US-Infrastruktur-Chips gewinnen zweistellig

Die Aktien von Herstellern von Netzwerkchips notieren am heutigen Mittwoch sehr komfortabel im Plus. Das ist umso erstaunlicher, als Nortel gestern nach Börsenschluss eine weiter drastische Gewinnwarnung herausgegeben hat 226123. Wenn es einem der größten Anbieter von Netzwerkausstattung weltweit schlecht geht, sollte das auch für die Hersteller der dazu erforderlichen Vorprodukten gelten. Zuletzt hatte erst eine kräftige Umsatzwarnung abgegeben 226030 und daraufhin zeitweise mehr als 20 Prozent Kurswert verloren.

Die Ursache für den kräftigen Rebound der Aktien von AMCC, PMC-Sierra, TranSwitch, Marvell, Vitesse und anderen ist denn wohl auch eher darin zu suchen, dass immer mehr Stimmen meinen, die Chip-Aktien seien insbesondere nach dem 11. September zu kräftig verprügelt worden 225975.

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Greg McClenon, Research-Direktor bei Hotovec & Pomeranz meldet sich denn auch heute zu Wort und meint, diese hochvolatilen Aktien gehörten jetzt zu den besten Schnäppchen der Hochtechnologie. Andere Analysten widersprechen. Die Unternehmen würden erst frühestens in 18 Monaten wieder Gewinn machen. Sie sorgen sich um Schuh und Strümpfe von McClenon, die er mit seiner jetzt geäußerten Meinung sicherlich verlieren werde.

McClenon hingegen glaubt, die Rose auf der Müllhalde gefunden zu haben: „Wir sehen erste Zeichen einer noch instabilen Belebung der Auftragseingänge. In den nächsten drei Wochen der Quartalsmeldungen werden wir hören, dass die Unternehmen mit steigenden Umsätzen im nun angelaufenen Vierteljahr rechnen.“ Für ihn sind die Unternehmen im historischen Vergleich unterbewertet. So sei das Verhältnis zwischen Kurs und Umsatz bei Vitesse auf etwa 3 abgesunken und sei damit so niedrig wie zuletzt 1995. Normalerweise läge das Multiple bei rund 10. Bei PMC-Sierra müsse man sogar bis 1990 zurückgehen, um einen vergleichbaren Wert zu finden. Die seit 1997 börsennotierte AMCC wird bei einem KUV von etwa 5 gehandelt. Dieser Wert wurde zuletzt 1998 erreicht.

Historische Bewertungsvergleiche sind problematisch. Insbesondere Netzwerkinfrastruktur-Aktien haben seit 1999 vom massiven Ausbau der weltweiten Kommunikationsnetze profitiert. Jetzt werden überall Überkapazitäten festgestellt, die daran zweifeln lassen, ob die Geschichte zumindest in den nächsten Jahren einfach wird fortgeschrieben werden können. Die Kurse haben entsprechend reagiert und seit Jahresanfang bis zu 90 Prozent verloren.

„Klar, “ sagt Karl Motey, Analyst bei First Union Securities. „Es kommt die Zeit, da wollen alle diese Aktien wieder haben, aber vorher kommen noch mehr schlechte Nachrichten. Daher dürfte es für mindestens die nächsten drei Monate totes Kapital sein, wenn man heute in diese Titel investiert.“

Wall Street-Analysten sind nahezu einheitlich negativ gegenüber den Netzwerk-Infrastruktur-Aktien eingestellt. Die meisten sehen frühestens zum Jahresende den Turnaround dieser Werte. Und mit einer wirklichen Geschäftsbelebung rechnen sie nicht vor dem dritten Quartal 2002. McClenon jedoch glaubt, die schlechten Neuigkeiten seien in den Kursen enthalten und die Bewertung sei phantastisch (niedrig).

Die PMCC-Aktie steigt um 20 Prozent auf 11,87 Dollar. Ihr 52-Wochen-Bereich liegt zwischen 9,40 und 224,62 Dollar. Der TXCC-Schein steigt um 18 Prozent auf 2,63 Dollar. Sein 52-Wochen-Bereich liegt zwischen 2,80 und 74,69 Dollar. Das AMCC-Papier gewinnt 17,8 Prozent auf 7,40 Dollar. Sein 52-Wochen-Bereich liegt zwischen 6,23 und 109,25 Dollar. Der Philadelphia-Semiconductor-Index steigt um 5,6 Prozent auf 374,5 Punkte.

Ob sich hinter dem heutigen Anstieg der Infrastruktur-Chips mehr verbirgt als eine technische Reaktion, die durch eine spektakuläre Empfehlung ausgelöst wurde, ist schwer zu beurteilen. Eine langfristige Kaufgelegenheit sind sie wohl erst dann, wenn ernst zu nehmende Neuigkeiten den Turnaround des Geschäfts der Hauptabnehmer anzeigen. Hier dürfte nach wie vor Leitfunktion haben.