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     1804  0 Kommentare Das Ende der Finalen Senkrechten ?

    Ein Advent in der Fahnenstange

    Alle Dinge kann man von verschiedenen Seiten aus betrachten. Manche Dinge MUSS man sogar von verschiedenen Seiten aus betrachten, weil man ansonsten Schiffbruch erleidet. Die Finanzmärkte gehören dazu. Denn Märkte können nur dann funktionieren, wenn es zwei Marktseiten gibt – und damit zwei diametral gegeneinander stehende Sichtweisen der Zukunft. Sie, liebe Leser, verstehen das ganz sicher. Die meisten Finanzmarktakteure hingegen verstehen es nicht. Es ihnen beibringen zu wollen, ist sinnlos. Und es wäre auch dumm. Denn wie könnte man selbst Gewinne einfahren, wenn man sie nicht von den Verlierern einfahren würde?

    In meinem neuen Buch habe ich es auf die Formel gebracht: Finanzmärkte können immer nur dann funktionieren, wenn diejenigen, die die Dinge richtig verstehen, jemanden finden, der sie entweder falsch oder gar nicht versteht, und jeder, der sie falsch oder gar nicht versteht, jemanden findet, der sie richtig versteht, wobei beide vorher noch nicht wissen, wer wer von beiden ist.

    In diesem Buch habe ich auch versucht, diesen Faden noch etwas weiter zu spinnen. Denn was heißt das eigentlich für die Marktwirtschaft als Ganzes, wenn es immer ein Gleichgewicht aus Klugen und Dummen gibt – und zwangsläufig geben muss, weil niemand im vorhinein wissen kann, zu welcher Gruppe er einmal gehören wird. Widerspricht damit nicht die Marktwirtschaft den Gesetzen der Evolution? Denn die Evolution erfordert doch, dass sich die Klugen gegen die Dummen durchsetzen. Kann es daher vielleicht sein, dass die Marktwirtschaft im Allgemeinen und die Finanzmärkte im Besonderen verhindern, dass wir Menschen lernen? Und damit die Evolution in unerträglicher Weise behindern?

    Wenn man nur einmal aus dem Fenster schaut, kann man sich des Eindruckes nicht verschließen, dass an dieser These etwas dran ist. Eine Adventszeit mitten in der Finalen Senkrechten ... Wir alle glauben zu verstehen, was wir letztlich gar nicht verstehen können – anstatt uns dem Nichtverstehen zu fügen. Und natürlich mein Buch zu lesen. Ich wünsche eine gesegnete Adventszeit!

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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