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    Chips  341  0 Kommentare Die Meinungen gehen auseinander

    Die Akteure und Beobachter des Geschehens im Chip-Sektor sind in zwei Lager gespalten. Die einen sagen, es war noch nie so schlimm, jetzt kann es nur noch besser werden. In diesem Sinne äußerte sich zum Beispiel gestern der einflussreiche Chip-Analyst Jonathan Joseph von Salomon Smith Barney 180073. Auch James Bagley, der Chef von Lam Research, einem bedeutenden Chip-Equipment Anbieter, schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich kann kaum glauben, dass wir dem Boden nicht nahe sind.“ Sein Unternehmen hatte im letzten Quartal einen Auftragsrückgang um 60% hinnehmen müssen 180443. Das ist noch gar nichts gegen Cypress Semiconductor. Dort hatte man offenbar drei Monate lang auf neue Aufträge gewartet – vergebens.

    Der gegenwärtige Niedergang - der vielleicht schlimmste seit 1986, als die Chip-Umsätze um 17% einbrachen - hat viele Gründe: Einerseits schwächt sich die US-Wirtschaft ab, anderseits haben die Chip-Kunden in Befürchtung einer Verknappung des Chip-Angebots im letzten Jahr kräftig bestellt, mehr jedenfalls, als zu normalen Zeiten. Dieses Verhalten hatte sich bis in die Endmärkte fortgesetzt mit dem Ergebnis, dass nun vielfach Überkapazitäten bestehen. Die Läger sind voll. Der Überbestand reduziert sich nur langsam, weil die Wirtschaft auf der Stelle tritt. Hinzu kam als Randerscheinung auch noch das Sterben der „dot.coms“, die mit wenig tragfähigen Geschäftsmodellen in der schlechten Börsensituation nicht mehr an weitere frische Mittel kamen.

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    Jonathan Joseph glaubt, dass nach der Spitze im Auftragseingang der Chip-Industrie vor etwa neun Monaten, der fundamentale Boden wohl im Juli erreicht werde und eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte anstehe. Er sieht die Bereinigung der Lagerbestände in ihrer Endphase, ein neuer Wachstumszyklus könnte bald beginnen.

    Das andere Meinungslager vertritt die These: Jetzt ist es in so kurzer Zeit so schlimm gekommen, warum soll es nicht noch schlechter werden?

    Erst vor wenigen Tagen sagte Halbleiter-Analyst Dan Niles von Lehman Bros.: „Es hat 12 Monate gedauert, das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herbeizuführen. Es wird noch sechs bis neun Monate dauern, bis wir einen Boden sehen.“ Nach seiner Meinung ist es zwar denkbar, dass im August der Tiefstand bei den Umsätzen erreicht werde, aber die dann weiter schwache Nachfrage werde sehr wahrscheinlich noch einige Quartale andauern. Viel hänge da natürlich von der weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft ab.

    Der letzte ausgeprägte Rückgang der Chip-Industrie fand 1996 statt, ausgelöst durch asiatische Einflüsse. Dieses Mal sei es weit schlimmer, findet Niles. 1996 sei nur die PC-Industrie betroffen gewesen, während sich die meisten anderen Abnehmerbranchen weiter stark entwickelten. Auch die US-Wirtschaft hätte sich damals insgesamt robust gezeigt. Heute sei das alles anders. Nahezu jeder Endmarkt der Halbleiterindustrie sei schwach. Noch dazu scheint sich die Wirtschaftschwäche auf einige europäische und asiatische Märkte auszudehnen.

    W.R. Hambrecht Analyst Jim Liang meint: „Wir durchleben gerade den schlimmsten Teil der Lagerkorrektur und der Umsatzrückgang der Chipindustrie beschleunigt sich sogar noch.“ Er glaubt an erste leichte sequentielle Umsatzzuwächse im Verlauf des dritten Quartals.

    So weit auseinander sind die Meinungen dieser drei prominenten Chip-Analysten nicht – zumindest nicht was den Zeitraum einer möglichen Bodenbildung betrifft, auch wenn der eine das Glas noch halb leer, der andere es hingegen schon halb voll findet. Wie schnell sich die Erholung der Chip-Industrie nach dem Boden irgendwann im dritten Quartal vollzieht, hängt wesentlich davon ab, wie aggressiv weitere Zinsschritte durch die US-Notenbank ausfallen und wie fruchtbar der Boden dann (noch) ist, auf den sie fallen.

    Wenn die Wirtschaft doch in eine Rezession fallen sollte, wird man neu nachdenken müssen. Zurzeit scheinen die Aktienmärkte dieses Szenario für weniger wahrscheinlich zu halten. Sie „denken“ sechs bis neun Monate voraus. Unterstrichen wird das durch die weiterhin beeindruckend starken Aktien der Chip-Equipmenthersteller. Deren Vorlauf ist besonders groß, dauert es doch leicht 12 bis 18 Monate vom Auftrag bis zur vollen Produktivität einer solchen Anlage.

    Seit 1950 sind im Halbleitergeschäft grob etwa vierjährige Zyklen festzustellen, wenngleich es auch immer wieder Sondereffekte gab, die das Bild störten. Über die gesamte Zeit gerechnet, ist die Halbleiterindustrie im Jahresdurchschnitt um 17% gewachsen.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Chips Die Meinungen gehen auseinander Die Akteure und Beobachter des Geschehens im Chip-Sektor sind in zwei Lager gespalten. Die einen sagen, es war noch nie so schlimm, jetzt kann es nur noch besser werden. In diesem Sinne äußerte sich zum Beispiel gestern der einflussreiche …

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