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     4937  0 Kommentare Die letzten Raketen

    Da macht es plötzlich „plumps“

    Es gibt Raketen, die fliegen in den Himmel und verbrennen dort. Es gibt allerdings auch Raketen, bei denen man schon im Vorhinein merkt, dass irgendetwas an ihnen nicht stimmt. Der Satz „Die Anleger kehren an die Märkte zurück“ ist so ein Satz. Da fragt man sich, wer denn die Aktien vorher besessen hat. Und vor allem – in die Zukunft gewandt: Wer wird wohl einmal die Aktien besitzen, wenn die Anleger den Märkten den Rücken kehren?

    Auch so eine Rakete ist der Merkel-Satz „Der Aufschwung ist jetzt unten angekommen“. Über diesen Satz muss man wirklich einmal in Ruhe nachdenken. Der Aufschwung, der nach oben geht, ist jetzt unten angekommen. Bedeutet das nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes?

    Noch besser als die Raketen ist jedoch das Bleigießen. Da macht es plötzlich „plumps“ und niemand weiß, wie das sich ergebende Klümpchen dann zu interpretieren ist. Im Jahr 2008 bahnen sich zwei einschneidende Veränderungen an. Das Rauchen in Kneipen und Restaurants wird dann verboten sein. In der ansonsten fehlgeschlagenen Revolution von 1844 war das öffentliche Rauchen eine der Forderungen des Volkes. Jetzt, weit mehr als 150 Jahre später, dreht sich das Rad der Geschichte nun wieder zurück. Jetzt sind wir also plötzlich wieder mitten im 19. Jahrhundert – im Obrigkeitsdenken, in der Industriellen Revolution, dem Freihandel, dem Goldstandard.

    Und 2008 wird das letzte Jahr sein, indem man auf steuerfreie Aktienkursgewinne setzen kann. Wer 2008 noch kauft, wird auf Lebenszeit die Gewinne steuerfrei einfahren. Sagt die Politik jedenfalls jetzt. Eigentlich darf man da gar nicht widerstehen. Das größte Steuerschlupfloch in der Geschichte der Bundesrepublik wird geschlossen, doch man kann sich den Zugang weiterhin sichern. Eine bessere Diskont-Anlage ist kaum denkbar.

    Dennoch beschleicht mich der Verdacht, dass derartige Veränderungen stets an historischen Wendemarken initiiert werden. Denn Steuerfreiheit nützt ja nur dann etwas, wenn es auch Gewinne gibt. Doch sieht es da wirklich so rosig aus? Auf jeden Fall scheint 2008 wirklich ein Jahr der Weichenstellung zu werden.

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    So wie 2007 auch. Und 2006, 2005, 2004, 2003, 2002, 2001 und die Jahrtausendwende sowieso.

    In diesem Sinne die besten Wünsche zum Neuen Jahr! Und einen guten Rutsch dahin.



    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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