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     3787  0 Kommentare Hoffentlich!



    Die Strategie der Verhoffentlichung

    Es geht ja wirklich heftig zur Sache. Der Dow Jones hat bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres die gesamten Gewinne des Vorjahres wieder abgegeben. Und auch die deutschen Aktien werden heftig gebeutelt. „Die Party ist vorbei! Dreht die Musik lauter!“, schreibt ein Pessimist und wähnt sich endlich am Ziel.

    In einem Internet-Forum sieht ein bekannter Skeptiker nach langen Jahrzehnten jetzt seine Theorie bestätigt: „Game over!“ meldet er: „Hebt Morgen Früh bitte alles ab: Das Vertrauen ("credere" = Kredit) hat sich endgültig aufgelöst.“

    Was daran besonders interessant ist: Niemand scheint ihm zu glauben und sich danach zu richten. Selbst diejenigen, die seit langer Zeit in Krisensichten schwelgen, halten das für übertrieben.

    In einem alten Buch habe ich die Wortschöpfung „verhoffentlicht“ gefunden. Besser kann man die Gegenwart sicher kaum ausdrücken. Es sieht nicht gut aus, aber bisher ist ja alles immer gut gegangen. Selbst die eingeschworenen Pessimisten sind eigentlich gar nicht wirklich pessimistisch. Seit Jahrzehnten ist das auch eine erfolgreiche Strategie. Aber es ist die Strategie der Verhoffentlichung.



    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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