Hoffentlich!
Die Strategie der Verhoffentlichung
Es geht ja wirklich heftig zur Sache. Der Dow Jones hat bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres die gesamten Gewinne des Vorjahres wieder abgegeben. Und auch die deutschen Aktien werden heftig gebeutelt. „Die Party ist vorbei! Dreht die Musik lauter!“, schreibt ein Pessimist und wähnt sich endlich am Ziel.
In einem Internet-Forum sieht ein bekannter Skeptiker nach langen Jahrzehnten jetzt seine Theorie bestätigt: „Game over!“ meldet er: „Hebt Morgen Früh bitte alles ab: Das Vertrauen ("credere" = Kredit) hat sich endgültig aufgelöst.“
Was daran besonders interessant ist: Niemand scheint ihm zu glauben und sich danach zu richten. Selbst diejenigen, die seit langer Zeit in Krisensichten schwelgen, halten das für übertrieben.
In einem alten Buch habe ich die Wortschöpfung „verhoffentlicht“ gefunden. Besser kann man die Gegenwart sicher kaum ausdrücken. Es sieht nicht gut aus, aber bisher ist ja alles immer gut gegangen. Selbst die eingeschworenen Pessimisten sind eigentlich gar nicht wirklich pessimistisch. Seit Jahrzehnten ist das auch eine erfolgreiche Strategie. Aber es ist die Strategie der Verhoffentlichung.