neuen Emittenten hatte gerade für Werte mit geringerer Marktkapitalisierung unter dem vergleichsweise hohen allgemeinen Zinsniveau gelitten. Diese Entwicklung ist nicht untypisch und unsere Dienstleistungen zielen ja auch darauf ab, hier ein Stück weit gegenzusteuern.

    Nun zeichnet sich aber langsam eine Entspannung bei den Inflationsraten ab und die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks signalisieren gute Chancen für erste Zinssenkungen in den nächsten Monaten. Die Märkte nehmen diese Entwicklung bereits vorweg. Die Bewegungen beim SDAX oder auch dem marktbreiten Russell 2000 Index in den USA zeigen bereits an, dass der Markt hier mehr Breite bekommt. Somit könnten Investments in Unternehmen aus dem KMU-Segment in den nächsten 12 Monaten weiter reüssieren. Investoren müssen hier aber unbedingt ein fundamentales Auge haben. Dieser Anforderung kommen wir mit unserem Angebot entgegen.

    IPOs und IBOs waren zuletzt eher rar gesät. Wird sich daran kurz- und mittelfristig etwas ändern?

    Jordan: Wir beobachten in den letzten zwei Jahren auch immer wieder Delistings. Das ist schade - liegt aber eben auch an dem vorstehend beschriebenen Umfeld. Wir sind aber überzeugt, dass sich diese Entwicklung wieder umkehren wird, wenn sich die Marktsituation wie erwartet verbessert. Es gibt da einige Kandidaten am Horizont, die sich langsam in die Startlöcher begeben.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreetONLINE mit der Redaktion von www.4investors.de.

     



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